Warum gibt es Musik?

Der Dichter und Sänger Heinrich von Meißen, gen. Frauenlob, aus dem Codex Manesse (via wikimedia commons – public domain)

Musik muss zu den Kulturgütern gezählt werden. Ist vielleicht sogar DAS Kulturgut. Alle menschlichen Kulturen frönen einer Form von Musik – zur Freude oder auch als Form des Gebets. Diese Ausformungen können allerdings sehr unterschiedlich ausfallen. Warum Musik diese Rolle spielt, ist eine Frage, der viele Forscher nachgehen.

Die streng darwinistisch orientierten Forscher haben eine Theorie, aber keine Antwort. Gemäß Darwin gehen sie von folgendem Punkt aus: „Wenn Musik keine Bedeutung und keinen Vorteil im Lauf der Evolution gehabt hätte, dann hätte sie sich nicht erhalten, hätte sie nicht überlebt“. Es wird sogar behauptet, dass Musik ein Auslesekriterium gewesen sei – dass also Menschen, die musizierten, von der Evolution bevorzugt worden sind. Warum? Das weiß keiner, darwinistisch muss man das auch nicht wissen. Der Musizierende ist bestangepasst und hat überlebt.

Nun, der bedeutende Wissenschaftstheoretiker Karl Popper hat am Darwinismus kritisiert, dass „der Überlebende ist der Bestangepasste“ letztlich hohl ist, denn „der Bestangepasste ist der Überlebende“ (ein anderes Kriterium für bestangepasst gibt es nicht). Und dass das Ganze daher ein Zirkelschluss ist.

Charles Darwin
Charles Darwin, 1809-1882 (Bild: public domain – via wikimedia commons)

William James
William James, 1842-1910 (Bild: public domain – via wikimedia commons)

Darwin selbst war sich nicht so sicher. Er hielt Musik für eine der rätselhaften Entwicklungen der Menschheit. Seine Nachfolger dachten „muss ja einen Sinn haben“. Und die Gegenspieler dachten das Gegenteil. Da wäre zum Beispiel William James, der als einer der Gründungsväter der Psychologie angesehen wird.

Er glaubte nicht, dass Musik ein Auslesekriterium ist, sondern dass Musik als Nebenprodukt anderer kognitiver Fähigkeiten entstand. Menschen lieben Musik, leben länger und gesünder, wenn sie Musik genießen. Da sind wir wieder bei Darwin (Musik lässt uns überleben) – oder ist sie einfach nur ein Nebenprodukt? Wirklich?

Es wird noch lustiger. Ich musste als Psychologiestudentin an Anthropologiekursen teilnehmen. Da geht es ums Selektionsverhalten von Männern und ihrer Suche nach Weibchen. Bei Anthropologie geht es immer um Männchen. Soll ich als feministisch eingestellter Mensch beleidigt sein? Weibchen können ja nur ab und zu produzieren. Männchen dauernd mit lauter Weibchen. Ehe ist also kontraproduktiv!

Männchen wollen ihre Gene verbreiten. Hauptsache, in der nächsten Generation gibt es ein Maximum an eigenen Genen. Liebe gibt es nicht. Tschuldigung. Ich muss mal lachen. Dann rufen Männchen (Musik!) damit sie Weibchen abkriegen. Noch besser – wenn ein Männchen ruft, sitzen andere kurz davor, damit die Weibchen, die das rufende (musizierende) Männchen suchen, auf dem Weg dahin an den anderen Männchen vorbeikommen müssen und diese sie dabei „abgrasen“ können.

Also – ist Musik, wie einige Wissenschaftler glauben, nur Selektions- und/oder Imponiergehabe? Das nächste Mal, wenn Sie Ihre Lieblingsmusik genießen, suchen Sie also ein neues Weibchen oder GENIESSEN SIE, ganz für sich? Diese Frage müssen Sie sich selbst beantworten…

Claudia S.

Literatur:
Aniruddh D. Patel (2008). Music, language, and the brain. New York: Oxford University Press.

