Neues vom GRANDE – offener Aufbau

Ein Gastbeitrag von Meinolf Stute

GRANDE - offener Aufbau / © Aufbau und Foto: Meinolf Stute
GRANDE – offener Aufbau / © Aufbau und Foto: Meinolf Stute

Nach Monaten hatten wir Audiofreunde uns wieder getroffen und das Frugalhorn auf Herz und Nieren geprüft. Mit von der Partie war als Endstufe auch der GRANDE, der im Audionisten seit Jahren erfolgreich veröffentlicht ist. Bass erstaunt saßen wir vor dieser Kombination und wunderten uns, welch vorzügliche Musik sich aus diesem Minimalismus auftat.

Der Grande ist eine von Segschneider & Michael Münch entwickelte Single Ended Endstufe mit 3 Watt, die eine 5654 als Treiberröhre und eine EL34 als Endröhre triodisiert betreibt. Die Bauteile dafür verstaubten bei mir im Regal, da die 300B Endstufe alles andere beiseite gedrängt hatte.

Wäre da nicht das Audiotreffen gewesen …

Einleitung

Schon beim Hören schwebte mir für meinen GRANDE-Aufbau die offene Bauweise vor, da es meines Erachtens zu schade ist, bei diesem Verstärker alles in einem schlichten Gehäuse zu verstecken.

Als Holzvariante wählte ich Elsbeerenholz, das ich bereits in anderen Projekten verwendet habe.

Technik

Hier muss auf die vorzügliche vierteilige Serie des Audionisten verwiesen werden, in der haarklein alles beschrieben ist. Lesenswert!

Der empfohlene Ringkerntrafo kam nicht zum Einsatz, da ich noch einen „dickeren Bruder“ aus einem anderen Projekt hatte (2 x 320V statt 2 x 280V).

Abweichung des Platinenaufbaus gab es bei mir an mehreren Stellen:

– die Ladeelko-Platine musste modifiziert werden, da ich mit dem Spannungsbereich des Ladeelko in einen kritischen Bereich geriet. Nach Rücksprache mit dem Audionisten kam eine modifizierte Schaltung zum Einsatz.

die Schaltung der Gleichrichter-/Ladeelko-Platine - © by Meinolf Stute
die Schaltung der Gleichrichter-/Ladeelko-Platine – © by Meinolf Stute

Je nach Beschaltung der beiden Brücken bridge_main und bridge1 kann hier der Elko C2 allein oder in Serie mit C3 eingesetzt werden. Im zweiten Fall liegt jedem der beiden Elkos ein Symmetrierwiderstand parallel. Die gleichgroßen Widerstände bilden somit einen Spannungsteiler, der dafür sorgt, dass sich die anliegende Gleichspannung auf die beiden Elkos 1:1 aufteilt. Die Spannungsfestigkeit der Serienschaltung ist dann doppelt so hoch wie die der Einzelelkos, allerdings halbiert sich bei zwei gleichen Elkos in Reihe die Gesamtkapazität .

Um das Einschalten der Endstufe über einen herkömmlichen, die Netzspannung trennenden Schalter zu vermeiden, wurde diese Aufgabe einem mit Niederspannung gesteuerten Relais übetragen. Ein zusätzlicher kleiner 9V-Trafo plus Siebung sorgt für die Steuerspannung und betreibt darüber hinaus ein paar LEDs.

Versorgung des Einschaltrelais und der LEDs - © by Meinolf Stute
Versorgung des Einschaltrelais und der LEDs – © by Meinolf Stute

In der Siebkette mussten die Längswiderstände angepasst werden: 470 – 330 – 330 Ohm/5W und alles passte!

Das Platinenlayout der Hauptplatine ist minimalistisch und streng massegeführt (B.J. aus HH hat mich hier beraten).

Bestückungsseite Hauptplatine - © by Meinolf Stute
Bestückungsseite Hauptplatine – © by Meinolf Stute

Auf Grund der offenen Bauweise wurden die Röhrenfassungen spiegelbildlich auf der Kupferseite montiert und die Bestückung „hängend“. Die PIOs sind auf der Platine verklebt.

