Hannes Wader – Tourneeauftakt

Hannes Wader - Nah dran (CD 2012)

Hannes Wader - Nah dran (CD 2012)Heute Abend erleben die Liebste und ich im Kasinosaal hier in Georgsmarienhütte den mittlerweile 70jährigen Hannes Wader beim Auftaktkonzert seiner Herbsttournee.

Der Saal ist proppenvoll – das Publikum so unsere Altersklasse (Mitte 50) und älter. Alles Leute, die mit Waders Liedern groß geworden sind. Ein zu Anfang sichtlich nervöser Künstler schlägt schon mit den ersten Liedern das Publikum in seinen Bann. Bestens bei Stimme und sicher am Instrument eröffnet er wie immer das Konzert mit dem unverzichtbaren „Heute hier, morgen dort“. Dass er die Lyrics von einem dezent auf einem Notenständer installierten Monitor abliest, nimmt ihm niemand übel. Seine Texte waren schon immer recht komplex, so dass er nie vor Aussetzern gefeit war. Wenn er sowas durch Einsatz von Technik vermeiden kann, dann sei`s drum!

Klar, dass er etliche Lieder von seinem aktuellen Album „Nah dran“ singt. Die sind samt und sonders recht – na ja – unpolitisch, viele reflektieren das Altwerden. „Dass wir so lange leben dürfen“, „Lied vom Tod“ (herrlich selbstironisch!), und letztlich auch „Alter Freund“ beschäftigen sich mit diesem Thema. Der letztgenannte Titel hat mich besonders berührt. Wader erklärt, was es mit diesem Lied auf sich hat. Der alte Freund ist der im November letzten Jahres verstorbene Franz-Josef Degenhardt. In dessen Garten stand ein uralter großer Kirschbaum, unter dem die beiden Liedermacher im Laufe der Jahre gemeinsam wohl etliche Flaschen Wein geleert haben. Irgendwann aber wurde der Baum morsch und musste gefällt werden. Doch statt an dessen Stelle einen schon stattlichen neuen Baum zu setzen, spendierte jemand ein kleines Kirschbäumchen, das stattdessen gepflanzt wurde. So besingt Wader den kleinen Baum:

steh ich vor ihm im Sonnenschein
hüllt ihn mein Schatten ein
umgekehrt sollte es sein
dass er uns irgendwann Schatten spendet
ohne dass Dein oder mein
Leben noch vor der Zeit endet

Das empfinde ich als sehr ergreifend!

Ebenfalls auf der neuen CD und Teil des Konzerts: ein Titel von Konstantin Wecker, „Was keiner wagt“. Eine Reminiszenz an den Mitstreiter der gemeinsamen Tourneen, die jeweils 2001 und 2010 auch Station in Georgsmarienhütte gemacht haben.

Dann natürlich einige Lieder aus dem umfangreichen klassischen Repertoire Waders: Neben „Heute hier, morgen dort“ auch „Schon morgen“ vom Album Kleines Testament, eine neue Version von „Trotz alledem“ und das unvergleichliche „Schon so lang“.

Das Georgsmarienhütter Publikum ist begeistert und Hannes Wader freut sich, wirkt gelöst und vergnügt. Es gibt ein paar Zugaben: zum Schluss „Muss i denn zum Städele hinaus“ und letztlich „Ade zur guten Nacht“. Aufgefordert von Wader, singt der halbe Saal begeistert mit.

Fazit:

Es war ein toller Abend, der Künstler hervorragend aufgelegt. So hoffe ich, Hannes Wader noch ein paar Mal zu sehen. Wenn’s aber das letzte Mal gewesen wäre, möchte ich ihn gern genau so in Erinnerung behalten.

Siehe auch: Hannes Wader zum Siebzigsten

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