Frohe Ostern! – und ein Osterei vom Audionisten …

Ostern beim Audionisten. Foto © Michael Münch
Ostern beim Audionisten. Foto © Michael Münch

GRANDE! – drei Triodenwatt für Liebhaber

Ein Aprilscherz? Nein: der Ausblick auf das kommende Audionisten-Projekt!

Knapp ein Watt je Kanal vermag unsere triodisierte PL82-Endstufe maximal aufzubringen. Betreiber „höchst empfindlicher“ Wandler vom Schlage der SABA Greencones können damit glücklich leben. Will man aber wirkungsgradärmere Lautsprecher wie meine ALTEC Santana-Boxen mit der PL82 befeuern, ist das Limit schnell erreicht: man dreht die Linestufe ordentlich weit auf, um auf eine gute Zimmerlautstärke zu kommen, treibt damit aber ruckzuck die Endstufe in die Begrenzung. So geht’s also nicht – etwas mehr Leistung muss her.

Segschneider und ich freuen uns nun, nach langer Planungszeit das Projekt einer Endstufe ankündigen zu können, die je Kanal drei Watt zu liefern imstande ist. Dieses Leistungs-Segment wird derzeit von der Röhre 2A3 beherrscht, von deren Verwendung wir aber absehen wollen.

Das haben wir uns ins Pflichtenheft geschrieben:

  • 2 x 3 Watt Ausgangsleistung
  • erstklassige Übertragungseigenschaften
  • Verwendung einer noch erhältlichen Endröhre (triodisierte Pentode) sowie innerhalb der EU gut beschaffbarer Bauteile
  • Einsatz von überzeugenden Ausgangsübertragern (aktuelle Fertigung)
  • Einsatz eines hochwertigen Netztrafos (aktuelle Fertigung)
  • sukzessive Veröffentlichung der detaillierten Projektbeschreibung hier im Blog

Die Artikelserie beschreibt kein Anfängerprojekt, sondern richtet sich an erfahrene Praktiker. Dennoch erreichen wir die angestrebten Eigenschaften sowie Nachbausicherheit nur dann, wenn wir die Verwendung bestimmter Bauteile bindend vorschreiben. Was das betrifft, befinden wir uns mit dem Projekt in einer viel versprechenden Testphase. Aktuell ist ein maßgeschneiderter Netztrafo in der Entwicklung – so etwas braucht seine Zeit.

Zeitlicher Horizont:

Liebe Leser, gebt uns ein paar Monate! Die Veröffentlichung hier wird Schritt für Schritt erfolgen und voraussichtlich im Herbst abgeschlossen sein. Stay tuned!

Miller vs. Maxwell

John Milton Miller, 1882-1962
John Milton Miller, 1882-1962 (Bild via Wikimedia Commons – gemeinfrei)

James Clerk Maxwell, 1831 - 1879
James Clerk Maxwell, 1831-1879 (Bild via Wikimedia Commons – gemeinfrei)

Segschneider über die Miller-Kapazität

Fangen wir das Ganze langsam und gründlich an. Wenn wir einen erstklassigen Profifahrer mit deinem oder meinem Auto um den Nürburgring bolzen lassen – je schneller je besser -, dann ist garantiert, dass die Kiste an mehreren Stellen in die Luft geht. Das können wir zweifelsfrei messen: das Auto bewegt sich wirklich durch die Luft. Und nicht nur für Sekundenbruchteile, nein, deutlich länger. Nun gibt es für alles eine Theorie, sagt Mäxchen Schlaumeier, so auch für diesen Fall. Was sich durch die Luft bewegt, das fliegt.

Ob nun wie ein Vogel, der nach der fachlichen Meinung der Luftfahrtingenieure tatsächlich fliegt, oder wie eine Hummel, die nach Meinung derselben Fachleute nur kontrolliert abstürzt – für beides gibt es eine, selbstverständlich unterschiedliche Theorie, und damit müssen wir dem Auto nun zu Leibe rücken. Tut aber keiner.

