Kehraus

Gelegentlich tut es gut, den Browsercache zu leeren, den Desktop des Rechners aufzuräumen, temporäre Daten zu löschen und überhaupt ein wenig Archivarbeit zu leisten. Den Schreibtisch in die Aktion einzubeziehen, kann bestimmt nix schaden. Das schreibt hier übrigens einer, dessen Arbeits- und Denkmöbel als Heimstatt kreativen Chaos´ zu bezeichnen eine schamlose Beschönigung wäre! Tatsächlich ahne ich, dass der Zustand meines Arbeitsplatzes einiges aussagt über mich als Nutzer und über den Grad an Unordnung auch in meinen Gedanken …

Das eben Erwähnte gilt natürlich ebenso für die Menge an musikalischen Eindrücken, die sich sukzessive im Kopf ansammelt. Beizeiten muss ich meine innere Festplatte aufräumen, wenn ich mal wieder an die Grenzen meiner musikalischen Aufnahmefähigkeit stoße. Geradezu versessen auf „Stille im Kopf“, höre ich dann tagelang kaum mehr Musik, lasse Radio, Anlage und Spotify ausgeschaltet und verschiebe nach Möglichkeit Einkäufe in Muzak-verseuchten Verbrauchermärkten auf später.

Elbsandsteingebige
Elbsandsteingebige / Sächsische Schweiz – © Dirk G. (einer unserer Wanderfreunde)

Insofern kam mir eine schon länger geplante Wanderwoche in der Sächsischen Schweiz mehr als recht! Sechs Tage waren wir unterwegs, insgesamt etwa 80 km legten wir an vier Wandertagen per pedes zurück. Obwohl wir eine neunköpfige Gruppe waren – elf, wenn man die Hunde mitzählt – war reichlich Zeit zum Schweigen, zum Nachdenken – kurzum: zum Runterkommen. Gerade in den Tagen zuvor hatte ich mich musikalisch überladen, in jeder freien Minute freute ich mich hörend über meinen neuen Plattendreher. Das geschah zwar auf sehr hohem klanglichen Niveau, aber das rettete mich gerade nicht davor, es mit dem Input quantitativ zu übertreiben.

Fastenbrechen

Nach dem viel zu schnell vergangenen Urlaub gilt es nun, auf behutsame Art und Weise wieder Musik „nachzufüllen“.


Cæcilie Norby & Lars Danielsson - Just the Two of Us (LP, 2015)
© ACT

Auf ein Album habe ich mich besonders gefreut: Cæcilie Norby & Lars Danielsson – Just the Two of Us (LP, ACT 2015). Die dänische Vokalartistin und der schwedische Ausnahmebassist sind privat ein Paar, aber hier erstmals als Duo auf einem gemeinsamen Album zu hören.

Man muss sich schon etwas trauen, wenn man ein Album mit einer Cover-Version des Joni Mitchell-Titels Both Sides Now beginnt. Doch schon nach den ersten gezupften Basstönen und dem Einsetzen der die mittleren Lagen auslotenden Stimme der Sängerin weicht die Skepsis des Zuhörers.

Die versierte Jazz-Vokalistin Norby beherrscht den Blues ebenso wie den Scat-Gesang. Gleichermaßen vielseitig der Bassmann Danielsson: mühelos zwischen perkussivem Spiel, Akkord-Begleitung und solistischen Anteilen wechselnd liefert er jederzeit das Pendant zum vokalen Treiben seiner Duo-Partnerin. Hier beansprucht niemand die Anführerschaft, beide stellen sich in den Dienst der mehr als guten Sache. So wird diese Platte zum Dokument eines großen Einverständnisses der beiden Künstler, wohl auch und vor allem auf der menschlichen Ebene … Hochemotional!

Nach etwas mehr als 45 min. endet dieses vorzüglich gepresste Vinylalbum mit einer eindrucksvollen Version von Leonard Cohens Hallelujah.


Tschaikowsky - Konzert für Violine und Orchester D-dur op.35 - David Oistrach, Violine
© MELODIA/eurodisc

Tschaikowski – Konzert für Violine und Orchester D-dur op.35 – David Oistrach, Violine – Dirigent: Kyrill Kondraschin – Staatliches Sinfonieorchester der UdSSR (LP 1959, MELODIA/eurodisc)

Mein neuer Plattendreher schließt mir nun auch das Tor zur Klassik weiter auf. Ich habe eine Vielzahl von Klassik-Vinylalben, die aber bisher eher Beifang waren auf meinen Streifzügen über die Flohmärkte und durch die sozialen Kaufhäuser der Region.

Neulich hörte ich zu technischen Vergleichszwecken (tube rolling) etliche Male hintereinander das Tschaikowski-Violinkonzert D-dur op.35. Solistin: Anne-Sophie Mutter unter Herbert von Karajan mit den Wiener Philharmonikern. Als ich mich da reingegrooved hatte, machte es ordentlich Spaß, der zum Aufnahmezeitpunkt 1988 noch jungen Frau beim unbekümmerten Bewältigen der vielen eingebauten Schwierigkeiten zuzuhören. Es hatte allerdings auch ein bisschen was von einer Reihung lauter einzelner kleiner Kunststückchen. Hier ein dreifacher Rittberger, gleich darauf doppelter Toeloop, wenig später ein soundsovielfacher Salcho – und das alles auf der Geige!