Seitenansicht Hauptplatine - © by Meinolf Stute
Seitenansicht Hauptplatine – © by Meinolf Stute

Mechanischer Aufbau

Das Grundkonzept war ein Aufbau auf Multiplex und die Veredelung mit Echtholz – ein bisschen „oldschool“.

Montage - © by Meinolf Stute
Montage – © by Meinolf Stute

Oben der Bausatz bei der Montage: links Deckblech mit Ringkern und Äusgangsübertragern, in der Mitte die später verdeckte Elektronik, rechts unter dem Messschieber das Röhrendeckblech.

… provisorisch zusammengebaut …

Blick von vorn auf den Rohbau - © by Meinolf Stute
Blick von vorn auf den Rohbau – © by Meinolf Stute

… und schon gibt’s was auf die Ohren!

einer der ersten Probeläufe - © by Meinolf Stute
… einer der ersten Probeläufe – © by Meinolf Stute

Schließlich bekommt die Endstufe die versprochene Zarge aus Elsbeerenholz:

Endstufe mit Elsbeerholz-Zarge, Rückansicht - © by Meinolf Stute
Endstufe mit Elsbeerholz-Zarge, Rückansicht – © by Meinolf Stute

Fazit

Und noch etwas zur klanglichen Wiedergabe des GRANDE:

  • er spielt unaufgeregt, ehrlich und kraftvoll. Bisher nur am Frugalhorn getestet, fällt die Hintergrundschwärze auf; ist kein Signal da, ist es totenstill.
  • Den Treiber kontrolliert er famos, auch und gerade bei basslastiger Musik (Orgel, Kontrabass, Drum…).
  • In die Verzerrung konnte ich die Kombination mit dem Frugalhorn nicht treiben, ohne einen Hörsturz zu riskieren.
  • Der Verstärker kontrolliert alles sehr stabil.
  • Auffällig sind Natürlichkeit und Authentizität in der Wiedergabe, sowie die breite und tiefe Bühne.

Es scheint, dass sich hier zwei – der GRANDE und das Paar Frugalhörner – gesucht und gefunden haben. Vielleicht kam deshalb der Nachbar bei der Heimkehr von der Arbeit direkt in den Musikraum im Keller, da die Musik so famos klang……

In den kommenden Tagen sind dann die Altecs dran. Mal schauen, ob die EL34 gegen die 300B mithalten kann?

Neues vom GRANDE – die Platinen-Version von Yorck Herzberg

Yorck Herzbergs Platinenversion des GRANDE - Foto: Y. Herzberg
Yorck Herzbergs Platinenversion des GRANDE – Foto: Y. Herzberg

Yorck Herzberg kannte ich schon von einem etwas zurückliegenden Mailwechsel zum Beitrag über die Linestufe mit EF95 / 5654 / WE403B. Kürzlich überraschte er mich mit Fotos und einer Beschreibung seines GRANDE-Aufbaus. Besonders an dem ist, dass es sich um eine Platinenversion handelt – die erste, von der ich Kenntnis habe.

Jahrelang hörte ich mit verschiedenen Transistorverstärkern. Bis die EL34 bei mir eingezogen war. Sie stellt alles in den Schatten, was ich bislang gehört hatte. Ich habe mich für den Aufbau mit Platinen entschieden. Sie sind schön übersichtlich. Ich zeichne meine Platinen immer mit CorelDraw, was sich für mich bewährt hat. Den Grundaufbau realisierte ich mit 10mm Resopalplatten. Ein Kunststoff, in den sich Gewindebohrungen perfekt unterbringen lassen. Zum Schluß schraubte ich noch eine Aluplatte und vier Füße unten drunter. Nachdem alles zusammengebaut war, erfolgte nochmals eine Überprüfung. Und dann kam nach kurzgeschlossenem Eingang die erste Inbetriebnahme. Es herrschte Totenstille – kein Brummen war zu hören. Es funktionierte alles auf Anhieb. Der neue Weg in die Röhrentechnik war hiermit eröffnet.

