Einfache Erklärung

Michelangelo - Die Erschaffung des Adam
Michelangelo – Die Erschaffung des Adam. So könnte es auch bei MiMü gewesen sein.

Hallo Michael,

heute muss ich dir schreiben, ich halte es nicht mehr aus! Hier ist ein Doppelgänger von dir in Hamburg unterwegs! Der sieht aus wie du, nur raucht er Zigarette und ist ( sei mir nicht böse) etwas schmaler.

Jeden Morgen geht er schnellen Schrittes am Büro vorbei und jedesmal denke ich: So sah der Studi-Michael bestimmt aus, schnellen Schrittes zum nächsten Fotokurs mit Fluppe im Mund.
So das musste ich jetzt mal schreiben.

Grüße aus der Hansestadt
Laura

So weit die Email einer Freundin. Meine Antwort:

Liebe Laura,

das war nämlich so:

Als der große alte Mann mit dem weißen Bart und dem Erfindermantel den MiMü gemacht hatte, sah er ihn von allen Seiten an und staunte, wie gut der geworden war.

„Oh fein“, sagte er zu sich, „davon mache ich noch einen!“ – Da er aber an MiMü schon so viel Material verbraucht hatte, musste die Zweitausführung zwangsläufig etwas schlanker ausfallen.

Du siehst, … – für die meisten Dinge gibt es eine ganz einfache Erklärung!

Liebe Grüße – es drückt Dich der MiMü!

Vom Sammeln und wieder Weggeben

Manchmal ist die blogrelevante Erlebnisdichte nicht sehr hoch – solche Phasen gehen oft mit einem erhöhten Arbeitsaufkommen in Sachen Broterwerb einher … Soll mir recht sein!

Gestern aber hatte ich ein wenig Zeit und es trieb mich mal wieder zum Haushaltsauflöser meines Vertrauens – besser gesagt: in dessen Schallplattenecke, die von Herrn B. so liebevoll gepflegt wird. Auch diesmal fuhr ich nicht ohne ein paar Neuerwerbungen in Vinyl wieder nach Hause. Meine Absicht war es jedoch, eine größere Anzahl von Schallplatten loszuwerden.

PlattenregalAufmerksamen Lesern wird es nicht entgangen sein, dass ich zwar auch klassische Musik höre, diese aber keinen Schwerpunkt meiner sammlerischen Bemühungen darstellt. Ich freue mich jedoch, sehr viele bedeutende Werke aus dem Bereich der klassischen Musik in meinen Regalen stehen zu haben.

Nun ist es allerdings so, dass man bei der Übernahme musikalischer Nachlässe in Form von Schallplatten keine Rosinenpickerei betreiben kann. Im Normalfall wollen die Erben „den alten Kram“ auf einen Schlag loswerden. Auf dem Flohmarkt ist es mir schon passiert, dass mir Angebote gemacht werden wie „… nur 20 Euro, wenn Du die ganze Kiste nimmst!“ – so kommt man zu jeder Menge von dem, was ein Angler „unerwünschten Beifang“ nennen würde. Das Ergebnis: man hat gerade auf dem Gebiet der klassischen Musik bald alles doppelt und dreifach in der Sammlung. Das treibt manchmal seltsame Blüten: Mozarts „Kleine Nachtmusik“ und Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ habe ich jeweils acht mal im Regal stehen. Ich bin allerdings kein vergleichender Hörer, was soll ich also mit dem vielen Zeug?

Ich sammle Platten ja nicht um ihres bloßen Besitzes willen, sondern fürs Hörvergnügen. Die Musik soll auch mal auf den Plattenteller! Vor etwa zwei Wochen, als ich mal wieder mühsam Platz für weitere Platten schaffen musste, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: wenn was Neues dazu kommt, muss was Altes weg! Ich holte also ein paar Kartons vom Dachboden und nach ein paar Stunden hatte ich um die 250 Platten aussortiert – hauptsächlich klassische Musik. Gestern schließlich hievte ich die Kartons in mein Auto und lieferte sie im sozialen Kaufhaus bei Herrn B. ab. Er wird die Platten sichten, ein wenig mit Mikrofaser-Tüchern abwischen, der einen oder anderen eine neue Innenhülle verpassen und sie dann in seine Regale einsortieren. Und wenn alles gut geht, werden die Platten für einen Euro das Stück einen neuen Besitzer finden …