Ich weiß nicht, was mich dann ritt, dass ich noch mal zur Plattensammlung ging und nach anderen Aufnahmen des Tschaikowski-Konzerts sah. Jedenfalls hielt ich nach kurzer Suche die eingangs genannte Platte mit David Oistrach als Solist in der Hand. Kurzer prüfender Blick auf die Plattenoberfläche, sofortiger Gang zur Plattenwaschmaschine und drauf damit auf den Plattenteller. Was sich nun entfaltete, war freilich von ganz anderem Kaliber. Natürlich ist Oistrach ein brillianter Techniker, aber erst seine Einspielung erschließt mir auch die emotionale Tiefe des Konzerts. Ich bin nicht nur davon begeistert, sondern auch von der klanglichen Qualität dieser alten Vinylscheibe! Auf jeden Fall ein würdiger Kandidat, mich nach dem Urlaub wieder mit Musik „aufzuladen“!


Paolo Conte - Concerti (2LP 1985, Live)
© CGD

Paolo Conte – Concerti (2LP 1985, Live). Diese Platte habe ich hier im Blog schon mal erwähnt. Mal abgesehen davon, dass ich von der Unmittelbarkeit dieser Live-Aufnahmen des italienischen Liedermachers und Chansonniers geradezu elektrisiert bin, nutze ich sie gern, um in meiner Anlagenkette verschiedene Röhrenfabrikate vergleichend gegeneinander antreten zu lassen. Überdies ist das eine Einspielung, die die Spannung von der ersten bis zur vierten Plattenseite hält.

Gestern hörte ich einige ausgewählte Stücke im Rahmen meiner Aktion „vorsichtig wieder an gute Musik gewöhnen“!


Und wenn’s richtig fetzen soll, ohne dass es peinlich wird, fällt meine Wahl gern mal auf eine Platte von Wolf Maahn. Ich finde, dass Maahn einer derjenigen ist, auf die der Begriff „unterschätzt“ unbedingt zutrifft. Er ist nicht nur jemand, der die Musik noch von Hand macht, sondern auch ein Musikant im besten Sinne, den ich auch wegen seiner Texte bewundere. Mein Lieblingssong von ihm findet sich auf dem Album „Kleine Helden“ (LP 1986) und heißt Ich wart auf Dich.

Auf solche Ideen muss man erst mal kommen:

Ich bin müde –
und ich wünsch mir jetzt Dein Kleid voller Leben
So möcht ich Dich eine Zigarette rauchen sehn
Um dann müde in Dich zu kriechen …

Wolf Maahn – Ich wart auf Dich

Wolf Maahn - Was? (LP 1989)
© EMI

Diesmal greife ich aber nicht zu „Kleine Helden“, sondern zu Wolf Maahn – Was? (LP 1989). Ich zapple noch ein bisschen durchs Wohnzimmer, zu Stunde um Stunde, und schalte dann die Anlage aus. Für diesmal ist es genug, mein innerer Konzertsaal ist wieder bestückt. Neue musikalische Abenteuer können kommen – ich bin vorbereitet!

Ein Dreher für den rookie

Der rookie bin ich und dies ist mein neuer Plattendreher ...
Der rookie bin ich und dies ist mein neuer Plattendreher …

Als in der Adenauer-Ära des vorigen Jahrhunderts Geborener ist mir der Umgang mit Geräten, mittels derer man Schallplatten abspielt, keineswegs fremd. Mit anderen Worten: ich weiß sehr wohl, wie man einen Plattenspieler in Gang setzt. Das ist aber auch alles.

Seit ich mit erfahrenen und mit allen Wassern gewaschenen High-Fidelisten zu tun habe, ahne ich, dass auch hinter der Plattenspielerei eine gewisse Wissenschaft steckt, deren Terminologie mir allerdings noch alles andere als geläufig ist. Vor allem habe ich mir wohl den lieb gewordenen Begriff „Plattenspieler“ abzugewöhnen und fortan das Wort „Dreher“ zu benutzen …

Seit etwa zwei Jahren wirkt der engere Kreis derjenigen, die mich bei der Optimierung meiner selbstgebauten Musikanlage mit Rat und Tat unterstützen, sanft auf mich ein, ich möge mich doch endlich mit dem Gedanken an den Aufbau eines hochwertigen Plattendrehers auseinandersetzen. Zunächst sperrte ich mich ein bisschen, aber im Laufe der Zeit gab ich meinen Widerstand auf, zumal ich beim Hören der Dreher meiner Freunde merkte: da geht auch bei mir noch was! Nach und nach wurde ich dann mit den Leistungen meines altgedienten Thorens TD147 unzufriedener, obwohl dessen Tonarm mit einem recht guten SONUS-System ausgestattet ist.

