GRANDE
Drei Triodenwatt für Liebhaber – #2

von Michael Münch und Segschneider

GRANDE - nun mit Ringkern-Netztrafo
GRANDE – nun mit Ringkern-Netztrafo

Die Schaltung

Stromversorgung

Mit der Suche nach einem Trafowickler, der uns einen auf unser Projekt maßgeschneiderten Netztrafo mit M-Kern und mittelangezapfter Sekundärwicklung für Zweiwege-Gleichrichtung rechnet und macht, taten wir uns schwerer, als wir es uns ohnehin vorgestellt hatten. Uns war klar: es gibt heute nur noch wenige Firmen – oder genauer gesagt: wenige Menschen -, die dieses Handwerk von Grund auf beherrschen. Und die, die es können, sprechen offenbar eine andere Sprache als wir Amateure. Diese Sprachbarriere, mit der wir zunächst nicht gerechnet hatten, bescherte uns im Laufe der Zeit drei nur bedingt einsetzbare Prototypen, die man keinem empfehlen kann, der unser Projekt nachbauen will.

Wohlmeinende Freunde rieten uns daraufhin, über den Einsatz eines Ringkerntrafos nachzudenken. Björn rechnete ihn für uns und die Firma RONDO Müller hat ihn gewickelt. Das war der Durchbruch!

Schaltbild des GRANDE - Netzteils
Schaltbild des GRANDE – Netzteils – zum Vergrößern anklicken!

Dieser Trafo speist nach Gleichrichtung eine klassische Siebkette. Wer höhere Leistung will, muss höhere Spannungen und Ströme bereitstellen. An diesem grundlegenden Zusammenhang führt kein Weg vorbei. Deshalb werden 450-Volt-Typen als Elkos eingesetzt, in einer Größe von 470µF. Wir hatten Glück und konnten  einen Sonderposten solcher Kondensatoren zu einem sehr bescheidenen Preis abgreifen. Deshalb als kleiner Einkaufstipp: es lohnt sich manchmal, nicht nur nach der passenden Anzahl Ausschau zu halten, sondern durchaus auch den Einkauf einer etwas größeren Menge zu erwägen. Die überzähligen Exemplare können entweder beim nächsten Projekt verwendet oder an Audiofreunde abgegeben werden.

Bereits in vorangegangenen Veröffentlichungen hatten wir darauf hingewiesen, dass die Zusammenschaltung des letzten Siebkondensators mit dem Ausgangsübertrager einen Serienschwingkreis bildet und dass man freundlicherweise etwas dagegen tun sollte (siehe: Resonanzverhältnisse). Bei Kleinleistungsendstufen hat man es diesbezüglich einfach, man kann den dämpfenden Widerstand Rd (gebildet aus dem Kupferwiderstand der primären Trafowicklung, hier 150 Ohm, und dem zugeschalteten Widerstand, hier 82 Ohm) erhöhen und den dadurch eintretenden Leistungsverlust hinnehmen. Möchte man hingegen eine größere Leistung, geht das so nicht. Deshalb setzen wir, verglichen mit der PL82-Endstufe, einen geringeren Dämpfungswiderstand ein und verwenden mehrere 470µF-Elkos als letztes Siebglied, so dass ebenfalls eine gute Dämpfung des Schwingkreises erreicht wird. Zugleich wird eine stabile Versorgung mit Gleichstrom erreicht, denn 4 x 470µF als letzter Elko, das schafft schon einen soliden Puffer gegen Schwankungen.

Wie man generell die passenden Werte für einen solchen Aufbau errechnet, ist auf diesen Seiten bereits vorgestellt worden (siehe: Netzteil mit RC-Siebung für einen Röhrenverstärker). Wir möchten es an dieser Stelle nicht wiederholen. Wer sich dafür interessiert oder unseren Aufbau nachrechnen mag, kann das leicht nachschlagen.

Audioschaltung

das Schaltbild des GRANDE
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Die Firma Mullard schlägt in ihren alten Unterlagen eine Triodeneinstellung von 250V und 70mA vor. Das hätte sich mit unseren primären 3,0kOhm Impedanz des Ogonowski-Übertragers nicht so gematched, dass volle 3 Watt Ausgangsleistung entstanden wären. Deshalb haben wir den Arbeitspunkt leicht angehoben auf 80mA (maximal 100mA) und 280 Volt. In beidem verdaut eine (klassische, wir reden nicht von Chinakrachern) EL34 deutlich mehr, die Maximalwerte schöpfen wir damit nicht aus. Auch mit der Verlustleistung von 22,8 Watt bewegen wir uns noch im maßvollen Bereich – Mullard nennt 30 Watt maximal, sofern 500 Volt an der Anode nicht überschritten werden. Diese Einstellung gewährt uns hohe Linearität und lässt zugleich eine angenehme Lebensdauer erwarten.