Yorck Herzberg

Rückansicht des GRANDE - Foto: Y. Herzberg
Rückansicht des GRANDE – Foto: Y. Herzberg
Lautsprecher-Terminal, Foto: Y. Herzberg
Lautsprecher-Terminal – Foto: Y. Herzberg
die beiden Verstärker-Module, links einer der beiden Ogonowski-Ausgangsübertrager - Foto: Y. Herzberg
die beiden Verstärker-Module, links einer der Ogonowski-Ausgangsübertrager – Foto: Y. Herzberg
nochmal die beiden Verstärker-Module - Foto: Y. Herzberg
nochmal die Verstärker-Module – Foto: Y. Herzberg
obere Platine: die Symmetrier-Widerstände und Sicherungen für die Heizkreise, unten die Gleichrichter_/Ladeelko-Platine - Foto: Y. Herzberg
obere Platine: die Symmetrier-Widerstände und Sicherungen für die Heizkreise, unten die Gleichrichter-/Ladeelko-Platine – Foto: Y. Herzberg
der Netztrafo - Foto: Y. Herzberg
der Netztrafo – Foto: Y. Herzberg
die Siebketten-Platinen - Foto: Y. Herzberg
die Siebketten-Platinen – Foto: Y. Herzberg

Herzlichen Dank, lieber York, für die informativen Bilder und Deine Zeilen dazu – viel Spaß beim Musikhören!

Die Plattenwaschmaschine von Daniel K.

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Heute muss ich mal kleine Brötchen backen und das kommt so:

Anfang letzten Monats erreichte mich ein Leserkommentar von Daniel K. zum Blogbeitrag DIY-Plattenwaschmaschine mit Punkt-Absaugung, Prototyp:

Moin,

ich plane eine ähnliche Maschine. Würde auch gerne per Arduino steuern. Gibt es einen ungefähren Schaltplan für den Prozessablauf, bzw. das Programm um es selber etwas einfacher zu haben?

Danke – Daniel

Da ich das Ganze für nicht von allgemeinem Interesse hielt, veröffentlichte ich den Kommentar nicht und antwortete stattdessen per E-mail:

Hallo Daniel,

danke fürs Interesse an der PWM. Die im Artikel beschriebene Maschine steht allerdings mittlerweile als Wrack in der Ecke und eine neue ist in Bau. Bis alles so weit funktioniert, bis das Teil veröffentlicht werden kann, wird’s noch ein bisschen dauern. Insbesondere die neu konzipierte Arduino-Steuerung macht zurzeit noch Probleme.

(…)

Vielleicht finden Sie – findest Du – ja schon vorher eigene Lösungen. Viel Erfolg dabei wünscht
Michael Münch

Daniel K. blieb aber hartnäckig:

Moin,

Danke für die Antwort. Eigene Lösungen suche ich ohnehin. Allerdings wäre der Programmierweg schon eine super Starthilfe. Bzw. was hast du alles über die Arduino angesteuert und in welcher Beschaltung der Ein-Ausgänge?

Und nun kommt’s: ich hab nicht gleich geantwortet, sondern viel zu lange drauf rumgedacht und die Angelegenheit schließlich verdrängt. Das lag auch daran, dass ich Fragen rund um den Arduino ohnehin nicht zuverlässig hätte beantworten können und auf diesem Gebiet selbst auf Hilfe angewiesen bin. Ok, man kann nicht alles können, das sollte man aber wenigstens auch zugeben …

Gestern erhielt ich dann die Nachricht, es sei vollbracht – was ich im Video zu sehen bekam, hat mich umgehauen! Chapeau, das ist ein schönes Projekt geworden. Die Arduino-Programmierung hat Daniels 13jähriger Sohn erledigt (!), dafür meine besondere Bewunderung. Und es sei noch mal klar herausgestellt: an diesem fabelhaften Ergebnis hatte ich keinerlei Anteil!

