Vom Sammeln und wieder Weggeben

Manchmal ist die blogrelevante Erlebnisdichte nicht sehr hoch – solche Phasen gehen oft mit einem erhöhten Arbeitsaufkommen in Sachen Broterwerb einher … Soll mir recht sein!

Gestern aber hatte ich ein wenig Zeit und es trieb mich mal wieder zum Haushaltsauflöser meines Vertrauens – besser gesagt: in dessen Schallplattenecke, die von Herrn B. so liebevoll gepflegt wird. Auch diesmal fuhr ich nicht ohne ein paar Neuerwerbungen in Vinyl wieder nach Hause. Meine Absicht war es jedoch, eine größere Anzahl von Schallplatten loszuwerden.

PlattenregalAufmerksamen Lesern wird es nicht entgangen sein, dass ich zwar auch klassische Musik höre, diese aber keinen Schwerpunkt meiner sammlerischen Bemühungen darstellt. Ich freue mich jedoch, sehr viele bedeutende Werke aus dem Bereich der klassischen Musik in meinen Regalen stehen zu haben.

Nun ist es allerdings so, dass man bei der Übernahme musikalischer Nachlässe in Form von Schallplatten keine Rosinenpickerei betreiben kann. Im Normalfall wollen die Erben „den alten Kram“ auf einen Schlag loswerden. Auf dem Flohmarkt ist es mir schon passiert, dass mir Angebote gemacht werden wie „… nur 20 Euro, wenn Du die ganze Kiste nimmst!“ – so kommt man zu jeder Menge von dem, was ein Angler „unerwünschten Beifang“ nennen würde. Das Ergebnis: man hat gerade auf dem Gebiet der klassischen Musik bald alles doppelt und dreifach in der Sammlung. Das treibt manchmal seltsame Blüten: Mozarts „Kleine Nachtmusik“ und Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ habe ich jeweils acht mal im Regal stehen. Ich bin allerdings kein vergleichender Hörer, was soll ich also mit dem vielen Zeug?

Ich sammle Platten ja nicht um ihres bloßen Besitzes willen, sondern fürs Hörvergnügen. Die Musik soll auch mal auf den Plattenteller! Vor etwa zwei Wochen, als ich mal wieder mühsam Platz für weitere Platten schaffen musste, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: wenn was Neues dazu kommt, muss was Altes weg! Ich holte also ein paar Kartons vom Dachboden und nach ein paar Stunden hatte ich um die 250 Platten aussortiert – hauptsächlich klassische Musik. Gestern schließlich hievte ich die Kartons in mein Auto und lieferte sie im sozialen Kaufhaus bei Herrn B. ab. Er wird die Platten sichten, ein wenig mit Mikrofaser-Tüchern abwischen, der einen oder anderen eine neue Innenhülle verpassen und sie dann in seine Regale einsortieren. Und wenn alles gut geht, werden die Platten für einen Euro das Stück einen neuen Besitzer finden …

Die Erfahrung, dass das Weggeben mir überflüssig gewordener Gegenstände ungeheuer viel Freude machen kann, ist mir nicht neu. Mir fehlt allerdings die Lust, 250 Schallplatten Stück für Stück bei e..y anzubieten oder mich auf den Flohmarkt zu stellen. Nein – so ein soziales Kaufhaus ist schon ein ganz hervorragender Umschlagplatz. Was dem Einen überflüssig erscheint, wird vom Anderen höchst begehrt. Dieser Ort bringt uns beide – und ich bin mal dieser und mal jener – aufs Feinste zusammen!

Segschneider rezensiert #03: Enrico Caruso – O sole mio

Und wieder erreicht mich ein eindrucksvoller Text unseres Freundes Segschneider:

Fast ein Jahrhundert

Enrico Caruso, Quelle: Wikimedia Commons, public domain
Quelle: Wikimedia Commons, public domain

1920 ist er abgetreten, mitten aus dem vollen Leben heraus, er hustete Blut auf offener Bühne – und ich stelle mir vor, dass die Lunge dem Druck der gewaltigen Töne, die er wie kaum ein Zweiter gesungen hatte, einfach nicht mehr standhielt. Seine ersten Tonaufzeichnungen begannen in einer Ära, in der die Edison-Wachswalze das Maß der Dinge war. Mit dem neuen Jahr- hundert startete dann der Siegeszug der Schallplatte, der – wie man sagt – von ihm und seiner Sangeskunst maßgeblich vorangetrieben wurde; Schallplatten von ihm waren sehr begehrt.