Also sammelten sich hier einige Zutaten für einen ordentlichen Dreher, als da wären: ein Dual-Motor EDS 900 (Direktantrieb) samt zugehörigem Teller, dazu eine von einem Hamburger Audiofreund neu entwickelte Elektronik zur quarzgenauen Steuerung des Motors. Außerdem ein Tonabnehmersystem ADC220X mit originalen elliptischen Ersatznadeln. Last not least ein SME Serie V Tonarm. In den Besitz dieses excellenten Tonarms zu kommen war letztlich ausschlaggebend, in Sachen Dreherbau endlich aktiv zu werden.

Tja, wie beginnen, wenn man selber von nix eine Ahnung hat? Man fragt jemanden, der sich damit auskennt. In meinem Fall war das mein Audiofreund Meinolf, der auf seiner Website www.ms-vint-audio.de schon eigene Dreher-Konzepte vorgestellt hat: Eigenbau Direkttriebler EDS 900 mit neuer Motorplatine.

Meinolf legt allergrößten Wert auf die folgende Anmerkung: er will sich den Dreherbau für andere nicht zur Gewohnheit machen! Insofern hab ich wohl noch mal richtig Glück gehabt … 🙂

Meinolfs Konzept des schichtweisen Aufbaus aus Multiplexplatten und einer oberen Schicht aus Corian gefiel mir allein schon optisch von Anfang an – so etwas wollte ich auch. Also setzten Meinolf und ich uns einen Tag lang hin, um die Abmessungen, Stellung von Teller und Tonabnehmer zueinander und die auszufräsenden Ausschnitte in den einzelnen Multiplexlagen festzulegen und in eine Frässchablone für die Oberfräse zu übertragen. Wir entschieden uns für das folgende Prinzip: der Tonarmstand wird fest montiert auf einem auf der Grundplatte des Drehers fest aufgebauten „Turm“. Die Grundplatte bilden zwei Multiplexplatten von 15mm Stärke, ist also 30mm stark. Über dieser Grundplatte federnd gelagert bilden zwei weitere Multiplexlagen und abschließend eine 12mm starke Corianplatte das Motor und Teller aufnehmende Oberteil des Drehers.

Dämpfer aus Neopren
Dämpfer aus Neopren

Vier Dämpfungselemente aus Neopren tragen später das Dreher-Oberteil.

Die untere Schicht der Dreher-Grundplatte mit den vier Dämpfern.
Die untere Schicht der Dreher-Grundplatte mit den vier Dämpfern.

Im nächsten Bild sieht man die schon verbundenen beiden unteren MPX-Schichten, die gemeinsam das Unterteil des Drehers bilden. Der große Durchbruch nimmt später die Platine der Motor-Elektronik auf.

Die komplette Grundplatte aus zwei Lagen Multiplex
Die komplette Grundplatte aus zwei Lagen Multiplex

Auch der Tonarm-Turm besteht aus mehreren Multiplex-Schichten und einer Lage Corian:

Die Holz- und Corianschichten des Tonarm-Turms mit der Original SME-Ausschnittschablone
Die Holz- und Corianschichten des Tonarm-Turms mit der Original SME-Ausschnittschablone

Hier sieht man nun das geschichtete Oberteil des Drehers, es beherbergt den Motor und die Motorelektronik …

Unteransicht des Dreher-Oberteils
Unteransicht des Dreher-Oberteils

… die man hier noch mal aus der Nähe sieht:

Motor und Motor-Elektronik
Motor und Motor-Elektronik

Ober- und Unterteil des Drehers sind schon „verheiratet“…

Endmontage
Endmontage

Das folgende Bild zeigt die Tonarmbasis auf dem starr mit der Grundplatte verbundenen Tonarmturm. Man sieht recht schön, dass das federnd gelagerte Dreher-Oberteil rundum einen Abstand von etwa 1,5mm zur Tonarmbasis hält:

Die Tonarmbasis
Die Tonarmbasis

Schließlich hier noch einmal das Foto vom Anfang des Beitrags. Es sei nun auf den „Luftspalt“ zwischen Ober- und Unterteil des Drehers hingewiesen – er entsteht durch die Bubblemounts, die das Dreher-Oberteil federnd lagern.

Fertiger Dreher mit "Luftspalt" zwischen Ober- und Unterteil
Fertiger Dreher mit „Luftspalt“ zwischen Ober- und Unterteil

Revision des SME Serie V

Bei der Erstinbetriebnahme stellten wir rasch fest, dass der SME einer eingehenden Revision bedurfte. Der Arm war schwergängig, Schmierstellen verharzt, zur Dämpfung bestimmtes Silikonöl fand sich an Stellen, wo es nichts zu suchen hatte und die Innenverkabelung war marode, was sich in einem schwächlichen und dazu verbrummten Signal äußerte. Der vor 30 Jahren gebaute Arm, der jahrelang nicht mehr benutzt worden war, wurde von Meinolf behutsam zerlegt, mit Ultraschall gereinigt und die Innenverkabelung mittels superfeiner seidenumsponnener Litze neu hergestellt – eine Heidenarbeit! Danach war er so neu wie frisch aus dem Laden. Lieber Meinolf, danke für Deine unendliche Geduld und Hartnäckigkeit!