Nachsatz: mein eigenes Projekt „PWM Mk.II“ dümpelt noch immer unfertig vor sich hin …

Linestufe mit EF95 / 5654 / WE403B

... die fertige LINE-Stufe - Foto: Michael Münch
… die fertige LINE-Stufe – Foto: Michael Münch

Im Audionisten-Blog habe ich in den letzten Jahren schon mehrere Endstufen, einen Vollverstärker und eine Phonovorstufe beschrieben. Linestufen wurden zwar bereits theoretisch behandelt – siehe dazu Dr. Götz Wilimzig: Gedanken zur Linestufe – Teil 1 und Teil 2 – , aber ein konkretes LINE-Projekt fehlt bisher. Das soll nun ein Ende haben.

Zur Beschreibung kommt mein eigenes Gerät, das seit ca. 7 Jahren ununterbrochen im Einsatz ist. Es arbeitet je Kanal mit einer Röhre aus der EF95/5654-Familie. Letzteres hat eine Menge Vorteile. Die EF95 hat viele äquivalente Schwestern, die zum großen Teil noch in guter Qualität und zu einigermaßen akzeptablen Preisen zu haben sind. Alle weisen bei gleichen Betriebswerten ihre kleinen klanglichen Eigenheiten auf. Mit der Wahl einer bestimmten Röhre an entscheidender Stelle, nämlich in der LINE, kann so eine Feinabstimmung der Wiedergabecharakteristik der gesamten Hörkette erreicht werden. Näheres zum Thema findet der/die geneigte Leser/in im Beitrag 5654 tube rolling.

Mein Einstieg war einfach: der gute Segschneider, geistiger Vater dieser Schaltung, drückte mir zwei fix und fertig bestückte Kanal-Platinen in die Hand. Meine Aufgabe bestand nun darin, ein passendes Netzteil zu berechnen und das Ganze zusammen mit dem Pegelsteller und dem Quellen-Wahlschalter in ein passendes Gehäuse zu bauen. Das Platinendesign stammt von unserem Audiofreund Björn aus Hamburg. Er erlaubte mir, die Platine „abzukupfern“, um sie auch anderen Audiofreunden zugänglich zu machen. Mittlerweile gibt es einige Nachbauten und auch eine aktualisierte Bestückung – zusammen mit Segschneiders Einverständnis, die Stufe hier zu veröffentlichen.

Konzeption

Unsere hier beschriebenen Endstufen verfügen sämtlich über eine Spannungsgegenkopplung von der Anode der Vorröhre auf deren Gitter. Diese Gegenkopplung funktioniert nur, wenn das vorgeschaltete Gerät eine unveränderliche Quellimpedanz von 1,5kOhm oder weniger aufweist. Daher sind diese Endstufen nicht geeignet für einen ohmschen Pegelsteller am Eingang (vgl. auch Vollverstärker mit 5654 und EL84) . Das Lautstärke-Potentiometer einer vorgeschalteten LINE-Stufe hat sich also an deren Eingang und nicht am Ausgang (= Eingang der Endstufe) zu befinden. Das hat zur Folge, dass der von der LINE erzeugte und an die Endstufe durchgereichte Rauschpegel unabhängig von der Stellung des Lautstärke-Potentiometers immer gleich hoch ist. Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber nicht weiter schlimm. Klar, wenn ich den Kopp in die SABAs halte, höre ich natürlich ein leichtes Rauschen. Aber schon in einem Meter Abstand hört man davon absolut nix mehr. Rauschen ist, wenn man’s hört!

Die vorgestellte Line hat eine Verstärkung von etwa 11-fach, Das ist ein recht guter Kompromiss für die meist recht unterschiedlichen Pegel, wie sie aus einem CD-Player bzw. einem DAC einerseits und einer Phonovorstufe andererseits kommen (siehe dazu die Ausführungen von Götz Wilimzig).