Einige Aufzeichnungen seiner Stimme sind erhalten. Kann man sie sich noch antun, oder ist das speziell auf einer empfindlichen Anlage unmöglich, weil nur noch Schmerz in den Ohren?

Selbstverständlich setzt die mangelhafte Technik Grenzen. Von HiFi ist nicht die Rede. Heute noch überlieferte Tondokumente – gleichgültig ob auf LP oder CD – sind zumeist von Schellackplatten der dreißiger Jahre überspielt. Ich habe übrigens einmal eine Kopie der ersten Tonaufzeichnung gehört, abgespielt von einem Demotonband des WDR. Denn, das ist vielleicht eine Überraschung für Heutige: bereits Thomas Alva Edisons Verfahren erlaubte die Vervielfältigung; sowohl die Wachswalzen als auch der Abspielapparat liessen sich duplizieren. Und, von einigem Rauschen und Knistern einmal abgesehen, der legendäre Text „Mary had a little lamb“ ist ohne weiteres zu verstehen. Schellackplatten zu überspielen erfordert Fingerspitzengefühl und Können. Je nachdem ob Innen-, Mitten- oder Aussenrille muss mit unterschiedlich dicken Saphirnadeln abgespielt werden, die so erhaltenen Schnipsel werden dann entrauscht, entzerrt, zusammengefügt. Es ist unvermeidbar, dass man die Schnittstellen bemerkt. Und das verbliebene Rauschen und Prasseln ebenso.

Aber dennoch. Nach den einleitenden Orchesterklängen macht der Sänger seinen Mund auf und singt auf schwindelerregende Weise. Er ist gewohnt, ein sehr grosses Opernhaus – seine Heimatbühne war die (alte!) MET in New York – ohne jede elektrische Verstärkung zu füllen. Dazu braucht es eine sieben-Liter-Lunge, das ist soviel wie bei einem Extrem-Ausdauersportler, einem Ironman zum Beispiel, einen Brustkorb wie eine Tonne, um hinter jeden Ton den entsprechenden Resonanzboden setzen zu können, und die notwendige Sangestechnik. Beim Einatmen stürzen, mit einem Geräusch wie bei einem Ertrinkenden, mehrere Liter Luft in die Lunge, von Atmung zu sprechen ist eigentlich eine groteske Untertreibung. Es hat etwas von brachialer Gewalt, einer extrem gebändigten Gewalt zwar, aber verglichen mit heutigen Stimmchen setzt ein Riesenraubtier zum Sprunge an: faszinierend, bedrohlich, unglaublich. Vibrato kommt so gut wie gar nicht vor, das hat dieser Sänger nicht nötig. Es sind Orgeltöne, die erklingen, hinter jedem Ton steht ein riesiges Luftreservoir.

Caruso in der Rolle des Camio in "Bajazzo", gezeichnet von Caruso selbst
Enrico Caruso: Selbstporträt als Camino in „Bajazzo“ (public domain)

Und dann: Fortissimo. Unwillkürlich hält man selber den Atem an. Die Töne sind von einer unglaublichen Wucht, nicht geschmettert, nicht geschrieen, sondern einfach nur groß und majestätisch. Trotzundalledem sind diese meine Beobachtungen eine Barbarei dem Künstler gegenüber. Denn er trägt gerade ein einfaches Lied vor, das er weltberühmt gemacht hat, und in jedem Ton, jeder Phrasierung ist die Liebe zu seiner Heimat zu spüren. Er kostet dies Liedchen aus, als sei es eine der grossen Arien, er agiert mit Hingabe, Leidenschaft, einer Leidenschaft, die sein ganzes Leben bestimmt hat, und mit tiefem künstlerischem Empfinden. Ich habe „O sole mio“ nie wieder von einem Anderen hören können, nachdem Enrico Caruso es einmal gesungen hatte. Mamma mia.

