Hörtagebuch

Heiß! (2)

Meat Loaf - Bat Out Of Hell (LP 1977)Meat Loaf ist schon ein äußerst beeindruckender Sänger und auf seine Art einmalig. Seine Bühnenauftritte sind – oder waren zumindest in den Anfangszeiten – das pure Musiktheater. Er verkörpert seine Songs geradezu, aber er schreibt sie zumeist nicht selbst. Die Stücke seines Debütalbums Bat Out Of Hell von 1977 stammen von Jim Steinman, der sicher ein Komponist von Rockmusik, aber auch und vielleicht vor allem ein in Musical-Kategorien denkender Produzent ist. Das schlägt sich merklich nieder im Theatralikgehalt der Meat Loaf- Shows jener Zeit.

In seiner Melodramatik einmalig ist dieser grandiose gesprochene Anfang eines der bekanntesten Songs von Meat Loaf:

BOY: On a hot summer night, would you offer your throat to the wolf with the red roses?
GIRL: Will he offer me his mouth?
BOY: Yes.
GIRL: Will he offer me his teeth?
BOY: Yes.
GIRL: Will he offer me his jaws?
BOY: Yes.
GIRL: Will he offer me his hunger?
BOY: Yes.
GIRL: Again, will he offer me his hunger?
BOY: Yes!
GIRL: And will he starve without me?
BOY: Yes!
GIRL: And does he love me?
BOY: Yes
GIRL: Yes.
BOY: On a hot summer night,
would you offer your throat to the wolf with the red roses?
GIRL: Yes.
BOY: I bet you say that to all the boys!

Meat Loaf – You Took The Words Right Out Of My Mouth
(On A Hot Summer Night)
aus dem Album „Bat Out Of Hell“ (1977)
Autor: Jim Steinman

Sowas funktioniert nur, wenn einem die schwüle Hitze eines Sommerabends die Sinne vernebelt, dann allerdings ist es großartig. Heute wäre demnach eine Gelegenheit dafür. Wer sich also stark genug fühlt, sich die Sache anzusehen, der siehe hier:

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Braun Piccolino 51, Röhren-Kofferradio

Heute bekam ich ein sehr hübsches Radio geschenkt. Eigentlich sollte es lediglich um die Auflösung einer kleinen Plattensammlung gehen. Alles Vinyl – einige Klassikplatten, ein paar Alben mit vorgetragener Lyrik, musikdidaktische Platten und musikwissenschaftlich kommentierte Jazz- und Rockmusik-Anthologien aus den späten 70er Jahren (was aus heutiger Sicht rührend-nostalgisch wirkt!) – ein ganzer Umzugskarton voll!

Während des Gesprächs mit dem Vorbesitzer fällt mir auf, dass im Hintergrund ein Radio läuft – unverkennbar auf Mittelwelle eingestellt. Dann fällt der Satz „…und wenn Sie noch jemanden wissen, der was mit diesem alten Radio anfangen kann…“ – und ich staune, als ich das Gerät sehe: ein betagtes Kofferradio, ein röhrenbetriebenes Braun Piccolino 51 von 1951/52:

Braun Piccolino 51 (1951/52)
Braun Piccolino 51 (1951/52)

Natürlich fällt mir jemand ein – das Radio nehme ich gerne! Wie ich hören kann, funktioniert das Gerät auch nach 60 Jahren noch. Die Senderskala ist natürlich veraltet – die meisten dieser Sender haben den Betrieb auf Mittelwelle längst eingestellt:

Senderskala
Senderskala

Zu Hause öffne ich das Gerät und sehe, dass darin noch nicht gebastelt wurde – alles ist noch im Originalzustand:

Chassis
Chassis

Hier das Typenschild:

Typenschild
Typenschild

Auf der Gesamt-Innenansicht ist gut die Rahmenantenne im Rückdeckel zu sehen:

Gesamt-Innenansicht mit Rahmenantenne im Rückdeckel
Gesamt-Innenansicht mit Rahmenantenne im Rückdeckel

Hier ein Detailfoto der eingebauten Rahmenantenne:

Rahmenantenne, Detail
Rahmenantenne, Detail

Bei dem Gerät handelt es sich um einen fünfkreisigen Mittelwellen-Superhet-Empfänger mit einer Zwischenfrequenz von 473 kHz. Er ist vorgesehen für Netz- und Batteriebetrieb. Röhrenbestückung: DK91, DF91, DAF91, DL92. Bakelitgehäuse. Demnächst werde ich mich an die Aufarbeitung machen: Der Ledergriff muss vor dem endgültigen Zerbröseln bewahrt werden, das Gehäuse hat einen feinen Riss, der geklebt werden muss. Die Bedienknöpfe kommen in Gebissreiniger(!) und die Gehäuseoberfläche sollte ein wenig poliert werden. Alles andere ist in gutem Zustand.