Die treibende Röhre wurde ebenfalls auf diesen Seiten schon vorgestellt. Es ist eine 5654 oder eine ihrer Varianten. Für Neueinsteiger ist wiederum erwähnenswert, dass es diese Röhre aus alter russischer Fertigung als 6Zh1P-EV, russisch 6Ж1П-ЕВ (noch) recht preiswert gibt. Und es existiert eine Fülle von Varianten, die eine weitgehende Anpassung an die individuellen Hörgewohnheiten erlaubt. Zu den klanglich hochwertigen gehören zum Beispiel die WE403B, die seltene Armeeversion RCA 5654 command – nicht zu verwechseln mit der ordinären Militärausgabe RCA 6AK5W mit military-Stempel, die schwedische Ericsson 5591, die Mullard M8100 und und und. Mit anderen Worten: dem tuberolling, wie die englisch sprechende community das nennt, sind kaum Grenzen gesetzt.

Die besondere Beschaltung der ersten Röhre, mit einer Spannungsgegenkopplung von der Anode aufs Gitter wurde ebenfalls bereits erläutert (siehe: Treiberröhre). Wer die Vorzüge dieser Beschaltung begründet haben möchte, kann das hier nachlesen. Die gesamte Schaltung ist zweistufig und verwendet die Profi-Gegenkopplung von der Anode der Leistungsröhre zur Kathode der ersten Röhre. Dieser Aufbau hat sich bewährt, wenn man erstklassige klangliche Eigenschaften erreichen will – wir sahen keinen Grund, davon abzuweichen.

Da es vorwiegend um letzteres geht, nämlich die erstklassigen klanglichen Eigenschaften, ist es den Verfassern auch völlig egal, dass die Kombination dieses Röhren-Winzlings mit der vielfach größeren EL34 in den Augen mancher Audiophiler vielleicht eigentümlich ausschaut. Wer mit einem offenen Aufbau des GRANDE liebäugelt, für den ist es vielleicht die Kröte, die er ungern schluckt. Aber optische Gefälligkeiten standen bei dieser Konzeption wirklich nicht im Vordergrund, sondern klangliche. Und klanglich ist dies eine selten gute Kombination mit großem Gestaltungspotential.

Triodisierung

Die EL34 gehört zu den selteneren Pentoden, bei denen das dritte Gitter nicht mit der Kathode fest verbunden ist, sondern separat herausgeführt wird. Damit bietet sich die Möglichkeit, sie auf drei unterschiedliche Arten zu triodisieren.

Nummer eins ist als bekannter Standard in der Szene weit verbreitet.

Triodisierung 1
Triodisierung 1

Dabei wird die Kathode mit dem dritten Gitter verbunden und das zweite Gitter über einen 100 Ohm-Widerstand an die Anode angeschlossen. Diese Methode gilt als narrensicher und hat den Ruf, immer zuverlässig zu funktionieren.

Nummer zwei geht einen anderen Weg, der auch in den Unterlagen der einen oder anderen Profi-Röhre vorgeschlagen wird. Auch diese Methode gilt als ein altbewährtes Verfahren.

Triodisierung 2
Triodisierung 2

Hier werden sowohl zweites als auch drittes Gitter mit der Anode ohne zwischengeschaltete Widerstände verbunden, damit entsteht quasi eine dreiteilige Anode. Diese Version wurde zum Beispiel für die Poströhre C3m in den Unterlagen von Siemens vorgeschlagen.

Schließlich kommt aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten eine etwas neuere Variante. Dabei wird das zweite Gitter (wie in Variante eins) über einen 100 Ohm-Widerstand mit der Anode verbunden, wohingegen das dritte Gitter über einen 100 nF-Kondensator, Spannungsfestigkeit mindestens 400V, besser 500V, auf die Kathode gelegt wird.