– seg –

Die dunkle Seite des Mondes

Pink Floyd - The Dark Side Of The MoonEs beginnt immer mit diesem Herzschlag-Rhythmus. Gut 42 Minuten später endet es dann auch wieder so, dieses Album aller Alben, die ich besitze. Und oft scheint sich beim Anhören mein eigener wirklicher Puls mit diesem Rhythmus zu synchronisieren. Die Rede ist von Pink Floyds großem Wurf Dark Side Of The Moon. Gestern war es auf den Tag genau 40 Jahre her, dass Roger Waters, David Gilmour, Richard Wright und Nick Mason dieses Album veröffentlichten. Für mich hat es seither überhaupt nichts von seiner Faszination verloren.

1973 war ich noch Schüler an einem Gymnasium in einer Kleinstadt im Bergischen Land, aber von der Existenz dieser Platte wusste ich recht schnell und kurze Zeit später drehte sich die Scheibe auf meinem Dual-Plattenspieler. Vorher kannte ich schon Ummagumma, Atom Heart Mother und Meddle. Das waren aber Alben, denen ich mich eher – im Rahmen meiner damaligen Möglichkeiten – „intellektuell“ angenähert hatte – mit so einer Art von „gymnasialem Mittelstufen-Intellektualismus“. Pink Floyd hören als Mittel der Abgrenzung … Damit war es aber mit Dark Side vorbei. Diese Platte war melodisch gesehen die Übertragung des Echoes-Konzepts auf ein ganzes Album. Sie war eine Offenbarung. Und das sowohl musikalisch als auch textlich. Pink Floyd ließen mit diesem Album den psychedelischen Space-Rock-Zauber hinter sich, von dem sie sich bisher – sich immer noch unter dem Einfluss des sich mittlerweile in den drogenbedingten Wahnsinn abgedrifteten Band-Mitgründers und ehemaligen Masterminds Syd Barrett fühlend – nicht hatten befreien können. Jetzt gelang der längst überfällige Befreiungsschlag – nicht zuletzt mit Texten, die etwas mit der Lebenswirklichkeit des Menschen in der modernen Gesellschaft zu tun hatten.

Ich wünschte, ich könnte diese Platte noch mal zum ersten Mal hören: ich erinnere mich, dass ich fassungslos war von der Schönheit dieser Stücke und davon, wie sie ineinander übergingen. Es war – und ist – eine gewaltige Collage aus Musik, Geräuschen und Gesprächsfetzen, wie man sie bis dahin noch nie gehört hatte.

Mitte der 80er trennte ich mich von allen meinen Vinyl-Platten, um mit fliegenden Fahnen ins Lager der CD-Fans überzuwechseln – was für ein großer Fehler! Aber welche CD war meine allererste? Es war „Dark Side Of The Moon“ von Pink Floyd. Diese CD besitze ich noch heute, außerdem auch längst wieder eine Vinyl-Ausgabe des Albums.

Gestern war also Pink-Floyd-Tag bei mir. Ich hörte The Piper At The Gates Of Dawn, Relics, Dark Side Of The Moon, Wish You Were Here und The Wall.

Und was machte mich auf das Jubiläum aufmerksam? Wieder mal das Qualitätsradio wdr5 mit seinem Zeitzeichen.

Winterblues

Sonntag. Seit Tagen schneit es – sehr verhalten zwar, aber unverwandt. Man mag kaum aus dem Fenster gucken – alles ist weiß, nur der Himmel ist grau. Kein freundliches Grau! Langsam stellt sich der Winterblues ein … Raus muss man trotzdem, die vierbeinige Bestie will gelüftet werden. Das macht zwar – wie jedes Mal – mehr Spaß als zunächst angenommen, dennoch braucht man danach irgendwas, was einen irgendwie wärmt – sowohl körperlich, als auch in Sachen angegriffener Laune. Das Mittel der Wahl: Musikhören! Dies meine heutige musikalische Selbstmedikation:

Johnny Cash - American Recordings III: Solitary Man (CD 2000)Johnny Cash – American Recordings III: Solitary Man (CD 2000)