Fazit bisher

Eine Woche höre ich nun mit dem neuen Dreher. Etwa 30 Stunden wird das ADC-System bisher eingelaufen sein. Schon in den ersten zwei, drei Stunden waren Meinolf und ich völlig perplex, wie wir den Tonabnehmer sich einlaufen haben hören können. Er steigerte sich kontinuierlich, es war fantastisch, zuzuhören … Nun zuhause den Dreher in die heimische Anlage integriert nehme ich mir nacheinander die gut bekannten und die Lieblingsplatten vor und bin erstaunt – manchmal erschüttert – was dieses Gerät mit der Musik macht. Es entfesselt sie! Das Klangbild ist neuerdings völlig „unnervös“, in allen Lagen ausgeglichen, die Wiedergabe strahlt sowas wie eine selbstsichere Souveränität aus wie die sprichwörtliche sanft zufallende Mercedestür – es ist frappierend! Dazu eine Detailvielfalt, die ich auf meinen Vinyls gar nicht vermutet hätte …


Making of

Meinolf mit der Oberfäse
Meinolf mit der Oberfräse
bastlerisches Chaos in Meinolfs Fahrradschuppen
bastlerisches Chaos in Meinolfs Fahrradschuppen
... sauberes Arbeiten ist Voraussetzung für ein gutes Ergebnis!
… sauberes Arbeiten ist Voraussetzung für ein gutes Ergebnis!
... froh, durch Handlangern und Verrichtung niederer Tätigkeiten etwas zum Projekt beitragen zu können: der Audionist!
… froh, durch Handlangern und Verrichtung niederer Tätigkeiten etwas zum Projekt beitragen zu können: der Audionist!
Meinolf bei diffizilen Einstellarbeiten!
Meinolf bei diffizilen Einstellarbeiten!

Credits

Ich bedanke mich bei meinen Audio-Freunden:
Meinolf: für Anleitung, Ermutigung und fürs Tun der Hauptarbeit
Björn: für die famose Motor-Elektronik
Segschneider: für die Vermittlung des SME Serie V
Euch allen für die Expertise, die Ihr hier in einen – meinen – Topf geworfen habt!

PL82-Endstufen-Projekt eines Lesers

Vor zwei oder drei Monaten meldete sich Michael Vogt aus Wien bei mir. Er hatte ein paar Fragen zur PL82-Endstufe und ich hoffe, ich konnte ihm gute Auskünfte geben. Es entspann sich ein lockerer Mailwechsel, parallel dazu entstand sein Aufbau der Endstufe. Nun meldete er sich bei mir mit einem Resümee und einigen Bildern seines Aufbaus. Ich bedanke mich ganz herzlich bei ihm, dass ich seinen Namen nennen und seine Zeilen und Bilder hier veröffentlichen darf!

PL82-Endstufe, Aufbau und Foto: Michael Vogt, Wien
PL82-Endstufe, Aufbau und Foto: Michael Vogt, Wien

Hallo Herr Münch,

anbei sende ich Ihnen wie versprochen meine Bilder des (vorerst fast) fertigen Amps.

Ich habe mich letztendlich doch für die 53:00 AÜs entschieden. Diese bringen ein klein wenig mehr Leistung, die ich gut gebrauchen kann.

Im Laufe der (Entwicklungs-)Zeit habe ich PRP-, ALLEN BRADLEY- und MILLS-Widerstände, sowie schnelle MUR-Dioden eingebaut. Die Jantzen Caps tausche ich vielleicht noch gegen JUPITER oder ähnliche paper/oil-Varianten. All das bringt eine deutlich feinere und ruhigere Zeichnung mit sich.

PL82-Endstufe, Röhren-Peripherie - Aufbau und Foto: Michael Vogt, Wien
PL82-Endstufe, Röhren-Peripherie – Aufbau und Foto: Michael Vogt, Wien

Jetzt müssen die neuen AÜs sich gut einspielen.

Ansonsten ist diese, Ihre Amp-Beschreibung/Anleitung und der Klang ausgezeichnet! Für meinen ersten Röhren-Nachbau bin ich sehr zufrieden. Bei Stimmen ist das Röhrenkonzept fast nicht zu übertreffen.

(…) habe ich im Sommer eine sehr gute GM70-Endstufe hören können. Die klingt zwar dichter und intensiver, aber lange nicht so fein zeichnend wie dieser Amp. Da würde ich nicht tauschen! Überhaupt habe ich bisher keinen besseren Amp auf meinen Lautsprechern gehört. Einschließlich große und schwere 😉 „Nelson Pass first watt“ oder „prima luna“-Varianten.

(…) in der Gesamtansicht ist unschwer die Aufteilung zu erkennen. Lediglich unten links ist von mir (weil gerade vorhanden) die Heizung separat mit 2 weiteren Trafos und Symmetrierung realisiert worden.

