Hörtagebuch

Holz im Verstärkerbau: bestimmt kein Holzweg!

Mit der Verwendung von Holzmaterialien im Verstärkerbau habe ich gute Erfahrungen gemacht. Beim Bau meiner PL82-Endstufe trieb ich das – für mich – auf eine vorläufige Spitze, indem ich das Prinzip des probeweisen Brettaufbaus in Richtung einer dreidimensionalen Holzwerft erweitert und das Ergebnis für endgültig erklärt habe.

Die Holzwerft der PL82-Endstufe.
Die Holzwerft der PL82-Endstufe. Ursprünglich als Probeaufbau gedacht, werkelt der Verstärker noch heute auf diesem Konstrukt aus Multiplex-Material

Seit gut vier Jahren betreibe ich eine 5654/EL84-Endstufe, ähnlich dem unlängst beschriebenen Vollverstärker und mit gleicher Röhren-Bestückung – mit dem Unterschied, dass hier die Vorröhre – nunmehr ohne Potentiometer am Gitter und damit ohne Lautstärkeregelung – etwas anders beschaltet ist als im Vollverstärker.

Diese EL84-Endstufe hat mit der Zeit eine Reihe von Häutungen durchgemacht – bestimmt ist die jetzige Version schon eine Mk.VII oder VIII. Zwei, drei Mal wurde die Schaltung modifiziert, was immer auch Eingriffe in die Siebketten nach sich zog. Vier verschiedene Ausgangstrafo-Paare taten hier ihren Dienst, mit Kerngrößen von M65, SM65, M74 und SM74 (in dieser Reihenfolge). Die Umbauerei war jedes Mal eine aufwändige Angelegenheit.

Ursprünglicher Aufbau der EL84-Endstufe auf einem Metallchassis
Ursprünglicher Aufbau der EL84-Endstufe auf einem Metallchassis

Die einzelnen Komponenten des Verstärkers – Netztrafo, zwei Gleichrichter-/Siebketten-Platinen, das kleine Subchassis der Röhren mit ihrer unmittelbaren Peripherie sowie die Ausgangsübertrager – waren allesamt auf einer 3mm-Aluplatte montiert, die durch sechs M6-Abstandsbolzen in 2cm Abstand über dem Boden des ebenfalls metallischen Verstärker-Gehäuses angebracht war.

Das heißt, dass alle Baugruppen mittels Gewindeschrauben und Muttern befestigt waren. Wollte ich nun irgendetwas auswechseln, musste ich jedes Mal das komplette Gehäuse auseinander bauen, um an die unter der Montageplatte sitzenden Schraubenmuttern zu kommen. Sowas nervt ohne Ende …

Kompletter Neuaufbau

Ich nahm alles auseinander und baute komplett neu auf. Zunächst konstruierte ich das Röhrenmodul, das einerseits Stabilität gewährleisten, darüber hinaus aber auch einen abschirmenden Effekt haben sollte. Dies ist die mechanische Lösung:

Röhrenmodul für den Neuaufbau der EL84-Endstufe. Stellprobe mit Paper In Oil-Kondensatoren (PIO), Bild 1
Röhrenmodul für den Neuaufbau der EL84-Endstufe. Stellprobe mit Koppelkondensatoren, Bild 1
Röhrenmodul für den Neuaufbau der EL84-Endstufe. Bild 2
Röhrenmodul für den Neuaufbau der EL84-Endstufe. Bild 2

Ein Alu-Lochblech und ein paar Aluprofile (die das Konstrukt recht steif und stabil machen) bilden eine Abschirmwanne.

Als neue Montageplatte fungiert ein Leimholzbrett aus Nadelholz. Das gibt’s im Baumarkt als Regalboden. Ich lasse es ich mir an Ort und Stelle so zuschneiden, dass es genau die Bodenfläche des Metallgehäuses ausfüllt. Hier bekommt man einen Eindruck davon, wie meine Endstufe nun aufgebaut ist:

Montageplatte aus Leimholz in der EL84-Endstufe
Montageplatte aus Leimholz in der EL84-Endstufe

Ich geb’s ja zu: die beiden Ausgangsübertrager sind bauartbedingt auch hier mit durchgehenden Schrauben samt Muttern montiert. Nach vielen Versuchen weiß ich allerdings, dass ich diese Komponenten nicht mehr auswechseln werde. Alle anderen Baugruppen sind mit Holzschrauben befestigt und können ohne großen Aufwand demontiert werden.

Ein weiterer Vorteil der Verwendung des Holzes liegt in seinen dämpfenden Eigenschaften. Klang das Metallgehäuse vorher beim Draufklopfen blechern, klingt es nun wesentlich gedämpft. Das kommt natürlich auch hörbar dem Klangbild zugute, das dieser hochauflösende Verstärker entwirft!