Das wärmt mich jedesmal: der alternde Johnny Cash, vom (ursprünglich Hip-Hop-)Produzenten Rick Rubin zu musikalischen und emotionalen Höchstleistungen angestachelt. Das dritte von insgesamt sechs in dieser Reihe produzierten und veröffentlichten Alben, die letzten zwei davon posthum. Hört man in den beiden Vorgänger- Alben American Recordings I und II noch einen Cash mit starker, obgleich gealterter Stimme, kippt hier die die Stimmung gänzlich in Richtung Ahnung eines baldigen Endes. Cashs Stimme wirkt erstmals brüchig, von Krankheit gezeichnet. Die Songinhalte handeln von Abschied, wirken oft resignativ – berichten dann aber auch wieder von der Hoffnung auf Erlösung. Cash ergänzt eigenes Repertoire mit Coverversionen von Songs hochkarätiger Kollegen wie Tom Petty, Neil Diamond, U2, Will Oldham oder Nick Cave, macht aber aus dem „Fremdmaterial“ etwas ganz Eigenes. Unbedingt hörenswert!

Charles Aznavour - Désormais (LP 1972)Charles Aznavour – Désormais (LP 1972)

Und wenn ich selbst mal so drauf bin, dass ich Trost von jemanden brauche, von dem ich annehmen kann, er sei noch verweltschmerzter als ich gerade, dann lege ich gern mal eine Platte des kleinen Armeniers und wahlfranzösischen großen Chansonniers Charles Aznavour auf. Ich habe mangels französischer Sprachkenntnisse nicht den Hauch einer Ahnung, ob meine Einschätzung der durch Aznavour transportierten Chansoninhalte wirklich stimmt, aber das ist mir ziemlich egal. Dieser Sänger ist jederzeit in der Lage, mit seinem mir doch recht melancholisch vorkommenden Gesangsduktus mein Herz zu erwärmen.

Dylan-Covers

Es ist Sonntag, also nehme ich mir die Zeit, Bob Dylan-Coverversionen aus meinem Archiv zu kramen. Ich google ein wenig und finde so die List of artists who have covered Bob Dylan songs, die mir bei der Suche zur unverzichtbaren Hilfe wird. Unter vielen anderen finde ich folgende Titel:

  • Ry Cooder – I Need A Woman
  • Jeff Beck – Tonight I’ll Be Staying Here With You
  • Patti Smith – Changing Of The Guards
  • Adele – Make You Feel My Love
  • Jeff Buckley – Mama, You’ve Been On My Mind
  • Madeleine Peyroux – You’re Gonna Make Me Lonesome When You Go
  • Manfred Mann’s Earth Band – Shelter From The Storm
  • Jimi Hendrix Experience – All Along The Watchtower
  • Melanie – Mr. Tambourine Man

Besonders fasziniert mich aber Robyn Hitchcock mit seiner Version von „Not Dark Yet“, die ich mal hier einbetten möchte. Ach, eins noch: Hitchcock bringt John Paul Jones mit auf die Bühne, den Bassisten von Led Zeppelin. Der spielt hier die Mandoline. Viel Spaß dabei!

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Medienstau

Ach, manchmal wird’s auch mal ein bisschen viel. Momentan sitze ich wesentlich lieber vor meinen Lautsprechern und höre Musik, als dass ich großartig zum Bloggen käme. Soviel Ungehörtes hat sich angesammelt in den letzten Wochen – man kommt ja kaum hinterher. Ich zähle mal ein paar Sachen auf:

Led Zeppelin - Celebration DayLed Zeppelin – Celebration Day (2CD + 2DVD, 2012)

Lange herbeigesehnt, gibt es die Aufnahmen dieses einzigartigen 2007er Konzerts nun endlich seit Ende letzten Jahres in Ton und Bild. Meine hoch gesteckten Erwartungen werden hier mehr als erfüllt. Was die Gründungsmitglieder John Paul Jones, Jimmy Page und Robert Plant gemeinsam mit Jason Bonham, dem Sohn ihres 1980 verstorbenen Drummers John Bonham, auf die Bühne bringen, ist ein Tritt in den Hintern vieler Möchtegern-Epigonen. Fantastisch!

