Gerade habe ich mir ein paar seiner Platten zurechtgelegt und außerdem das sehr empfehlenswerte Buch von Tobias Rüther „Helden – David Bowie und Berlin“. Den heutigen Abend werde ich hörend und schmökernd mit Erinnerungen verbringen, die auf die eine oder andere Weise mit diesem großen Künstler verbunden sind. Davon gibt es einige …
Tommy Ramone – †11. Juli
Charlie Haden – †11. Juli
Johnny Winter – †16. Juli
Dietmar Schönherr – †18. Juli
Tommy Ramone (eigentl. Tamás Erdély) war Schlagzeuger und letzter noch lebender Mitbegründer der Punk-Band Ramones. Aus Anlass seines Todes am 11. Juli nahm ich zum ersten Mal nach langer Zeit die selbstbetitelte Debut-Scheibe der Band aus dem Regal. Ich muss sagen, das Album klingt nach all den Jahren noch immer sehr frisch. Zur Hoch-Zeit des verfrickelten, gitarrensololastigen und sicher oft auch intellektuell verschwurbelten Progrocks a la Yes, Emerson, Lake & Palmer, Genesis und Gentle Giant stellten sich hier vier von musikalischer Virtuosität weitgehend unbelastete Musiker(?) hin und spielten einfach munter drauf los. Alben wie dieses ebneten dem Punkrock den Weg, der letztlich der progressiven Rockmusik das Wasser abgrub.
Ebenfalls am 11. Juli starb 76-jährig der amerikanische Jazz-Kontrabassist Charlie Haden. In jungen Jahren spielte er Free Jazz bei Ornette Coleman. Mir gefielen allerdings seine späteren Schaffensphasen in Zusammenarbeit mit Künstlern wie Keith Jarrett oder Pat Metheny besser. Hier zeichnete er sich durch eine sehr schlichte Art des Bassspiels aus. Sehr schön hört man das auf dem Album Beyond The Missouri Sky von 1997 mit Pat Metheny, das mir dankenswerter Weise ein Musikfreund hat zukommen lassen. Es läuft bei mir derzeit beinah in heavy rotation.
Ach ja, Johnny Winter … dass er überhaupt 70 Jahre alt wurde, wundert mich im Nachhinein sehr. So lange ich denken kann, machte dieser Mann einen angegriffenen Eindruck. Man sagte ihm – wohl nicht zu Unrecht – Drogen- und Alkoholexzesse nach, wegen seiner geringen Sehkraft – bedingt durch seinen Albinismus – musste er schon lange auf die Bühne geführt und zuletzt auch im Rollstuhl geschoben werden.
Nie werde ich seinen nächtlichen Auftritt in der Rockpalast-Nacht im April 1979 vergessen. Bis dahin hatte ich immer angenommen, weißer Blues und John Mayall seien ein und dasselbe. In dieser Nacht lernte ich durch Johnny Winter eine mir neue Spielart des weißen Blues kennen: ursprünglich, schwer, geerdet, aus dem Bauch heraus – dagegen erschien mir die Musik von Mayall vergleichsweise intellektuell, fast verkopft.
Als ich von Winters Tod erfuhr – er starb am 16. Juli in Zürich -, legte ich eine meiner Lieblings-Winter-LPs auf: Nothin‘ But The Blues.
Mit Dietmar Schönherr starb 88jährig am 18. Juli ein Held meiner Kindheit. Bis dahin nämlich konnte ich annehmen, Cliff Allister McLane schippere immer noch mit seiner Orion im Weltraum herum, aber auch damit ist es nun wohl endgültig vorbei. Schönherr war allerdings nicht nur Raumfahrer, sondern auch vielseitiger Schauspieler, Fernsehpionier (erste Talkshow im deutschen Fernsehen), Showmaster und vieles mehr. Außerdem machte er durch sein soziales Engagement für Projekte in Nicaragua von sich reden.
Da ich keine Tonträger mit Schönherr als Schlagersänger – ja, das war er auch! – besitze, höre ich den Soundtrack der Raumpatrouille von Peter Thomas.