Triodisierung 3
Triodisierung 3

Diese Art der Triodisierung hat Segschneider in einer Schaltung eingesetzt, die eine geringere Leistung abgibt und die obengenannten Mullard-Arbeitspunkte verwendet (250 v Anodenspannung und 70 mA Strom) und war von den klanglichen Resultaten angetan, nachdem er zuvor Variante eins gehört hatte. Mit diesen drei Varianten hat der Anwender die Möglichkeit, eine Feinabstimmung dieses Entwurfs nach seinen Vorstellungen zu erzielen – und selbstverständlich auch nach seinen Hörgewohnheiten.

Denjenigen, die sich eingehender über die Triodisierung von Pentoden informieren möchten, bieten wir hier als Download das Manuskript eines Vortrages an, den Tom Schlangen 2006 im Rahmen des European Triode Festival gehalten hat: Pentodes connected as Triodes. Wir bedanken uns bei Tom Schlangen für die freundliche Genehmigung!

– wird fortgesetzt –

GRANDE
Drei Triodenwatt für Liebhaber – #1

von Michael Münch und Segschneider

Intro

der GRANDE im noch unverkabelten Rohbau
der GRANDE im noch unverkabelten Rohbau

Gibt es ein Leben nach der 2A3? Wir meinen: ja. International wird die Szene der etwas leistungsstärkeren Liebhaber-Endstufen von der 2A3 beherrscht. Einer Röhre, von der Joe Roberts einmal sagte, er habe noch nie eine schlecht klingende 2A3-Endstufe gehört. Und wir unterstellen mal, dass Joe Roberts es nicht an den Ohren hat, sondern durchaus weiß, wovon er spricht. Dennoch gibt es einige Einwände gegen diese Direktgeheizte. Die Zahl der Nachbauten ist kaum noch zu übersehen, die guten alten Exemplare der 2A3 sind verschwunden oder sch…-teuer, wie die neuen sind, weiß niemand so recht – auch Joe Roberts hört lieber die guten alten, und die Zahl der Nachbauten steigt und steigt. Entsprechen sie wirklich alle den Qualitätsgeräten, von denen der gute Joe sprach?

aus: SOUND PRACTICES - Issue 15
aus: SOUND PRACTICES – Issue 15

Klanglich gibt es ebenfalls das eine oder andere zu sagen. Die klassischen 2A3s tönen angenehm, mit einer Tendenz zum Warmen, einer Tendenz, die in vielen Anlagen eventuell vorhandene Fehler gnädig überdeckt. Die Sopranistin mutiert ein wenig zur Mezzosopranistin. Als nachteilig kann empfunden werden, dass Milva dann gelegentlich Damenbass singt, aber so pingelig, diesen Lapsus in die Beurteilung einzubeziehen, so pingelig muss man ja nicht sein. Und – falls man eine nicht so gelungene Anlage hat – was wäre gegen ein wenig Schönfärberei einzuwenden? Wenn dagegen die eigene Anlage bereits ein gewisses Niveau erklommen hat, was dann? Wenn der Wunsch nach klassischer Musik, nach differenziert wiedergegebener Musik besteht, wie dann? Klassische Musik stellt Forderungen an die Wiedergabe. Die ersten wollen von den zweiten Geigen unterschieden werden, der Sologeiger soll vor beiden deutlich differenziert stehen, die unterschiedlichen Spielweisen diverser Solisten – allesamt im Bereich Fein- und Feinstdifferenzierung gelegen – wollen erhört werden, kurzum, es kann eigentlich nicht genug Differenzierung geben. Darüberhinaus feine und feinste Abstufungen in der Dynamik, im Ton der diversen Instrumente und so weiter. Und die Endstufe soll all das liefern.

Und genau so sollte eine Endstufe beschaffen sein, die das Leben nach der 2A3 ermöglicht. Schnell, differenziert, ausgewogen, feinsinnig, und zu jeder Sorte Musik aufgelegt. Ein Klassiker eben. Ein solches Projekt gehen wir hier an. Es wurde eine spannende Arbeit, die uns Einiges abverlangt hat.

Erwartungen

An dieser Stelle sind bereits einige Endstufen vorgestellt worden. Unsere Neigung, noch so eine, vielleicht mit anderen Röhren vorzustellen, war gedämpft. Denn es geht uns nicht anders als vielen Audiophilen: dasselbe noch einmal, nur ein bisschen anders – wer will das schon dauernd. So entstand, zunächst als Frage im Kopf, der Gedanke, ob man höhere Leistung und gesteigertes klangliches Potential denn überhaupt zugleich erreichen könne. Fragen wir den Verkaufskünstler, dann ist das überhaupt kein Thema und die Produkte seiner Firma schwingen sich täglich von Höhenflug zu Höhenflug. Die Realität ist freilich ein wenig anders. In der rauhen Wirklichkeit kann sich eine gut gebaute 2A3 seit mehreren Jahrzehnten behaupten, da hat Joe Roberts schon recht.