Who's That Man - A Tribute To Conny Plank (4CD 2013)Who’s That Man – A Tribute To Conny Plank (4CD 2013)

Conny Plank war in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts der maßgebliche Produzent und Toningenieur für Krautrock und Elektropop. Er produzierte die ersten fünf Alben von Kraftwerk, arbeitete mit Cluster, Neu!, Gianna Nannini, Heinz-Rudolf Kunze, den Eurythmics, Guru Guru, Kraan, Jane, Ultravox, Brian Eno, Can, Michael Rother, Klaus Dinger und, und, und … 1987 starb er 47jährig an einer Krebs-Erkrankung, mitten in der Arbeit an Heiner Pudelkos erstem Solo-Album.

Die 4CD-Box bringt viele Beispiele seiner Arbeit, wenngleich die Herausgeber wohl auf die großen Namen wie Kraftwerk, Ultravox, Can oder Kunze verzichten mussten – wegen nicht eingeräumter Rechte … ? Egal – was auf diesen CDs von Neu!, D.A.F., La Düsseldorf, den Eurythmics, H.-J. Roedelius, Dieter Möbius, Brian Eno und vielen anderen zu hören ist, hätte die Anschaffung schon gerechtfertigt, wenn ich die Box nicht geschenkt bekommen hätte. Ein Bekannter, für den ich Bewerbungsfotos gemacht hatte, überraschte mich mit einem Geschenk-Paket von Amazon …

Gianmaria Testa - Da Questra Parte Del Mare (CD 2006)Gianmaria Testa – Da Questa Parte Del Mare (CD 2006)

Segschneider brachte mich drauf – der nutzte unter anderem diese hervorragend produzierte CD, um mir die Qualität seiner Musikanlage zu demonstrieren, was ihm auch gelang. Ich saß auf seinem Sofa, er sagte sowas wie: „… das musst Du hören …“, und dann überraschte mich aus heiterem Himmel diese unglaublich sonorige, bassige, raue Stimme auf Italienisch – eine Sprache, die ich leider nicht verstehe. Trotzdem nimmt mich diese Stimme auch jetzt noch, nachdem ich mir das Album gekauft und einige zig-mal gehört habe, fest gefangen. Es handelt sich, wie ich nun weiß, um ein Konzeptalbum, das sich mit dem Schicksal von Flüchtlingen beschäftigt, die versuchen, von Nordafrika aus über das Mittelmeer nach Südeuropa zu gelangen. Gianmaria Testa schreibt auf seiner Website:

Sie sind zu zweit von irgendeinem Hafen in Nordafrika aufgebrochen, als blinde Passagiere versteckt im Laderaum eines Frachtschiffes. Nach zwei Drittel der Reise hat man sie entdeckt und ins Meer geworfen. Ein Fischerboot hat sie aus der Adria geholt. Keinerlei Hilfe an Bord.
Sie haben sie wie Ballast in einem Schlauchboot zweihundert Meter vor einem Strand in Apulien ausgesetzt.
Als sie an Land gebracht wurden, war es für einen der beiden zu spät.
(…)
Ich habe nicht für sie geschrieben. Das könnte ich nicht.
Ich habe für mich geschrieben und für diejenigen, die wie ich auf dieser Seite des Meeres leben.

Testas Lieder bekommen mit dem Wissen darum, um was es da inhaltlich geht, auch für den des Italienischen nicht mächtigen Hörer zusätzliches Gewicht. Den Melodien und der ungewöhnlichen Stimme kann man sich ohnehin schwer entziehen. Kaufbefehl!

Aktuelle Schnäppchen beim Haushaltsauflöser meines Vertrauens (nur LPs):

  • Bob Dylan – Blood On The Tracks (1974), Planet Waves (1974), Slow Train Coming (1979)
  • Joni Mitchell – Shadows And Light (Live, 2LP 1980). Schon deshalb interessant, weil hier Jaco Pastorius den Bass bedient!
  • Beatles – Revolver (1966), Abbey Road (1969)
  • Miriam Makeba – Forbidden Games (1973)
  • … und noch 30 weitere …

 

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