heavy rotation Vol. 4: Anoushka Shankar – Rise (CD 2005)

Anoushka Shankar - Rise (CD 2005)Ich hab‘ schon mal erwähnt, dass ich dank eines Freundes über sehr viele Mitschnitte der DRadio Wissen-Sendung „Nightflight“ von und mit Alan Bangs verfüge. Beim nachträglichen Hören der Sendung vom 20. März 2011 faszinierte mich ganz besonders der Titel „Sinister Grains“ von Anoushka Shankars Album „Rise“. Dieser Titel bohrte sich geradezu in meinen Kopf. Er beginnt mit grummelnden Didgeridoo-Klängen, zu denen sich ein monoton-dumpfer Bass-Rhythmus gesellt, dann eine Männerstimme mit für westliche Ohren Muezzin-ähnlichem Gesang, der aber gelegentlich in Scat-Gesang übergeht. Erst bemerkt man die ständigen Einsprengsel von Sitar-Klängen gar nicht, so bestimmend ist das Soloinstrument, die Shehnai – eine Art Oboe aus Indien. Das Stück fließt geradezu und scheint den Zuhörer zu hypnotisieren. Ich konnte mich dem zuerst kaum entziehen, habe den Titel immer wieder angehört und war – und bin es immer noch – fasziniert. Mittlerweile besitze ich die CD.

Jetzt aber erst mal Wissenslücken schließen: Anoushka Shankar ist Tochter und Schülerin des indischen Sitar-Virtuosen Ravi Shankar, der ab den späten 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts die indische Musik auch in der westlichen Welt bekannt machte. Er trat gemeinsam mit dem Geiger Jehudi Menuhin auf und beeinflusste mit seiner Musik auch George Harrison. Er war Akteur beim legendären Woodstock-Festival, distanzierte sich aber später von der Hippie-Bewegung. Ravi Shankar ist auch der Vater von Norah Jones. Sie ist die etwas ältere Halbschwester Anoushka Shankars.

Mit diesem Album trat Anoushka Shankar aus dem Schatten ihres Vaters heraus:

“It’s very much my own music and my journey and who I am right now,” (…) “I felt like I was rising into that. On a personal level, Rise signifies growth. It was a step up for me. Not even up, just more into my own.”

Anoushka Shankar auf Ihrer offiziellen Homepage

Jetzt noch ein Video:

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heavy rotation Vol. 3: Brigitte edition – Jazz for Dinner

Brigitte edition - Jazz for DinnerIch muss ständig Musik hören. Bei der Arbeit, beim Kochen, beim Essen – einfach immer. Meine Liebste kennt das seit vielen Jahren, leidet aber sicher nicht übermäßig darunter (bilde ich mir zumindest ein…).

Beim Essen ist es aber so, dass die Musik wirklich stimmen muss. Nichts ist ärgerlicher, als dauernd vom Tisch aufzuspringen, weil die CD bei irgendeinem schrägen oder besonders dynamischen Titel angelangt ist, den man in dem Moment gar nicht ertragen kann. Es gibt Tonträger mit Musik, die man sonst klaglos konsumieren kann, die aber nicht dazu taugt, ein Essen akustisch zu untermalen. Man legt solch eine CD oder LP auf, begibt sich zu Tisch, ein Musikstück nach dem anderen erklingt – gar nicht mal zu laut – und irgendwann merkt man, dass irgendwas nicht stimmt. Man schiebts erst gar nicht auf die Musik, auch das Essen schmeckt vorzüglich, aber irgendwie wird man kribbelig. So ähnlich mag sich die Prinzessin auf der Erbse gefühlt haben… Plötzlich weiß man’s dann: die Musik nervt! Also aufspringen, Essen unterbrechen, neue Platte raussuchen!