Im weiteren Nachsinnen wurde deutlich, dass bessere als die hier vorgestellten Lösungen nur zu erreichen sind, wenn die klangbestimmenden Bauteile festgelegt werden. Solche Festlegung kann sich sehr rasch zu einem Korsett entwickeln, in das ein Nachbauer sich eingepfercht vorkommt, vor allem dann, wenn sehr spezielle und sehr teure Bauteile vorgeschrieben werden. Bereits beim Ausgangsübertrager kann für zwei Stück leicht ein vierstelliger Betrag aufgerufen werden, bei Endröhren wäre das gleichermaßen möglich, wenn wir in die Richtung 2A3 oder 300B gedacht hätten. Mit anderen Worten: die Suche entwickelte sich quasi von selbst zu der Frage, welche exzellenten Bauteile denn noch preisgünstig zu haben wären. Möglicherweise werden sie nicht mehr allzu lange preisgünstig sein, wenn dieser Artikel erst einmal erschienen ist. Aber dagegen lässt sich nichts tun, außer den Mund halten, und wer den Mund halten will, kann nichts mehr veröffentlichen. Wir entschieden uns fürs Veröffentlichen.

Bau und Nachbau

die Ausgangsübertrager LO SE25-3 von Leszek Ogonowski
die Ausgangsübertrager LO SE25-3 von Leszek Ogonowski

Ein kardinales Bauteil einer Röhrenendstufe ist und bleibt der Ausgangsübertrager. Und da ist die Wahl einfach. Es gibt keinen AÜ, der in Sachen Gegenwert fürs Geld und gleichzeitig in Sachen vorzüglicher Ausführung einen Ogonowski schlagen könnte. In beiden Dimensionen setzt dieser immer noch viel zu unbekannte polnische Zauberkünstler die Maßstäbe. Wer einmal einen Schnittbandkern a la Ogo in der Hand gehalten hat, weiß Bescheid. Leszek Ogonowski fertigt auch Übertrager nach Wunsch. Um aber eine schnelle Verfügbarkeit zu haben und um unumgängliche Aufpreise für Maßarbeit zu vermeiden, kam nur ein Serienprodukt in Frage. Der ausgewählte Wickel im SM102b-Kern hat primär einen Nominalwert von 3,0 kOhm, sekundärseitig bietet er 4 und 8 Ohm und ist damit für viele alte und neue Lautsprecher verwendbar. Der große Kern könnte erheblich mehr Leistung übertragen, als wir hier erstreben. Und, das haben wir bitter an dicken Brummern anderer Hersteller erfahren müssen: groß bedeutet nicht unbedingt auch großer Klang, wenn nur kleine Leistungen – die leisen Stellen in der Musik! – übertragen werden sollen. Aber der Ogo brilliert auch in dieser schwierigen Disziplin. Davon hatten wir uns schon zuvor bei einem Hörvergleich an einer PL82-Endstufe überzeugt. Wiewohl ein wuchtiger SM102b nicht gerade die erste Wahl ist, wenn nur 44mA Gleichstrom durch den Trafo fließen – da würde schon ein SM74 genügen -, bewältigt der große Ogo auch eine solche Aufgabe mit Bravour und sogar besser als ein kleiner und uns als gutklingend bekannter Konkurrent. Ogonowski LO SE25-3 also, weil in mehreren Disziplinen unschlagbar gut.

Der einzig verfügbare Nominalwert von 3,0 kOhm musste bei der Wahl der Endröhre selbstverständlich berücksichtigt werden. Eine triodisierte EL34 kommt damit gut zurecht. Dass dies eine Röhre mit besonderen Qualitäten ist, kann und konnte jedermann in Jogis Röhrenbude nachlesen. Unsere eigenen Erfahrungen sind ebenfalls positiv. Aber – das ist der Wermutstropfen – bitte nicht mit jeder EL34! Wir sprechen ausdrücklich nicht von all den neueren Nachfertigungen, sondern nur von zwei alten Exemplaren. Numero eins ist die von RFT gefertigte Version, auch als RSD erhältlich, letzteres war die für den Außenhandel der ehemaligen DDR bestimmte Variante. Numero zwei ist die von TESLA bis Anfang der 80er Jahre gefertigte Version.

