Das SABA-Cello – ein Baubericht

von Frank E.

SABA-Celli - Foto: Frank E.
SABA-Celli – Foto: Frank E.

Vor ein paar Wochen war ich für einen Abend beim Audionisten zu Gast. Wir haben einige Stunden Musik gehört und dabei verschiedene Verstärker und Lautsprecher verglichen. Dabei kamen auch die SABA Celli zum Einsatz. Das Besondere an diesen Lautsprechern ist, dass hier ein alter Breitbänder aus den 1950er Jahren eingesetzt wird, der die dünnen Seitenteile des Gehäuses in Schwingung versetzt, die, ähnlich einem Gitarrenkorpus, resonieren und ebenfalls Töne erzeugen. Obwohl dieses Konzept den Merkmalen „moderner“ Lautsprecher widerspricht, haben mir die Celli dermaßen gut gefallen, dass der Audionist mich mit den Worten verabschiedete: „Ich glaube, du baust dir bald neue Lautsprecher“. Recht hatte er!

So fanden nach einiger Internetrecherche die benötigten Lautsprecherchassis zu mir: ein Paar SABA Permadyn 19-200-5298-U8 samt dazu gehörender Hochtöner. Um letztere anzukoppeln, sollten russische Paper-in-Oil (PIO) Kondensatoren verwendet werden.

SABA-Cello - Schablone zur Anfertigung der Oberseite - Foto: Frank E.
SABA-Cello – Schablone zur Anfertigung der Oberseite – Foto: Frank E.

In Sachen Formgebung der Lautsprecher wurde ich auf der Homepage von Troels Gravesen fündig, nach dessen Maßen ich eine Schablone anfertigte. Das Ausschneiden der Deckel aus 15mm Birkensperrholz funktionierte mit Hilfe einer Bandsäge sehr gut. Der Verschnitt würde später als Zwinge zum Aufleimen der geschwungenen Seitenteile aus 3mm kreuzverleimten Pappelsperrholz dienen. Die Frontlöcher für die Lautsprecher wurden gefräst und Distanzplatten angefertigt, um die Hochtöner um 15mm nach hinten zu versetzen. Damit soll erreicht werden, dass die Zentren der Lautsprecher auf annähernd einer Ebene liegen.

SABA Cello im Rohbau - Foto: Foto: Frank E.
SABA Cello im Rohbau – Foto: Frank E.

Die Verleimung der geschwungenen Seitenteile stellte erwartungsgemäß die größte Herausforderung dar, denn diese werden für die Celli auf Spannung verbaut, ohne die Biegung durch Anfeuchten oder Erhitzen zu erleichtern. Um eine größere Ansatzfläche für die Verleimung zu erhalten, wurden zusätzliche Leisten auf die Frontplatte geklebt. Das eigentliche Biegen mit dem Deckel als formgebendes Element hat dann mit Hilfe der Verschnittreste recht gut funktioniert. Hier muss aber unbedingt darauf geachtet werden, einen guten Leim zu verwenden und nicht zu stark zu zwingen, da das Pappelsperrholz schnell reißt.

SABA Cello - das Verleimen der Seitenwände - Foto: Frank E.
SABA Cello – das Verleimen der Seitenwände – Foto: Frank E.

Die Gestaltung der unteren Gehäuseöffnung wird unter Celli-erfahrenen Bastlern diskutiert: Manche plädieren dafür, dass das spätere Resonieren der Seitenteile im unteren Bereich durch nichts beeinträchtigt werden darf. Andere mahnen eine Kontrolle eben dieser Resonanzen durch Spangen oder Stege an. Ich habe mich an den Celli des Audionisten orientiert und mittels Drahtseil und Spannschloss eine Vorrichtung gebaut, mit der der Abstand von Front- und Rückwand und damit die Spannung der Seitenteile eingestellt werden kann. Dieses könnte besonders im Verlauf der Zeit nützlich werden, wenn das Holz strukturell ermüdet, seine Spannung verliert, und die Seitenwände beginnen zu „flattern“.

Nach zwei Wochen des Bastelns standen sie dann endlich da, die Lautsprecherchassis waren eingebaut und der ersten Töne erklangen. Die Celli machen einen präzisen, trockenen Bass, der einen mittelgroßen Raum problemlos füllt. Für mich wird dieser Bereich schon fast zu prominent dargestellt – die Lautsprecher haben deshalb sehr von einer leichten Dämmung der Gehäuse mit Dämmwolle direkt hinter den Breitbändern profitiert. Nun gefallen sie mir immer besser, auch wenn die Feinabstimmung noch nicht abgeschlossen ist. Ich bemerke immer wieder, dass sich besonders akustische Instrumente wie ebendiese anhören – und nicht „nur“ wie Aufnahmen davon. Menschliche Stimmen werden detailliert und klar dargestellt. Es sind tolle Lautsprecher!

Ich möchte noch erwähnen, dass die Ideen, die in den Bau der Celli geflossen sind, nur zu einem geringen Teil von mir stammen. Besonders der Audionist hat mich mit eigenen Ideen und zusätzlichen Tipps von Segschneider und anderen Celli-erfahrenen Audio-Freunden unterstützt.

Vielen herzlichen Dank dafür!


Redaktionelle Anmerkung I:

Segschneider zum Thema Hochtöner:

Die großen Radios der Röhrenära  hatten bis auf wenige Ausnahmen die Hochtöner seitlich montiert. Gegenüber der Abstrahlung von der Frontseite entstand ein Pegelverlust, der durch nochmals empfindlichere Hochtöner ausgeglichen wurde. Typische Hochtöner dieser Ära können 110dB erreichen. Das muss berücksichtigt werden, wenn man derartige Schallwandler auf der Frontseite an ein 95dB lautes Hauptchassis angleichen will. Leider lässt sich keine allgemeine Regel angeben, wie man diesen Hochtonpegel zähmen kann. Erstens sind die verwendeten Chassis keineswegs gleich, selbst der SABA ist in unterschiedlichen Bauformen mit unterschiedlichen Magneten ausgestattet worden. Zweitens bündeln diese Konushochtöner den Schall, schon geringe Anwinkelung zur Hörposition macht eine andere Kompensation notwendig. Und drittens hängt es sowohl von der Distanz zum Hörer als auch von der Raumcharakteristik ab. Aber ohne Vorwiderstand, der den Pegel des Hochtöners absenkt,  ohne den geht es gar nicht.

Redaktionelle Anmerkung II:

Mitte Februar wandte sich Frank E. in einer Email an mich. Er trug sich mit dem Gedanken, eine neue Endstufe zu bauen und liebäugelte mit dem GRANDE. Es stellte sich heraus, dass er ganz in der Nähe wohnt, und so lud ich ihn zu einer kleinen Hörsession ein – als Entscheidungshilfe sozusagen. Ich glaube, die Idee mit der neuen Endstufe wurde schon an diesem Abend verworfen 🙂 …

MiMü

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