Die Erfahrung, dass das Weggeben mir überflüssig gewordener Gegenstände ungeheuer viel Freude machen kann, ist mir nicht neu. Mir fehlt allerdings die Lust, 250 Schallplatten Stück für Stück bei e..y anzubieten oder mich auf den Flohmarkt zu stellen. Nein – so ein soziales Kaufhaus ist schon ein ganz hervorragender Umschlagplatz. Was dem Einen überflüssig erscheint, wird vom Anderen höchst begehrt. Dieser Ort bringt uns beide – und ich bin mal dieser und mal jener – aufs Feinste zusammen!

Deutsch-französische Freundschaft

Vor ein paar Tagen – am 22. Januar – jährte sich zum 50. Mal die Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages durch den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer und den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle im Élysée-Palast in Paris. Das Medienecho zum Jahrestag war recht groß – der Radiosender WDR5 etwa widmete dem Jubiläum einen Themenschwerpunkt und es gab natürlich eine Zeitzeichensendung.

Daran dachte ich aber gar nicht, als ich gestern ein kleines Antiquariat in der Osnabrücker Altstadt betrat und dort etwa folgendes Sprüchlein aufsagte: „Nicht, dass ich nicht gern Bücher lese! Aber: haben Sie auch gebrauchte Schallplatten?“ Und ich hatte Glück, der freundliche Antiquar baute zwei Handvoll LPs vor mir auf, mehr habe er leider nicht mehr, aber ich könne ja mal schauen.

Barbara - 3LPEin Album ragte aus der Auswahl heraus, eine 3LP-Box der französischen Chanson-Sängerin Barbara. Barbara, hm – da war doch was … – ja klar, da fand ich’s auch auf der Titelliste: „Göttingen“, das Chanson über die Stadt, in der die in ihrer Kindheit und Jugend als Jüdin von den Nationalsozialisten verfolgte Sängerin im Juli 1964 zunächst nur widerwillig auftrat. Angesichts der Herzlichkleit und Begeisterung, mit der sie dort aufgenommen wurde, blieb sie dann aber eine Woche. In dieser Zeit entstand das Chanson Göttingen:

Gewiß, dort gibt es keine Seine
und auch den Wald nicht von Vincennes,
doch gäb’s viel, was zu sagen bliebe
von Göttingen, von Göttingen!

Paris besingt man immer wieder,
von Göttingen gibt’s keine Lieder,
und dabei blüht auch dort die Liebe
in Göttingen, in Göttingen.

Mir scheint, wir sind weit schlecht’re Kenner
in punkto „Frankreichs große Männer“
als Hermann, Peter, Helga, und Hans
in Göttingen.

Hier spielte auch, ganz ohne Frage,
das Märchen uns’rer Kindertage:
„Es war einmal . . .“, ja wo begann’s?
in Göttingen.

Gewiß, dort gibt es keine Seine
und auch den Wald nicht von Vincennes,
doch sah ich nur so schöne Rosen
in Göttingen, in Göttingen.

Das Morgengrau ist nicht das gleiche
wie bei Verlaine, das silbern-bleiche,
doch traurig stimmt es auch Franzosen
in Göttingen, in Göttingen.

Kommt es mit Worten nicht mehr weiter,
dann weiß es, Lächeln ist gescheiter:
Es kann bei uns noch mehr erreichen,
das blonde Kind in Göttingen …

Was ich nun sage, das klingt freilich
für manche Leute unverzeihlich:
Die Kinder sind genau die gleichen
in Paris, wie in Göttingen.

Laßt diese Zeit nie wiederkehren
und nie mehr Haß die Weit zerstören:
Es wohnen Menschen, die ich liebe,
in Göttingen, in Göttingen.

Doch sollten wieder Waffen sprechen,
es würde mir das Herz zerbrechen!
Wer weiß, was dann noch übrig bliebe
von Göttingen, von Göttingen …

deutsche Übersetzung des Chansons „Göttingen“,
gefunden auf der Website des Stadtarchivs Göttingen

Das in Frankreich sehr bekannte Chanson – dort gehört es zum Schulstoff – gilt als bedeutender Beitrag für die Völkerverständigung und die Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland.

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