PL82-Endstufe, Gesamt-Innenansicht - Aufbau und Foto: Michael Vogt, Wien
PL82-Endstufe, Gesamt-Innenansicht – Aufbau und Foto: Michael Vogt, Wien

Ein Brumm ist in hochohmigen Kopfhörern hörbar…an den Haigner-Lautsprechern aber de facto gar nicht. Ich werde also vorerst nichts Grobes mehr verändern 🙂 bei 85-90% meiner gehörten Musik bin ich vollends zufrieden. Zisch- und „s“-Laute sind ein Vergnügen!

Trotzdem ist die Leistung, wenn man einmal Party- und nicht Zimmerlautstärke haben möchte, ein wenig zu gering. Merkbar ist dies vor allem bei hohen Sopranstimmen, die auch schon bei normaler Lautstärke zum Clipping neigen. Da, und beim druckvollen Bass, ist ein Watt bei mir leider doch zu wenig.

Ich werde mein nächstes Projekt auf eine 2A3SE-Lösung konzentrieren. Wenn ich lineare 2-3 Watt bekomme, reicht das voll und ganz.

MlG
Michael Vogt

Aus meiner Antwort:

Guten Morgen Herr Vogt,

vielen Dank für die eingehende Beschreibung und die Fotos Ihres gelungenen Aufbaus – da kann ich nur gratulieren! Ihr Gerät ist das fünfte oder sechste, von dem ich weiß, dass es sich auf den Beitrag im Audionisten beruft. Ich bin dann immer ein bisschen stolz, Hobbykollegen wie Sie ermutigt oder Anregungen gegeben zu haben – schön! (…)

Wie steht’s denn mit dem Brumm, wenn Sie die Eingänge kurzschliessen? Wenn ich mir Ihren Aufbau ansehe, könnte ich mir ein Trennblech zwischen der NT-Gleichrichter-Abteilung und den Siebketten-Platinen vorstellen – ähnlich, wie ich es bei der Trafo-Abteilung mit der Auskleidung mit Kupferfolie gemacht habe. Das kann, muss aber nichts bringen – bei mir war’s von Vorteil. Trial and error … (…)

Das mit den „Sopranstimmen-Clipping“ kenne ich auch. Die derzeit von mir an der PL82 betriebenen ALTEC Santanas sind mit 93dB nur geringfügig empfindlicher als Ihre Haigners – da ist man bei guter Zimmerlautstärke schon an der Aussteuerungsgrenze. Diese Paarung ist also nichts für den Dauereinsatz. Da muss ich auch noch mal nachlegen. (…)

Zur PL82 nach Audionist/Segschneider passt am allerbesten eine Konstruktion a la SABA Cello. Sollten Sie sich so etwas mal zulegen, werden Sie unerwünschte Restgeräusche auch in den Lautsprechern hören, insofern lohnt es sich durchaus, in Sachen Brumm noch mal Ursachenforschung zu betreiben.

LG nach Wien –
Michael Münch

silent key: Wim, DL3XH

Wim DL3XH an einer seiner ersten Funkstationen. Das linke Foto ist datiert mit 1950.
Wim DL3XH an einer seiner ersten Funkstationen. Das linke Foto ist datiert auf 1950.

Anfang Juni diesen Jahres schrieb er mir in einer Email:

Ich mache immer noch Amateurfunk, fast nur noch CW und DX. Trotz meiner 88 Jahre geht Tempo 120 noch fb, CW hält den Kopf flexibel, hi …

Am 4.Juli starb 88jährig mein Onkel Wilhelm Josef Münch – „Wim“ – so nannten ihn seine Funkamateur-Freunde. Nach dem Krieg gehörte er zu den ersten Funkbegeisterten, die zunächst „im rechtsfreien Raum“, ab März 1949 nach Verabschiedung des Amateurfunkgesetzes durch den Wirtschaftsrat der Bizone legal mit selbstgebauten Geräten in den Äther gingen. „Delta Lima Three X-ray Hotel – DL3XH“ – dieses Rufzeichen hat seit Jahrzehnten einen guten Klang unter Funkamateuren rund um den Erdball. Nun bleibt Wims Morsetaste für immer stumm – „silent key“ nennen das die Funker.

Wims letzte Eintragungen in seinem Stations-Logbuch am 20. Juni 2017
Wims letzte Eintragungen in seinem Stations-Logbuch am 20. Juni 2017

Wim war immer mein leuchtendes Vorbild. Solange ich denken kann, zog es mich in seine Funkbude. Die Atmosphäre, die entsteht, wenn sich aus dem Empfängerrauschen zunächst kaum verständliche Wortfetzen lösen, fasziniert mich noch heute, nachdem ich selbst die Funkerei längst aufgegeben habe. Der Wunsch, mit einem von Grund auf selbstgebauten Gerät mit Menschen auf der ganzen Welt kommunizieren zu können, spornte mich vor vielen Jahren an, Wim nachzueifern und mir das nötige Wissen dazu anzueignen.