Die EL34 von RFT (RSD) - Anodenbleche
Diese EL34 von RFT (RSD) weist gecrimpte Anodenbleche mit 2×4 Löchern sowie zwei breiten Schlitzen (ca. 1,75x5mm) in 12mm Abstand auf.

Anodenbleche EL34 TESLA
Die EL34 von TESLA weist mit 2×5 Punkten geschweißte Anodenbleche auf, die mit zwei schmalen Schlitzen (ca. 6x1mm) in 8mm Abstand versehen sind.
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Die EL34 von RFT (RSD) verfügt über ein scheibenförmiges Getter.
Die EL34 von RFT (RSD) mit scheibenförmigem Getter

EL34 TESLA - Blick aufs Getter
Die EL34 von TESLA mit doppeltem Ring-Getter
EL34 von RFT sind über einen langen Zeitraum und nicht nur an einer Produktionsstätte gefertigt worden. Daher unterscheiden sie sich in kleinen Details. Es gibt sie mit Scheibengetter und mit Ringgetter, mit hohem Sockelkragen und mit flachem Sockelkragen (spätere Ausführung).

Kleiner Einschub. Bevor jetzt Anfragen kommen, möchten wir klarstellen, dass wir eine RFT bzw. RSD auch ohne Aufdruck identifizieren können. Nicht aber jene, von außen nicht unterscheidbare Produktionslinie, die wegen übergroßer Katodenbeschichtung fast ewig halten soll – Jochen Gittel sprach davon.

Dass es extrem langlebige Röhren tatsächlich gegeben hat, nicht nur bei der EL34, und dass das kein Röhrenlatein ist, das wurde auch anderweitig bezeugt. In den VALVO-Archiven zum Beispiel schlummert ein Schreiben der Post, damals noch Bundespost, die der Firma VALVO eine C3m-Röhre nach 122.424 Stunden (sic!) Laufzeit zurücksandte, damit VALVO sich diese Röhren noch einmal anschauen kann. Denn die rückgesendete Röhre hatte immer noch Nennwerte!

C3m - Lebensdauer
C3m – Lebensdauer

Das sind für den Röhrenfreund heutzutage nur noch wunderschöne Träume – leider.

Und ja, wenn das HiFi-Portemonnaie gerade allzu prall sein sollte, dann kann man in diese Endstufe auch die wunderbaren alten Philips mit Metallsockel oder Mullard Xf2-Röhren stecken. Sie sind leicht zu erkennen, es sind die begehrtesten und teuersten Exemplare, weil sich ihr Ruf herumgesprochen hat. Mit Preisen, die als echte Beziehungskiller gelten müssen. Wir möchten davon keineswegs abraten, glauben aber, dass bereits mit den beiden erstgenannten Röhren, für die zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung gelegentlich unter Hundert Euro das Pärchen aufgerufen werden, klangliche Qualitäten zu erwarten sind, die für sich sprechen.

Stillleben mit paper in oil-Kondensatoren (PIO) aus Beständen der ehemaligen Sowjetarmee. Vorn ein 1µF/630V-Typ
Stillleben mit paper in oil-Kondensatoren (PIO) aus Beständen der ehemaligen Sowjetarmee. Vorn ein 1µF/630V-Typ

Ein Bauteil, das wir generell festlegen, sind die Gleichstrom blockierenden Kondensatoren in der Schaltung. Es sollten Ölpapiertypen sein, man kann sie – noch – preiswert aus alter russischer Fertigung erhalten, oder von einer jener audiophilen Firmen beziehen, die wunderbare Preise bieten und wunderbaren Klang versprechen. As you like it!