Petra Magoni & Ferruccio Spinetti – Musica Nuda 2 (2CD 2006)

Musica Nuda 2Bei der Rückkehr aus dem Urlaub liegt es schon im Briefkasten: das zweite Album des Duos Magoni und Spinetti, Musica Nuda 2. Ich bin sehr gespannt, ob das Werk meine nach der Begeisterung für das Debütalbum recht hoch gesteckten Erwartungen erfüllen kann. Um’s vorweg zu nehmen: das kann es, und zwar spielend.

Der Opener: das mir schon bekannte furiose Beatles-Cover Come Together, in dem das perkussive Kontrabassspiel Spinettis und die irrlichternde Stimme der Magoni für die weiteren Tracks des Albums einen sehr hohen Maßstab setzen. Doch was ist das? Ein Overdub! Gezupfter und gestrichener Bass sind gleichzeitig zu hören. Ich bin erstaunt, denn das kenne ich vom ersten Album nicht (Korrektur: gerade höre ich Blackbird vom ersten Album – auch da gibt es Overdubs). Zunächst bin ich auch unsicher, ob mir das gefällt, denn gerade der Minimalismus des ersten Albums hatte es mir ja so angetan.

Das stellt sich aber als überhaupt nicht schlimm heraus. Nur auf sechs der 16 Titel von CD1 kann ich Overdubs feststellen, lediglich in einem Fall geht das nach meiner Einschätzung daneben: beim zweiten Titel Io sono metà kann ich in der nachträglich hergestellten Zweistimmigkeit nicht die Absicht erkennen… Sonst aber überzeugt die erste CD des Albums mit einer Reihe von hörenswerten Neuinterpretationen bekannter Titel: Non andare via (Ne me quitte pas, das bekannte Brel-Stück), Like a virgin, (bekannt durch Madonna) oder Splendido Splendente (Donatella Rettore), aber auch Over the Rainbow – das kommt reduziert auf Bass und Stimme alles sehr überzeugend rüber. Mittendrin überraschen die beiden Musiker mit der berühmten Händel-Arie Lascia ch’io pianga, die noch mal eine ganz andere Seite des Könnens der Petra Magoni zum Klingen bringt. Hinzu kommen einige italienischsprachige Eigenkompositionen, die die CD1 dieses Albums abrunden. Ich bin der italienischen Sprache nicht mächtig, ahne aber, dass sie gut geeignet ist, große Emotionen auszudrücken.

Wie ich zu der zweiten CD des Albums stehen soll, weiß ich nicht so recht. Zu allen Aufnahmen bat das Duo Gastmusiker hinzu und verzichtete somit auf sein Alleinstellungsmerkmal, nämlich eben ein in der Zusammensetzung doch recht ungewöhnliches Duo zu sein. Die solistischen Fähigkeiten des Bassisten Spinetti geraten dann ins Hintertreffen, wenn er seine Partnerin Magoni und einen ebenfalls solierenden Gastmusiker begleitet. Heraus kommt eine ganz andere, wenn auch ebenfalls äußerst hörenswerte Musik. Ich vermute, dass ich die CD2 seltener auflegen werde.