Mein Onkel war ein begnadeter Bastler, ein großartiger Konstrukteur und dabei ein verschmitzter Improvisator. Es gab kaum etwas, was er nicht seinem Hobby dienstbar machen konnte. Er sammelte jedes Stückchen Blech – ob es Kellerfenstergitter waren oder Kakaodosen aus Weißblech -, aus Tubenverschlüssen wurden Drehknöpfe. Seine selbstgekanteten Blechpatchwork-Gehäuse bekamen dadurch einen ganz eigenen, unverwechselbaren look. Grauer Hammerschlag-Lack als Finish – das war Wims Markenzeichen. Für ihn stand dabei immer die tadellose Funktion seiner Geräte im Vordergrund.

Antennenanpassgerät für das 160m-Band, Aufbau DL3XH
Antennenanpassgerät für das 160m-Band, Aufbau DL3XH

Demnächst wird Wims Funkbude aufgelöst, die Gerätschaften werden weggegeben, Erinnerungsstücke gesichert. Für mich ein Grund, noch mal hinzufahren und ein paar Fotos zu machen, solange noch alles so ist, wie Wim es verlassen hat.

Gestern war ich dort. Wie immer sah ich noch nicht das Haus, da konnte ich schon den Antennenmasten ausmachen, der demnächst abgebaut wird.

Antennenmast bei DL3XH
Antennenmast bei DL3XH

Mein Cousin, der sich um den Nachlass kümmert, empfing mich. Nach Kaffee und Kuchen mit der Tante ging’s zur Funkbude. Alles ist so vertraut seit vielen Jahren, aber durch Wims Abwesenheit doch wieder ganz anders.

Wims "Funkbude"
Wims „Funkbude“

Ich schaltete die Funkgeräte ein. Sie zeigten die zuletzt benutzten Frequenzen an.

7,1 MHz - 40m-Band - hier führte Wim sein letztes Telegrafie-QSO
7,1 MHz – 40m-Band – hier führte Wim sein letztes Telegrafie-QSO

Den Sprechfunk hatte Wim schon längst aufgegeben. Allerdings war er bis zuletzt ein flotter Telegrafist. Seine automatischen Morsetasten baute er selbst.

Eine der vielen elektronischen Morsetasten, die Wim im Laufe der Jahrzehnte gebaut hat
Eine der vielen elektronischen Morsetasten, die Wim im Laufe der Jahrzehnte gebaut hat

Einige Impressionen:

Was musste ich bei meinen Eltern kämpfen, als 10jähriger einen Lötkolben zu bekommen. Ich glaube, Wim hat damals ein gutes Wort für mich eingelegt ...
Was musste ich bei meinen Eltern kämpfen, als 10jähriger einen Lötkolben zu bekommen. Ich glaube, Wim hat damals ein gutes Wort für mich eingelegt …
Wim auf einem Foto, das ich 1980 von ihm gemacht habe
Wim auf einem Foto, das ich 1980 von ihm gemacht habe
Eine der vielen Auszeichnungen, die Wim bekommen hat
Eine der vielen Auszeichnungen, die Wim bekommen hat
Stationsuhr
Stationsuhr
Die Station von Willi, DL3XH
Die Station von Willi, DL3XH

Bei meinem Besuch wurden viele Erinnerungen wach an einen besonderen Menschen, den ich sehr geschätzt habe.

Cheerio, lieber Wim!

 


 

Altec 604-8H-III vs. Altec Santana Mk.1

Hörtreff bei Meinolf in Dortmund
Hörtreff bei Meinolf in Dortmund

Vergangenen Samstag ging’s zum Audiotreffen zu Meinolf nach Dortmund. Wie er auf seiner Website schildert, hat er einem Paar Altec 604-8H-III wunderschöne Bassreflex-Gehäuse aus Multiplex gebaut und betreibt glücklich die von ihm restaurierten V69a-Monoblocks daran. Wir anderen – Björn, Segschneider, ein weiterer Teilnehmer und ich – waren natürlich gespannt wie die Flitzebogen, wie sich diese Kombi präsentieren würde.

Um noch eins draufzusetzen – das ist nicht qualitativ gemeint – brachte ich zum Hörvergleich ein Paar Altec Santana Mk.1 mit, das ich zu dem Zeitpunkt daraufhin testete, ob ich sie dem Vorbesitzer, der sie mir für diesen Anlass ausgeliehen hatte, abkaufen wollte. Ich erhoffte mir Entscheidungshilfe.

Die Santanas sind unscheinbare, fast würfelförmige Kisten, haben’s aber schon gewichtsmäßig faustdick hinter den Ohren. Da ich körperlich gesehen eher der Typ „schlapper Hänfling“ bin, hatte ich vorsorglich ein Transportwägelchen mitgebracht und Meinolf stellte eine Sackkarre bereit. Haben wir aber beides nicht gebraucht: Björn schnappte sich wortlos die Dinger und trug eins nach dem anderen – als wär’s nix – von der Straße rund ums Haus und über die Terrassentür ins Wohnzimmer. Wozu Muckibude alles gut ist …

... einträchtig nebeneinander: die beiden Altec-Schwestern
… einträchtig nebeneinander: die beiden Altec-Schwestern

Die beiden 38er-Chassis sind sich recht ähnlich: der Konus-Lautsprecher Typ 420A in der Santana (siehe oben links) wirkt wie der Grundaufbau der 604er, die anstelle des inneren Konus ein Hochtonhorn aufweisen, also Duplex-Lautsprecher sind. Die Santana hingegen hat neben dem großen AlNiCo-System einen separaten Hochtöner – über einen Kondensator angekoppelt, ähnlich wie bei SABA-Celli und verwandten Konstruktionen.

der Testaufbau
Zum Testen stellten wir die Santanas auf Holzkästen, um die Hochtöner auf Ohrhöhe der Zuhörer zu bringen.