Künstliche Netzspannung

Foto & © 2017 by M.Stute
Eine einstellbare Spannungsversorgung für Vintage-Plattendreher, erdacht von Meinolf Stute, der mir auch das Foto zur Verfügung gestellt hat. Rechts ein von Meinolf revidierter Lenco L75.

Ältere Plattendreher sind noch auf die früher übliche Netzspannung von 220V AC ausgelegt. Mittlerweile liegen an unseren Steckdosen aber um die 237V an. Mein Freund Meinolf, der sich mit der Aufarbeitung von Vintage-Audio-Equipment befasst, hat nun eine Spannungsversorgung entwickelt, die den alten (und neuen) Motoren eine in Höhe, Frequenz und Phasenlage einstellbare reine Sinusspannung zur Verfügung stellt. Über sein Konzept und die Erfahrungen mit dem Gerät berichtet er ausführlich auf seiner Website ms-audio-vintage-DIY

Wupp, wupp, wupp … oder: falscher Fehler!

Neulich hab ich mich mehrere Bastelabende lang selbst an der Nase herumgeführt und das kam so:

Ich plane, eine verbesserte Version meiner Plattenwaschmaschine aufzubauen. Die bisherige ist groß, schwer und laut und die nächste soll kompakt, leise und leicht zu transportieren sein. Ein Freund schenkte mir ein DUAL CS606-Chassis, allerdings fehlten dem der Motor und die Motorelektronik sowie der Plattenteller samt Konus. Nach und nach konnten der Teller eines CS627Q und ein noch unbenutzter Motor EDS500 samt Tellerkonus aufgetrieben werden, aber in Sachen Motorelektronik: Fehlanzeige … Blieb also nur der Nachbau.

Im Netz gibt’s ja irgendwo alles – hier zum Beispiel eine wunderbare Sammlung von DUAL-Handbüchern. Ich suchte mir das Service-Manual CS606*. In dem fand ich die Schaltung und das Platinenlayout der Motorregelung. Das Ding war schnell abgekupfert und mit Bauteilen weitgehend aus der Bastelkiste bestückt. Im Prinzip funktioniert die Regelung so: der EDS500 hat einen eingebauten Generator, der eine drehzahlabhängige Spannung erzeugt, die von der Elektronik ausgewertet wird. Läuft der Motor zu schnell, entsteht im Generator eine höhere Spannung und die Elektronik regelt die Drehzahl herunter und umgekehrt. So weit so gut. Nur: klappen musses!

Motor EDS500 mit Nachbau der Regelelektronik
Motor EDS500 mit Nachbau der Regelelektronik

Das Ganze war aber nicht zum Laufen zu bringen – über mehrere Bastelsessions nicht. Fehlerbild: der Motor ruckte so 2 bis 3 mal in der Sekunde – wupp, wupp, wupp, … Immer wieder Fehlersuche auf der DIY-Platine, der Schaltung mit dem Oszilloskop zu Leibe gerückt, Teile ausgewechselt … – nix.

Aus Verzweiflung bestellte ich schließlich für 39€ bei einem ebayer die mittlerweile aufgetauchte komplette Einheit noch mal – EDS500 mit Tellerkonus und Original-Elektronik. Ausgetauscht, Leitungen angeschlossen, eingeschaltet: nun genau dasselbe Ergebnis wie mit meiner Selbstbauelektronik – wupp, wupp, wupp, …

EDS500-Motorregelung, Originalplatine
EDS500-Motorregelung, Originalplatine

Plötzlich die Erleuchtung: das Chassis – bisher immer über Kopps betrieben – umgedreht und Tellerkonus und Teller auf die Achse und siehe da: das Teil läuft!!! Es braucht den Teller, um ins Laufen zu kommen! Der Reim, den ich mir drauf mache: die Elektronik benötigt die Anfangsträgheit des ruhenden Tellers, damit der Motor nicht sogleich „überschießt“. Wenn der Motor ganz ohne Belastung anläuft, ist er gleich auf „180“ und die Elektronik zieht die Notbremse. Wupp, wupp, wupp …


*Man muss aufpassen. Zunächst schaute ich ins Service-Manual des CS604. Da ist aber das Schaltbild mit Fehlern behaftet. Die beiden Spannungsteiler für die Grundeinstellung von 33 und 45 U/min haben dort keine Verbindung zum Eingang des Timers 555 (Pin6). Das Platinenlayout allerdings ist korrekt abgebildet.