Das besprochene Album ist in Deutschland nur mit mehrwöchigen Wartezeiten oder recht teuer erhältlich. Man schaue sich aber mal beim französischen e..y um, dort fand sich das Objekt der Begierde neu für günstige € 10,90 zzgl. Versand und lag nach dem Kauf schon innerhalb weniger Tage im heimischen Briefkasten.

heavy rotation Vol. 9: Musica Nuda – faszinierender Minimalismus

Musica NudaImmer wieder ist es das Radiohören, das meinen musikalischen Horizont erweitert. Vor ein paar Tagen machte mir Karl Lippegaus mit seiner jeden Mittwochabend auf WDR4 ausgestrahlten Sendung Swing Easy das Geschenk einer sehr schönen Entdeckung. Eine Coverversion des Beatles-Klassikers Come Together ließ mich ganz aufmerksam werden. Nur von einer Frauenstimme und einem Kontrabass dargeboten, hatte ich beim Hören den Eindruck, der Song werde da gerade auf sein Wesentlichstes reduziert – es war fast so etwas wie ein Freipräparieren. Musica Nuda – nackte Musik – ist somit nicht ohne eine gewisse Folgerichtigkeit Motto und Name des italienischen Duos Petra Magoni und Ferruccio Spinetti.

Die ein wenig edelpunkig wirkende Petra Magoni verfügt über eine Stimme mit vielen Möglichkeiten von schrill und laut bis leise und weich. Sie scattet, zischt, flüstert, haucht und zieht schon mal im rhythmisch richtigen Moment die Nase hoch – andererseits verfügt sie als „gelernte“ Sängerin auch über die klassischen Gesangstechniken.

Kongenialer Partner: der mit Vollbart, Wuschelfrisur und Brille ein wenig wie ein ewiger Student wirkende Bassist Ferruccio Spinetti. Sein Instrument ersetzt ein Orchester. Ob laut oder leise, getappt, gezupft oder gestrichen, lyrisch oder percussiv gespielt – er beherrscht die Spielarten seines Instruments zwischen unkonventioneller Begleitung und ausdrucksstarkem Solo.

Und das Beste: die beiden Künstler haben zu einem traumhaften Miteinander gefunden. Und so sezieren sie auf Ihrem Album Musica Nuda solche Klassiker wie Eleanor Rigby, Roxanne, I will Survive, Blackbird und – besonders beeindruckend – Nature Boy, um sie dann ganz in ihrem eigenen Sinne wieder zusammenzusetzen. Auch vor Kiss von Prince machen die beiden nicht halt. Da ich Chet Bakers Signaturstück My Funny Valentine sehr liebe, war ich besonders kritisch, was Musica Nuda daraus gemacht haben. Ich wurde nicht enttäuscht, es ist gut!

Come Together ist nicht mal vertreten auf diesem Album, das ich noch während der Radiosendung online bestellt und am Freitag bekommen habe. Aber eine weitere CD – diesmal mit dem Beatles-Titel – ist schon auf dem Weg zu mir!

Wer sich reinhören mag, ist mit der Musica Nuda-Website gut bedient. Dort gibt es eine Menge Videos zu sehen, unter anderem auch eins mit dem mehrfach erwähnten Come Together. Es empfiehlt sich allerdings, die beim Seitenaufruf automatisch startende Musik zu stoppen, ehe man sich der Videos annimmt – andernfalls gibt’s ein Musik-Durcheinander.

HRK und die 41052

Heinz Rudolf Kunze (ca. 1988) © by Michael Münch
Heinz Rudolf Kunze (ca. 1988) © by Michael Münch

Im vorhergehenden Beitrag erwähnte ich Heinz Rudolf Kunze, der bis 1989 noch in Osnabrück lebte. Irgendwann bekam ich ihn vor die Linse. Die Zeitung brauchte ein paar aktuelle Fotos. Ich suchte ihn bei sich zuhause auf und wir beratschlagten, wo wir die Aufnahmen machen wollten. Kurzerhand fuhren wir in den Osnabrücker Arbeiter-Stadtteil Schinkel zur Schinkel-Lok, die seit 1979 zwischen Buerscher und Rotenburger Straße auf ein paar kümmerlichen Metern Gleis stehend eingezäunt vor sich hin gammelte.

1989 zog Kunze von Osnabrück nach Hannover. Die Lok musste sich noch bis zum Jahr 2001 gedulden. In dem Jahr übernahmen die Osnabrücker Dampflokfreunde den Technik-Dino und überführten ihn aufs Vereinsgelände Piesberger Zechenbahnhof. Seitdem wird die Lok dort liebevoll restauriert und irgendwann soll sich der Stahlkoloss wieder aus eigener Kraft in Bewegung setzen. Noch ein schönes Stück Arbeit für die Dampflokfreunde!

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