Hier nun unsere Eindrücke

Ich bat die anderen Jungs, mir ihre Einschätzung unseres kleinen Vergleichs-Hörens in ein paar Zeilen zu schildern. Mittlerweile trudelten unabhängig voneinander die entsprechenden Emails ein

Segschneider:

Es tut gut, gelegentlich die gewohnten Trampelpfade zu verlassen und Anderes zu erproben. Diesmal waren es große Lautsprecher der Vergangenheit. Und groß meint hier sowohl die physische Größe, es waren 38er, als auch die Größe des guten Rufes: beide Teile waren von Altec. Einmal die 604er aus dem Profisegment, in einem entsprechend großen, vorzüglich gebauten Multiplexgehäuse mit Resonanzöffnung, und dann die Santana in der ersten Version, noch im originalen Gehäuse. Beides ordentliche Trümmer, und im Falle Santana müssen sie angehoben werden, denn direkt auf der Erde stehen sie eindeutig zu tief.

Leistung wird ebenfalls benötigt, mit einem Watt kommt keiner der beiden Lautsprecher aus. Aber beide kommen – nicht weiter verwunderlich, da aus der Röhrenära stammend – mit Röhrenendstufen der besseren Sorte gut zurecht. In diesem Falle liefen sie an einem Spitzenprodukt, einer restaurierten V69, die im Bedarfsfalle über 20 Watt locker gemacht hätte. Das wurde freilich nicht benötigt, es sei denn, man wäre leidenschaftlicher Lauthörer. Dann allerdings werden friedliche Nachbarn gebraucht, denn mit beiden Geräten kann die Nachbarschaft mitbeschallt werden.

Prinzipiell stehen sich die beiden Altecs nahe, das Hauptchassis, ein enormer Brocken, ist nahezu identisch. Untenrum kann es Druck aufbauen, der in einem kleineren Raum bereits Probleme verursacht. Dies sind Gerätschaften für große Räume und größere Hörabstände. Die 604er sind diesbezüglich etwas unkritischer, sie sind eine Punktschallquelle und auch im Nahbereich sind ihre guten Eigenschaften zu spüren. Die Santanas sollten soweit vom Hörer enfernt sein, dass sich die beiden Chassis akustisch ineinander blenden. Dann alllerdings harmonieren sie sehr gut, was kein Wunder ist, denn hier arbeiten zwei Konuschassis klassischer Bauweise ohne größere Weichenkonstruktion Hand in Hand.

Beide Lautsprecher liefern eine gute Stimmwiedergabe. Man darf aber fragen, ob das ihre größte Tugend ist. Wohl eher nicht, aber das ist meine ganz private Meinung. Bei Lautstärke unlimited laufen sie zu großer Form auf. Und ich wäre neugierig, ob die kleineren Differenzen nicht zuallererst auf die unterschiedlichen Gehäuse zurückzuführen sind. Die Santanas im geschlossenen, würfelförmigen Kasten liefern untenrum echten Theaterdonner. Die 604er zeigen einen etwas – wir reden von Nuancen! – klareren und konturierteren Tiefton, aber sie hatten auch ein Resonanzgehäuse aus Multiplex zur Verfügung. Ich würde beide Geräte – nach einem entsprechenden Umbau, selbstverständlich – gerne in vergleichbaren Gehäusen hören. Und ja, der Liebhaber „großer“ Musik kommt mit beiden Geräten voll auf seine Kosten: Rock, Pop, die volle Bühne, große Orchester oder Oper – da geht die Sau durch den Zaun. Unbedingt.


unser Gastgeber Meinolf
unser Gastgeber Meinolf

Meinolf:

Breitbänder mit Horn gegen Breitbänder mit klassischen Hochtönern – ein fairer Vergleich?

So schaut es aus, wenn Altec 604-8H-III gegen Altec Santana Mk1 antreten:

Hinter einem AMC Vorverstärker und einer V69a Studioendstufe müssen sie zeigen, was in ihnen steckt. Die eine als Bassreflexbox, die andere als geschlossenes System mit reichlich Dämmmaterial (Santana).

Als Erbauer der 604er Box schluckte ich erst mal, als die Santana die ersten Töne von sich gab. Ein ernstzunehmender Konkurrent, das war mein erster Eindruck. Druckvoller Bass, sehr schöne Räumlichkeit, was will das HiFi Herz mehr?