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Heute höre ich stundenlang ausschließlich Alben der Doors und Ray Manzareks. Organist Manzarek, der 1965 zusammen mit Jim Morrison die Doors gründete, starb gestern 74jährig in einer Klinik im deutschen Rosenheim an einem Gallengang-Karzinom.
Manzarek prägte mit seinem Orgelspiel die Musik der Doors sicher ebenso entscheidend wie deren charismatischer Sänger Morrison. Charakteristisch für den Bandsound war das Fehlen eines Bassisten. Diese Aufgabe übernahm Manzarek an seinen Keyboards mit: in Bachscher Manier mit der linken Hand, während er mit seiner Rechten gleichzeitig diese unvergleichlichen magischen Orgelgewitter entfachte.
Nach Morrisons Tod im Jahre 1971 und dem Ende der Doors versuchte sich Manzarek als Solokünstler, allerdings mit vergleichsweise geringem Erfolg. Dennoch schätze ich seine Alben The Golden Scarab (1974) und Carmina Burana (1983, mitproduziert von Philip Glass) sehr und habe sie auch heute gehört.
Mit einer gewissen Berechtigung trat Manzarek zusammen mit dem Doors-Gitarristen Robby Krieger als musikalischer Nachlassverwalter der Band auf. Sie standen als The Doors Of The 21st Century und später – nach einem Rechtsstreit mit der Familie Morrisons und dem Doors-Schlagzeuger John Densmore – als Riders On The Storm und schließlich als Ray Manzarek and Robby Krieger of the Doors auf der Bühne.
Nach Manzareks Tod sind die Türen nun wohl endgültig zugefallen.
Gestern starb 72jährig der amerikanische Folksänger Richie Havens. Er wurde schlagartig bekannt durch seinen Eröffnungs-Auftritt beim Woodstock-Festival im Jahr 1969. Beim Improvisieren über das Spiritual „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“ entstand der Song „Freedom“, der wohl vielen noch im Ohr klingt, wenn die Rede auf das legendäre Festival kommt. Überhaupt erkennt man Havens an seiner Musik sofort – zu charakteristisch der Zusammenklang von heiser-rauer Stimme und perkussiv gespielter akustischer Gitarre.
Havens ist bekannt für hervorragende Coverversionen. So gehen – um nur wenige Beispiele zu nennen – seine Interpretationen von Beatles-Klassikern wie „Eleanor Rigby“ oder „Here Comes The Sun“ in ihrer Eindringlichkeit weit über die Originale hinaus.
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Schon im März verließ uns mit Alvin Lee (†06.03.2013) ein weiterer Woodstock-Veteran. Lee war der charismatische Leadgitarrist und Sänger der Band Ten Years After.
„Er nahm fünf …“ so begann Ralf Döring, von mir gern gelesener Feuilletonredakteur der Neuen OZ, seinen Nachruf auf den großen Dave Brubeck. Der begründete seinen Ruhm mit einem bahnbrechenden Album: Time Out. Der Name war Programm: „aus der Zeit gefallen“ – was die bis dahin gängigen Taktmaße im Jazz anging – waren bis auf eins alle Stücke dieser Platte. Das bekannteste sicher Take Five, eine in ihrer Geschmeidigkeit noch immer begeisternde Komposition von Brubecks Altsaxofonisten Paul Desmond, geschrieben im 5/4-Takt. Der als feinsinnig geltende Brubeck erschloss aber nicht nur dem Jazz neue Taktmaße, sondern sorgte auch für Akzeptanz des Jazz bei einem bürgerlichen Publikum.
In der letzten Woche verstarb Brubeck einen Tag vor seinem 92. Geburtstag an Herzversagen.
Mit Ravi Shankar starb 92jährig ein weiterer „großer Alter“ der Musik. Der indische Komponist und Sitarspieler wurde einem größeren westlichen Publikum bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Musikern wie George Harrison oder Yehudi Menuhin. Zeitweise von der Hippiebewegung vereinnahmt, von der er sich aber distanzierte, wurde er zu einem frühen Wegbereiter einer Weltmusik.