Mittlerweile gibt es allerdings in unserem Haushalt für den Zweck der Abendessen-Beschallung eine Reihe von Tonträgern mit „Konsens-Musik“ – so nenne ich die gerne, denn dabei handelt es sich um von der Liebsten abgenickte Sound-Ware. Unser derzeitiger Favorit ist das Album „Jazz for Dinner“ aus der Brigitte-edition. Die playlist des 2001 erschienenen Auftaktalbums einer inzwischen mehr“albigen“ Serie entstand wohl aus ähnlichen Überlegungen heraus, wie ich sie gerade geschildert habe. Da reihen sich Perlen des Smooth Jazz aneinander, dargeboten von Trägern großer Namen, so zum Beispiel von Diana Krall, Patti Austin, Diana Ross, Silje Nergaard, Louis Armstrong und Billie Holiday – um nur einige zu nennen. Das ist Jazz mit starker Nähe zur Popmusik, teilweise hören wir leicht angejazzte Coverversionen von Pop-Originalen, so den Elton John-Hit „Your Song“, vorgetragen von Al Jarreau, oder den Carole King-Klassiker „You’ve Got A Friend“ in einer Interpretation von Donny Hathaway und Roberta Flack. Das kommt alles sehr geschmackvoll und ohne große Lautstärke-Unterschiede daher und schmeichelt sich so geradezu in den Gehörgang.

Toller Soundtrack für ein schönes Essen zu zweit oder mit Gästen.

heavy rotation Vol. 2: Frank Sinatra – In The Wee Small Hours (1955, CD 2010)

Frank Sinatra - In The Wee Small Hours (1955, CD 2010)Weil’s gestern soviel Spaß gemacht hat, hier gleich noch eine zweite CD, die mein Player momentan fast auswendig kann: Frank Sinatra – In The Wee Small Hours

In den frühen Morgenstunden – da tut der Trennungsschmerz noch mal besonders weh. Diese Platte entstand 1955, kurz nachdem Frank Sinatras Beziehung zu Ava Gardner in die Brüche gegangen war. Man meint es den Titeln anzuhören, dass sie auf die Verflossene gemünzt sind: „Can’t We Be Friends?“ – können wir nicht Freunde sein? Das ist traurig, furchtbar traurig, und Sinatra lässt es uns nachvollziehen. Dennoch meint man den Willen zum Neuanfang herauszuhören, und diese Mischung aus Traurigkeit und vorsichtigem Optimismus macht letztlich diese bittersüße Platte zu einem Gewinn für den Hörer. Eine Scheibe fürs Winterhalbjahr – ob sie auch den Sommerabendtest besteht, muss sich noch herausstellen.

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heavy rotation Vol. 1: Paul Carrack – A Different Hat (CD 2010)

Mit diesem Artikel möchte ich eine neue Reihe ins Leben rufen. Wenn ein Radiosender ein Stück sehr oft spielt, laut Wikipedia mehr als 20 mal in einer Woche, spricht man von Heavy Rotation. Das kann einem mächtig auf die Nerven gehen – das habe ich hier schon mal beschrieben. In meinem Blog ist es so zu verstehen, dass ich Musik vorstelle, die aktuell ständig griffbereit neben CD-Player oder Plattendreher liegt. Das muss aber nicht zwangsläufig Musik aus aktueller Produktion sein. Ich folge da keinen Trends, sondern dem eigenen Geschmack.

Los geht’s mit

Paul Carrack – A Different Hat (CD, 2010)

Paul Carrack - A Different Hat (CD 2010)Paul Carrack hat eine großartige Karriere hingelegt. Trotzdem kennen viele zwar seine Stimme, jedoch nicht seinen Namen. Der 1951 geborene Brite ist Gitarrist, Keyboarder und erfolgreicher Songschreiber. Sein absolutes Alleinstellungsmerkmal ist seine weiße Soulstimme, die viele aus seiner Zeit als Sänger von Mike Rutherfords Band Mike and the Mechanics noch im Ohr haben werden. Ich besitze mit „Groove Approved“ ein früheres Soloalbum Carracks sowie die ein oder andere Scheibe der „Mechanics“ und kann nur sagen, da hat jemand über viele Jahre sein Niveau gehalten. Das hier zu besprechende Album „A Different Hat“, das ja recht aktuell ist, scheint mir das Resultat eines weiteren künstlerischen Reifeprozesses zu sein. Der selbstironische Titel der CD spielt dabei sicher nicht nur auf den Wechsel der Kopfbedeckung an – Carrack kennt man sonst mit randlosen Hüten -, sondern auch auf das völlig andere musikalische Gewand, in dem die sorgfältig ausgewählten Klassiker wie „Moon River“, „All The Way“ oder „For All We Know“ – nicht zu vergessen Neuinterpretationen eigener Songs wie „I Live On A Battlefield“ und „Eyes Of Blue“ – sehr fein herausgeputzt erscheinen. Wundervoll begleitet vom Royal Philharmonic Orchestra brilliert einmal mehr Paul Carracks beeindruckende Stimme. Diese Platte geht manchmal schon am Rand des Kitsches spazieren, überschreitet aber diese Grenze nie wirklich – das ist gut austariert. Kaufbefehl!