Auf den zweiten Blick (oder das zweite Ohr) dann aber doch etwas Unterschiedlichkeit: die 604er spielt im Mittel-Tieftonbereich freier, differenzierter, ehrlicher. Der Bass kommt trockener, schneller und „strammer“. Auch die Bühne gewinnt ein bisschen mehr an Tiefe und Breite, Stimmen sind eine Spur authentischer.

Aber: man/frau muss ja auch Preis und Aufwand in die Waagschale werfen: und da ist die Santana klarer Sieger!!

Was wir nicht getestet haben, wie sich der Endverstärker auf das Verhalten der Santana/604 auswirkt.


ein weiterer Teilnehmer:


... hier legt Björn gerade mit sichtlicher Freude den gewaltigen AlNiCo-Magneten des 420A einer Santana frei ...
… hier legt Björn gerade mit sichtlicher Freude den gewaltigen AlNiCo-Magneten des 420A einer Santana frei …

Björn aus HH:

Die Altec-Santana fasziniert mit einer tollen Bühnenabbildung – das Musikgeschehen nicht ganz so präzise sezierend, wie der zum Vergleich herangezogene Altec-604, dafür aber leicht schönfärberisch und charmant. Mich faszinierte besonders der Grundton/Bassbereich – wie kann man aus diesem (vergleichsweise kleinen) Gehäuse soviel Volumen herzaubern? Den Hochtöner braucht man nur, wenn die Box nicht auf den Hörplatz ausgerichtet ist, ansonsten verrichtet der 15-Zoll-Biflex-Breitbänder seine Arbeit bis in den Hochtonbereich hervorragend.

Fazit: unbedingt empfehlenswert – wollte man etwas Vergleichbares aus aktuellem Markt-Angebot erstehen, müsste man ein Vielfaches an Geld investieren.


der Audionist im grauen Kittel
Im Vorfeld unseres Treffens wurde dieser graue Kittel zum running gag. Ich behauptete, den zöge ich immer dann an, wenn meine Heimleiterin – so bezeichne ich zuweilen scherzhaft meine Liebste – mir kleinere hausmeisterliche Verrichtungen aufträgt. Prompt konterte Segschneider, das glaube er erst, wenn er mich im grauen Kittel aus dem Auto steigen sähe … – bitteschön, kann er haben 🙂 —

… und ich selbst,

ich hörte Meinolfs Kombination V69a/Altec 604-8H-III zum ersten Mal und war – wie sollte es anders sein – begeistert von der Wiedergabe. Die Kette stellte das Musikgeschehen mit höchster Präzision in den Raum und verzichtete dabei auf jegliche klangliche Extravaganzen. Das erlaubte es mir als Hörer, der Musik ganz losgelöst von jeglichem Gedanken an „Anlage“ zu folgen. Faszinierend!

Dann wurde es noch mal spannend: wir klemmten statt der 604er die Santanas an. Als die Musik – Paso Doble von Paolo Conte – abermals begann, gingen ringsum schlagartig die Augenbrauen hoch. Jeder hatte erwartet, dass nun nach gutem Wein eher Durchschnittliches ausgeschenkt würde. Weit gefehlt! Allerdings: ein bisschen arm an Glanz in den Höhen war’s vielleicht, was wir da hörten … und wirklich: Björn kam schließlich drauf, dass die Hochtöner keinen Mucks von sich gaben! Was nun? Wir beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und schraubten eine der Kisten auf. Und siehe da: der Hochtöner war absichtlich abgeklemmt und das Kabelende isoliert worden. Diese Maßnahme eines Vorbesitzers machten wir rasch rückgängig, auch an der zweiten Box.

Test, die zweite! Was jetzt kam, versetzte uns nochmals in Erstaunen. Dass die Unterschiede in der Wiedergabe im Vergleich zu den 604ern in ihren Bassreflexboxen nur so gering sein würden, hatte keiner von uns erwartet. Allenfalls leichte Einbußen in der Präzision insgesamt und bei der Differenzierung in den ganz tiefen Lagen waren zu hören – das ist aber Meckern auf ziemlich hohem Niveau. Die Freunde rieten mir unisono zum Kauf!

Warum klemmt jemand die Tweeter ab? Dafür mag es eine ganz einfache Erklärung geben: da hat einer separate Hochtöner – vielleicht ein Hornsystem – oben auf die Santanas gestellt und deshalb die originalen Zwitscherlinge totgelegt.

„Mein“ Vorbesitzer, dem ich die Altexe nun abgekauft habe, war’s allerdings nicht, was zum einen bedeutet, dass er selbst die Santanas jahrelang ohne Hochtöner gehört hat, ohne es zu merken – zum anderen spricht das für die gewaltigen Mittel-Tieftöner Breitbänder*, die ihrerseits für genügend Höhen gesorgt haben, um diesen Mangel für einen Normalhörer zu kaschieren. Toll!

*Nachtrag: Björn weist darauf hin, dass es sich beim 420A um einen Breitbänder handelt, der nach oben hin mit 14kHz angegeben ist. Kein Wunder, dass wir bei abgeklemmten Hochtönern zunächst nix vermissten!

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