Edit. 02.April 2020: da pro Kanal nur eine einzelne Triode werkelt, wird das Eingangs-signal von der LINE invertiert. Das wird ausgeglichen, indem die Lautsprecherkabel verpolt an die Endstufe angeschlossen werden (Lautsprecher-Ausgang [+] an Lautsprecher [-] und umgekehrt).

Die Schaltung

Schaltbild LINE mit 5654
Schaltbild LINE mit 5654

Segschneider regt an zu erwähnen, wofür der 3M3-Widerstand im Eingang gut ist: bei einem längeren, wenn auch abgeschirmten Leiter vom Schleifer des Pegelsteller-Potis zum Platineneingang kann es passieren, dass man sich wie mit einer Antenne vagabundierende Hochfrequenz einfängt. Diese wird dann vom 3M3-Widerstand nach Masse abgeleitet.

Der Kathodenelko 470µF/10V sollte von höchster Qualität sein. Hier wird als Fabrikat OSCON dringend empfohlen.

Die Bestückung der Platinen:

Bestückungsplan
Bestückungsplan

Download Platinenlayout (PDF)

Das Netzteil

Das Netzteil arbeitet mit Brückengleichrichtung. Der Ripple hinter dem Gleichrichter hat somit eine Frequenz von 100Hz. Jeder Kanal hat eine eigene Siebkette mit je vier Siebgliedern 2k2/68µF. Ein einzelnes Siebglied hat bei 100 Hz einen Siebfaktor von 94. Vier davon in Reihe kommen auf einen Siebfaktor von rund 78.000.000, was einer Dämpfung von -158dB entspricht. Da kann man sich zufrieden zurücklehnen! Wer tiefer in diese Materie einsteigen will, schaue hier.

Aufbau

5654-LINE, Gesamtansicht innen
5654-LINE, Gesamtansicht innen

Dies ist die Innen-Gesamtansicht der 5654-LINE. Links die beiden Kanalplatinen, links oben der Pegelsteller, links unten der Eingangs-Wahlschalter. In der rechten Hälfte links die Gleichrichter-/Siebkettenplatine und rechts davon der Netztrafo, Der stammt aus einem Röhren-Tonbandgerät von Telefunken und war gerade zur Hand.

Eingangs-Wahlschalter
Eingangs-Wahlschalter

Hier der Eingangs-Wahlschalter. Ich hatte das große Glück, diesen Schalter aus einem defekten Rohde & Schwarz-Messgerät ausbauen zu können. Das Umschalten erfordert ein wenig Krafteinsatz, aber es entsteht ein präziser Kontakt. Mit aktueller Neuware habe ich diesbezüglich teils schlechte Erfahrungen machen müssen …

Darling wird erwachsen

Skizzen eines Aufbaus

In meinem erweiterten Audio-Freundeskreis geht ein Virus um: man beschäftigt sich wieder mal mit dem Darling, einem Verstärker mit der amerikanischen Sende-Triode 1626 (VT-137). Die erblickte das Licht der Welt ca. 1939 und wurde produziert bis 1966. Das amerikanische Militär setzte sie im Küstenfunk ein.

Sound Practices - Issue 15 (1998)
Sound Practices – Issue 15 (1998)

1998 erschien im amerikanischen Magazin Sound Practices ein Artikel von Bob Danielak, in dem er seinen Entwurf eines Audioverstärkers mit der 1626 als Endröhre vorstellte. Danielak dürfte zu den ersten gehören, die solche Versuche unternahmen. Seine Schaltung war sehr spartanisch: so nutzte er beispielsweise für beide Audiokanäle gemeinsame Kathodenwiderstände und -kondensatoren. Dennoch glänzte die 1626 mit überraschend guten Audio-Eigenschaften.