Phonovorstufe mit EF86

EF86-RIAA mit aktiver Entzerrung
EF86-RIAA mit aktiver Entzerrung

Seit längerem betreibe ich eine Phonovorstufe – ab jetzt kurz RIAA genannt – mit passiver Entzerrung und einer E88CC je Kanal als Röhre. Ebenso lange trage ich mich mit dem Gedanken, zum Vergleich eine RIAA mit aktiver Entzerrung, also mit frequenzabhängiger Gegenkopplung zu haben. Vor Jahren stolperte ich über ein von Tobias Hermann veröffentlichtes Konzept mit EF86 im Eingang und ECC81 als Treiber und Kathodenfolger-Ausgangsstufe. Genau das Teil habe ich schon mal nachgebaut, mit dem Ergebnis war ich aber einigermaßen unzufrieden. Das allerdings zu einer Zeit, als ich im Umgang mit solchen Schaltungen noch recht unerfahren war. Es kann demzufolge gut sein, dass ich damals fehlerhaft aufgebaut habe.

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Reparatur meines Oszilloskops

Manchmal denke ich, es gibt noch viel mehr Hirnverbrannte unter unserer Sonne, als wir jemals anzunehmen wagten:

Neulich oszilloskopierte ich mit meinem sicher schon vor 20 Jahren gebraucht gekauften PHILIPS PM 3212 fröhlich vor mich hin, bis es einen lauten Knall tat, der unzweifelhaft aus dem Scope kam. Ich tastete nach der Taschenlampe und lief zum Zählerkasten. Alle Sicherungen raus. Und ich dachte gleich „Nanu!“, denn normalerweise besorgt das alles schon die Schmelzsicherung im defekten Gerät. Und irgendwelche sekundärseitigen Defekte im PHILIPS wären sicher nicht bis zum FI-Schalter durchgeschlagen. Leichtfertig steckte ich den Netzstecker des Sichtgeräts wieder in die Leiste, und abermals KNALL!!! und alle Sicherungen raus. Innerlich schlug ich ein Kreuz über dem Gerät und machte mich mit dem Gedanken vertraut, mich nach einem Nachfolger umzusehen.

Vorhin gucke ich so Richtung Basteltisch und sehe unten drunter das Scope stehen. „Wenigstens reingucken kannst Du ja mal“, denke ich so bei mir. Wenn meine innere Stimme nicht ihren Willen kriegt, ist sie immer sehr ungehalten – also ran ans Werk! Halte mein Ohmmeter an den Netzstecker: nullkommanix Ohm. Nehme die Rückwand ab – laut Schaltplan sitzt dort der immer durchlaufende Haupttransformator (übrigens mit dem tollsten SM-Kern, den ich je gesehen habe). Diese Einheit kann man vom restlichen Gerät per Steckkontakt komplett trennen. Ich wiederhole die Messung: immer noch 0,0 Ohm.

der havarierte Kondensator
der havarierte Kondensator

Jetzt schraube ich die Anschlussdose mit dem Netzspannungs-Wahlschalter auf, und sehe sogleich das Malheur: ein dicker 0,33µF-Kondensator, Baujahr 1975, sieht von außen aus wie das havarierte Servicemodul der Apollo 13-Mission – aufgerissen, zerborsten, völlig im Eimer. Blick in den Schaltplan: vom Stecker geht’s über eine Feinsicherung auf den Kondensator, der der Primärwicklung des Trafos parallel geschaltet ist. Doch wo ist die verflixte Sicherung? Ich ziehe das Service-Manual zu Rate und siehe da: Auswechseln der Sicherung durch Austausch des Sicherungsdrahtes gegen einen neuen – per Lötvorgang. Aufbewahrt ist diese Konstruktion in einem Formteil des Trafowickels. Nur: als ich nachsehe, ist da – nix. Dafür aber finde ich die Spuren einer früheren Manipulation. Irgendein lebensmüder Vorbesitzer hatte wohl keinen Sicherungsdraht zur Hand, aber ein Stück normale Leitung und nen Tropfen Lötzinn hatte er wohl übrig. So ein Armleuchter! (Weniger gehemmte Menschen als ich würden an dieser Stelle „Arschloch!“ geschrieben haben!)

So, nach meinem Eingriff hat der Trafo auch wieder eine Sicherung. Es gibt Sicherungshalter mit Kabelanschlüssen, die man frei verlegen kann. Zum Glück ist noch ein bisschen Platz im PHILIPS. Und einen passenden Nachfolger für den C-Böller finde ich in der Bastelkiste. Nun kann ich wieder fröhlich vor mich hin oszillografieren!

das havarierte Service-Modul der Apollo 13
das havarierte Service-Modul der Apollo 13

Der Vollständigkeit halber hier noch ein NASA-Foto (public domain) vom havarierten Service-Modul der Apollo 13-Mission. Die Ähnlichkeit zu meinem geplatzten Kondensator finde ich einigermaßen frappierend 😉

Diesen kleinen augenzwinkernden Vergleich erlaube ich mir allerdings nur, weil – wie viele von uns wissen werden – die Sache mit Apollo 13 gut ausgegangen ist!

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