Bei der Rückkehr aus dem Urlaub liegt es schon im Briefkasten: das zweite Album des Duos Magoni und Spinetti, Musica Nuda 2. Ich bin sehr gespannt, ob das Werk meine nach der Begeisterung für das Debütalbum recht hoch gesteckten Erwartungen erfüllen kann. Um’s vorweg zu nehmen: das kann es, und zwar spielend.
Der Opener: das mir schon bekannte furiose Beatles-Cover Come Together, in dem das perkussive Kontrabassspiel Spinettis und die irrlichternde Stimme der Magoni für die weiteren Tracks des Albums einen sehr hohen Maßstab setzen. Doch was ist das? Ein Overdub! Gezupfter und gestrichener Bass sind gleichzeitig zu hören. Ich bin erstaunt, denn das kenne ich vom ersten Album nicht (Korrektur: gerade höre ich Blackbird vom ersten Album – auch da gibt es Overdubs). Zunächst bin ich auch unsicher, ob mir das gefällt, denn gerade der Minimalismus des ersten Albums hatte es mir ja so angetan.
Das stellt sich aber als überhaupt nicht schlimm heraus. Nur auf sechs der 16 Titel von CD1 kann ich Overdubs feststellen, lediglich in einem Fall geht das nach meiner Einschätzung daneben: beim zweiten Titel Io sono metà kann ich in der nachträglich hergestellten Zweistimmigkeit nicht die Absicht erkennen… Sonst aber überzeugt die erste CD des Albums mit einer Reihe von hörenswerten Neuinterpretationen bekannter Titel: Non andare via (Ne me quitte pas, das bekannte Brel-Stück), Like a virgin, (bekannt durch Madonna) oder Splendido Splendente (Donatella Rettore), aber auch Over the Rainbow – das kommt reduziert auf Bass und Stimme alles sehr überzeugend rüber. Mittendrin überraschen die beiden Musiker mit der berühmten Händel-Arie Lascia ch’io pianga, die noch mal eine ganz andere Seite des Könnens der Petra Magoni zum Klingen bringt. Hinzu kommen einige italienischsprachige Eigenkompositionen, die die CD1 dieses Albums abrunden. Ich bin der italienischen Sprache nicht mächtig, ahne aber, dass sie gut geeignet ist, große Emotionen auszudrücken.
Wie ich zu der zweiten CD des Albums stehen soll, weiß ich nicht so recht. Zu allen Aufnahmen bat das Duo Gastmusiker hinzu und verzichtete somit auf sein Alleinstellungsmerkmal, nämlich eben ein in der Zusammensetzung doch recht ungewöhnliches Duo zu sein. Die solistischen Fähigkeiten des Bassisten Spinetti geraten dann ins Hintertreffen, wenn er seine Partnerin Magoni und einen ebenfalls solierenden Gastmusiker begleitet. Heraus kommt eine ganz andere, wenn auch ebenfalls äußerst hörenswerte Musik. Ich vermute, dass ich die CD2 seltener auflegen werde.
Das besprochene Album ist in Deutschland nur mit mehrwöchigen Wartezeiten oder recht teuer erhältlich. Man schaue sich aber mal beim französischen e..y um, dort fand sich das Objekt der Begierde neu für günstige € 10,90 zzgl. Versand und lag nach dem Kauf schon innerhalb weniger Tage im heimischen Briefkasten.