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John Paul Jones und Them Crooked Vultures

Gestern schrieb ich über Robert Plant, Sänger der legendären, stilbildenden 70er-Jahre Band Led Zeppelin. Seit dem Tod des Schlagzeugers John Bonham im Jahr 1980 gehört Led Zeppelin der Vergangenheit an. Zwar gab es 2007 ein einziges Reunion-Konzert unter dem alten Bandnamen. Robert Plant (voc), Jimmy Page (g) und John Paul Jones (b, keyb, mandoline) spielten mit Bonhams Sohn Jason (dr) ein Benefiz-Konzert zu Ehren ihres 2006 verstorbenen langjährigen Mentors Ahmet Ertegün. Gerüchte, es könne bald darauf zu einer dauerhaften Wiedervereinigung und einer Welttournee kommen, bestätigten sich indes bisher nicht. Mal sehn, was draus wird.

Dessen ungeachtet sind die Ex-Zeppeline recht umtriebige Leute. Robert Plant erweitert aufbauend auf seinen angestammten Led-Zep-Katalog sein Repertoire ständig durch Soloprojekte, in die er genrefremde Künstler einbezieht. Da hat er weder Weltmusik, noch Bluegrass gegenüber irgendwelche Berührungsängste. Und was dabei herauskommt, ist sehr stimmig.

Über Jimmy Page mag ich mal gelegentlich einen eigenen Artikel schreiben – heute soll es mir um John Paul Jones gehen. Als Bassist und Keyboarder stand er bei Led Zeppelin nicht in der ersten Reihe. Sicher gab er nie die Rampensau – wie Page und Plant es waren -, aber zusammen mit dem äußerst kraftvoll agierenden Schlagzeuger Bonham lieferte er das verlässliche rhythmische Fundament für die solistischen Eskapaden des Gitarristen und des Sängers. Page, Jones und Bonham waren wirklich ein Powertrio, und da muss jeder Instrumentalist ein absoluter Könner sein, sonst funktionieren solche Konstellationen nicht.

Nach Led Zeppelin betätigte sich Jones in diversen Projekten, oftmals im Hintergrund als Produzent und Arrangeur. Seine erste Solo-Platte erschien mit „Zooma“ erst 1998. 2009 trat er wieder ins Rampenlicht. Da tat er sich mit zwei Musikern einer ganz anderen Generation zusammen, dem Schlagzeuger Dave Grohl (Foo Fighters, Ex-Nirvana) und dem Gitarristen Josh Homme (Queens Of The Stone Age). Gemeinsam gründeten sie eine Band, die man getrost als Supergroup bezeichnen darf: Them Crooked Vultures.

Them Crooked Vultures (CD 2009)Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Diese drei excellenten Musiker haben es getan! Im Herbst 2009 erschien das selbstbetitelte Album der „krummen Aasgeier“. Was da zu hören ist, gab’s meiner Meinung nach vorher so noch nicht: härteste Rockmusik, ultrapräzise und filigran, trotzdem druckvoll gespielt. Das ist schräg, laut, rhythmisch vertrackt und gleichwohl auf tanzbare Art eingängig, mit verständlich gesungenen Texten. Verfrickelt und dennoch brachial. Dabei ist die CD absolut durchhörbar. Es gibt Scheiben, die habe ich noch nie in einem Stück durchhören können – aus Angst, wahnsinnig zu werden. Beispiel: The Mars Volta – De-Loused In The Comatorium. Die liegt bei mir im Giftschrank. Them Crooked Vultures bleiben knapp diesseits der Schwelle zum Wahnsinn – genial! Hier ein Beispiel im Video:

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Rechts im Video ein weiterer Musiker, Alain Johannes, der die Gruppe bei Live-Auftritten als Rhythmusgitarrist verstärkt. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Jones (auf der Bühne links) 63 Jahre alt, er könnte der Vater von Schlagzeuger Grohl und Gitarrist/Sänger Homme sein.

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