Ungezählte Bastler bauten diesen Winzling von Verstärker nach und schrieben die Schaltung fort. Eine im deutschen Sprachraum gut bekannte Version stellte Johannes LeBong 2004 vor. Sein damaliger Aufbau gefiel mir auch durch sein Äußeres, was mich dazu bewog, mein Gerät ganz ähnlich zu gestalten. Das folgende Foto und die Röhren sind alles, was von meinem ersten Darling übrig geblieben ist:

Darling - mein erster Aufbau von 2008
Darling – mein erster Aufbau von 2008

Oft hab ich dem Schächtelchen nachgetrauert, das ich zugunsten anderer Projekte nach ein, zwei Jahren wieder auseinandernahm. Als dann im Herbst 2018 in Gesprächen mit einem Freund vermehrt das Thema Darling aufkam und dieser schließlich gar an einem Darling arbeitete, gab’s für mich kein Halten mehr. Selbst bei Segschneider rannte ich damit offene Türen ein: er hatte da ein Plänchen in der Schublade liegen …

Vorüberlegungen

Die folgenden Forderungen verband ich mit meinem Projekt

Der Aufbau

Mein Ehrgeiz gebot mir, ein passendes Holzgehäuse für den Darling selbst zu bauen. Im Herbst 2018 legte ich mir – nicht nur deswegen – eine Tischkreissäge zu. Im Winter hatte ich dann Gelegenheit, erste Erfahrungen mit der Maschine zu sammeln und langsam meine anfängliche Scheu, keinesfalls aber meinen Respekt vor dem Teil abzulegen.

Die Gehäuseteile sollten auf Gehrung geschnitten werden. Wie man das macht und dann auf einfache Weise vier mit Gehrungsschnitten versehene Holzteile zu einem Rechteck zusammenbaut, ist recht eingängig beschrieben im YouTube-Channel „Let’s Bastel“ von Michael Truppe. Seine Art der Präsentation ist manchmal ein bisschen überdreht, aber sehr unterhaltsam. Es lohnt sich, das Video zum Thema Gehrung („PERFEKTE Gehrungen mit JEDER Tischkreissäge“) mal anzuschauen.

Herausgekommen bei mir ist dies:

Darling - Rohbau Vorderansicht
Darling – Rohbau Vorderansicht
Darling - Rohbau Rückansicht
Darling – Rohbau Rückansicht

Die eingelassene 3mm-Aluplatte hat ein Freund nach meinem Entwurf bei einem seiner Bekannten schneiden und bearbeiten lassen können. Das geschah per CAD mittels Wasserstrahlschnitts. Ist immer gut, wenn man einen kennt, der jemanden kennt …

Auf dem nächsten Bild sieht man, dass ich die Aluplatte nicht wie ursprünglich geplant eingeklebt, sondern an zwei Aluwinkel links und rechts geschraubt habe. Dafür nutzte ich Bohrungen in der Aluplatte, die ich für die Distanzbolzen der Siebketten-Platinen eh brauchte. Das schien mir die eleganteste Lösung zu sein:

Darling - Rohbau Innenansicht
Darling – Rohbau Innenansicht

Die kleine Blechfeder stellt später die elektrische Verbindung zur leitenden Innenverkleidung der Bodenplatte her:

Darling - Kontaktfeder
Darling – Kontaktfeder

Die Bodenplatte besteht aus 10mm starkem MDF. Die Innenseite habe ich mit einer Wärmeschutzfolie aus der Autoindustrie beklebt. Das ist ein Kunststoff-Glasfaser-Gewebe, das einseitig mit Alufolie belegt ist. Wichtig ist mir die abschirmende Wirkung des Aluminiums. Deshalb auch die Kontaktfeder im obigen Bild. Die Bodenplatte:

Darling - Innenansicht Bodenplatte
Darling – Innenansicht Bodenplatte

Die Unterseite der Bodenplatte ist mit drei dämpfenden Gerätefüßen versehen. Sehr zu empfehlen!