– wird fortgesetzt –

GRANDE
Drei Triodenwatt für Liebhaber – Prolog

von Michael Münch und Segschneider

Das ist der GRANDE …

GRANDE - Drei Watt aus einer als Triode geschalteten Endpentode
GRANDE – Drei Watt aus einer als Triode geschalteten Endpentode

… und so klingt er:

Wir sprechen vom Klang. Und der ist das Beste an dieser Endstufe. Gegenüber einer PL82 ergeben sich ein Mehr an Feinzeichnung, an Differenzierung, an Dynamik und – für uns nicht das Wichtigste, aber für manche Audiophile ein Muss – ein Zuwachs an Kraft und Druck bei tiefen Tönen. Wir haben das zunächst an Lautsprechern vom Typ ALTEC Santana verifiziert, die sich in einem durchschnittlichen Wohnraum durchaus zu gehobener Zimmerlautstärke treiben lassen, ohne dass der GRANDE an eine Schmerzgrenze kommt. Für Qualitäten wie Feinzeichnung, kleine und kleinste Abstufungen in der Dynamik sowie für tonale Abstufungen ist der SABA freilich ein nochmals aussagefähigerer Testkandidat. Auch mit diesem Meister der leisen und feinen Töne harmoniert der GRANDE wunderbar, sogar in dieser Kombination ist er unserer PL82-Endstufe überlegen. Und, kritische Leser mögen uns dies Eigenlob verzeihen, wir haben keineswegs die schlechtest gebaute PL82-Endstufe zur Verfügung. Mehr wollten wir nicht erreichen.

Segschneider

Projektbeschreibung

In unserer sehr detaillierten Projektbeschreibung wird alles enthalten sein, was man braucht, um dieses Projekt nachzuvollziehen – vorausgesetzt, es liegen Erfahrungen im Umgang mit Röhrenschaltungen und speziell mit den zum Einsatz kommenden hohen Netz-, Wechsel- und Gleichspannungen vor.

Wir haften nicht für Schäden, die durch unsachgemäßes Vorgehen bei einem Nachbau entstehen können!

Wen wir jetzt neugierig gemacht haben, …

… dem raten wir: stay tuned! Ein paar Restarbeiten stehen noch an – sobald die erledigt sind, geht’s los mit der Projektbeschreibung.

Frohe Ostern! – und ein Osterei vom Audionisten …

Ostern beim Audionisten. Foto © Michael Münch
Ostern beim Audionisten. Foto © Michael Münch

GRANDE! – drei Triodenwatt für Liebhaber

Ein Aprilscherz? Nein: der Ausblick auf das kommende Audionisten-Projekt!

Knapp ein Watt je Kanal vermag unsere triodisierte PL82-Endstufe maximal aufzubringen. Betreiber „höchst empfindlicher“ Wandler vom Schlage der SABA Greencones können damit glücklich leben. Will man aber wirkungsgradärmere Lautsprecher wie meine ALTEC Santana-Boxen mit der PL82 befeuern, ist das Limit schnell erreicht: man dreht die Linestufe ordentlich weit auf, um auf eine gute Zimmerlautstärke zu kommen, treibt damit aber ruckzuck die Endstufe in die Begrenzung. So geht’s also nicht – etwas mehr Leistung muss her.

Segschneider und ich freuen uns nun, nach langer Planungszeit das Projekt einer Endstufe ankündigen zu können, die je Kanal drei Watt zu liefern imstande ist. Dieses Leistungs-Segment wird derzeit von der Röhre 2A3 beherrscht, von deren Verwendung wir aber absehen wollen.

Das haben wir uns ins Pflichtenheft geschrieben:

  • 2 x 3 Watt Ausgangsleistung
  • erstklassige Übertragungseigenschaften
  • Verwendung einer noch erhältlichen Endröhre (triodisierte Pentode) sowie innerhalb der EU gut beschaffbarer Bauteile
  • Einsatz von überzeugenden Ausgangsübertragern (aktuelle Fertigung)
  • Einsatz eines hochwertigen Netztrafos (aktuelle Fertigung)
  • sukzessive Veröffentlichung der detaillierten Projektbeschreibung hier im Blog

Die Artikelserie beschreibt kein Anfängerprojekt, sondern richtet sich an erfahrene Praktiker. Dennoch erreichen wir die angestrebten Eigenschaften sowie Nachbausicherheit nur dann, wenn wir die Verwendung bestimmter Bauteile bindend vorschreiben. Was das betrifft, befinden wir uns mit dem Projekt in einer viel versprechenden Testphase. Aktuell ist ein maßgeschneiderter Netztrafo in der Entwicklung – so etwas braucht seine Zeit.

Zeitlicher Horizont:

Liebe Leser, gebt uns ein paar Monate! Die Veröffentlichung hier wird Schritt für Schritt erfolgen und voraussichtlich im Herbst abgeschlossen sein. Stay tuned!

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