Darling - Unteransicht Bodenplatte
Darling – Unteransicht Bodenplatte

Nun zum Innenausbau. Für den habe ich mir fix ein Untergestell gezimmert, um das Gerät gefahrlos auf den Kopf stellen zu können:

Darling - nützliches Untergestell beim Innenausbau
Darling – nützliches Untergestell beim Innenausbau

Das nächste Foto zeigt die Gleichrichter-/Ladeelko-Platine und die beiden Siebketten-Platinen, die schon an ihrem Platz sind. Es fehlt noch die unmittelbare Peripherie rund um die Röhren:

Darling - Netzteilplatinen
Darling – Netzteilplatinen

Die Platinen sind identisch mit den im Zusammenhang mit der PL82-Endstufe beschriebenen, lediglich die Längswiderstände in den Siebketten sind auf die Erfordernisse des Darling hin berechnet.

Man sieht im obigen Bild recht schön, dass die beiden 1626-Heizungen mit Widerständen symmetriert werden. Die Heizungen der Vorröhren PC86 hingegen habe ich hintereinandergeschaltet, deren gemeinsamer Leiter liegt an Masse. Die PC86 benötigt für ihre Heizung 3,8V bei 300mA, zwei davon in Reihe brauchen 7,6V/300mA. Die Heizwicklung 6,3V/1A des Netztrafos liefert bei Belastung mit lediglich 300mA genau 7,4V – damit kann ich glücklich leben!

Die Kanalmodule sind auf einer selbstgeätzten Leiterplatte mit Lötinseln frei verdrahtet:

Darling - Platinen der Kanalmodule
Darling – Platinen der Kanalmodule

Gesehen hab ich das vor mehr als 40 Jahren in einem Elektronik-Bastelbuch – ich glaube, es war aus dem Telekosmos-Verlag, verfasst von Heinrich Stöckle und hieß „So baut man eine Schaltung auf“. Schön, wenn einem zur rechten Zeit solche nützlichen Erinnerungen kommen!

Die Kanalmodule im eingebauten Zustand – die Koppel-Cs liegen absichtlich nahe der oberen Platinenkante, damit man sie schnell austauschen kann:

Darling - Verdrahtung im Umfeld der Kanalmodule
Darling – Verdrahtung im Umfeld der Kanalmodule

Hier der Spaß nochmal aus der Nähe … :

Darling - Detailansicht Kanalmodul
Darling – Detailansicht Kanalmodul

… und schließlich die Totale:

Darling - fertige Innenansicht
Darling – fertige Innenansicht

Ach – ehe ich’s vergesse: das Endergebnis:

Darling - fertige Außenansicht
Darling – fertige Außenansicht

Hinten mittig der Netztrafo von RONDO Müller, R3-0044-0012. Die Daten:

Prim.: 230V
Sek. 1: 235V/0,1A
Sek. 2: 2x 12,6V/0,5A
Sek. 3: 6,3V/1,0A
Schirmwicklung

Die beiden Ausgangstrafos hatte ich noch im Bestand: zwei gute 10k:4-Typen, die ich mit Schnittbandkernen versehen habe.

Vorläufiges Fazit

Das Gerät ist eine Augen- und Ohrenweide. Jetzt freue ich mich, nach all den „black boxes“ auch mal ein Schaugerät gebaut zu haben.

Das Isolierpapier der Ausgangsübertrager werde ich schwarz verkleiden. Das Netzkabelprovisorium muss ich noch abstellen: ich will eine kleine Huckepackplatine mit Mikro-Netztrafo, Diode und Elko und einem Mini-Relais aufbauen, mit deren Hilfe ich die Ein-/Ausschaltung der Netzspannung mit einer kleinen Steuer-Gleichspannung vornehme.

Mein Darling hat auf Anhieb sehr, sehr angenehme klangliche Eigenschaften, muss sich aber sicher eine Weile einlaufen. Die WIMA-Koppelkondensatoren sollen bald gegen PIOs (paper in oil-Kondensatoren) ausgetauscht werden.

Danke

  • Segschneider für das Schaltungsdesign und fürs Anfeuern
  • allen meinen Audiofreunden fürs Daumendrücken, dass ich mir keine Finger absäge!
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