Oder, halt, tut doch einer! Denn manchmal – Beispiel: der Rennwagen fliegt in die Luft und überschlägt sich rückwärts – da tun sie’s doch! Solche Fälle hat es gegeben, die Enthusiasten erinnern sich, und ja, da haben Autoingenieure dann doch an ihren Fahrzeugen Eigenschaften eines Flugzeugs festgestellt.

Und seither bleiben Rennwagen öfter mal auf der Erde. Wir sehen daraus zweierlei. Erstens hab ich recht (das ist mir sehr wichtig, ich bin gelernter Rechthaber!), und zweitens ist das Auto tatsächlich ein Flugzeug. Dummerweise glaubt das allgemeine Publikum das nicht, aber was soll’s, wir wissen es ja besser.

So, nun stürzen wir uns auf unser Lieblingsthema, die Elektronenröhre.

Sie ist ein Kondensator. Das sage nicht ich, das sagen alle. Denn wenn die Miller-Kapazität schon bis in die allgemeinen Simulationsprogramme für Röhrenschaltungen Eingang gefunden hat, dann ist diese Weisheit wohl bei allen angekommen. Was eine Kapazität ist, wissen wir seit Maxwell genau. Ein Kondensator ist ein Aufbau bestehend aus zwei sich gegenüberliegenden Platten mit einem Dielektrikum dazwischen. Ein Dielektrikum ist ein elektrisch nicht leitendes Material, und in einem nichtleitenden Material können sich keine Elektronen bewegen. In einem Kupferdraht zum Beispiel können sich Elektronen bewegen, und deshalb ist der Kupferdraht kein Dielektrikum. Das absolute Nichts, fachmännisch Vakuum genannt, kann keine Elektronen bewegen, weil keine da sind, und ist deshalb ein Dielektrikum.

Genau unser Fall, schreien alle, so ist das ja auch bei der Röhre!

Zwei sich gegenüberliegende Flächen, gebildet von Drahtgeflechten, und dazwischen Vakuum – alles passt, so isses. Und es wurde bereits gemessen! Wir nehmen die nicht eingeschaltete Röhre und, siehe da, wir messen eine Kapazität. So kam die sogenannte Miller-Kapazität in die Elektronenröhre. Und in die Köpfe.

Aber im wirklichen Leben gibt es dieses Gespenst gar nicht. Im wirklichen Leben ist die Elektronenröhre eingeschaltet, so wie das Auto in seinem wirklichen Leben mit einem laufenden Motor fährt, und wenn die Elektronenröhre eingeschaltet ist, tun sich wundersame Dinge.

Dann gibt es im Inneren jede Menge Elektronen, bis heute weiss niemand, wie viele es gerade sind, schon für diese einfache Frage gibt es keine Antwort mehr, und es fliesst ein kräftiger Elektronenstrom, der je nach dem, was die Röhre gerade an Signal verarbeitet, auch noch sehr unterschiedlich sein kann. Irgendwo zwischen null, dem Ruhestrom im Arbeitspunkt und einem Vielfachen davon – genauer wissen wir’s nicht. Mit anderen Worten: wenn die Röhre betrieben wird, gibt es kein Dielektrikum mehr in ihrem Inneren. Das ehemalige Vakuum ist nunmehr voller Elektronen, ein Teil davon kann ein Elektronenstrom sein – wie er in einem Kupferdraht fliesst – und alles das bedeutet: kein Dielektrikum. Und wo es kein Dielektrikum mehr gibt, da gibt es keinen Kondensator. Sagt Maxwell eineindeutig.

Leider sind Maxwells geniale Gleichungen ein wenig kompliziert, sie müssen es sein, weil sie Zustände beschreiben, die noch viel komplizierter sind. Diese komplizierten Zustände kann ich nicht einfach nach dem Superpositionsprinzip erklären. Ich kann nicht sagen:

Die Röhre ist im wirklichen Leben ein Kondensator plus Elektronenwolke plus Elektronenstrom – das wäre Superposition; ich würde vereinfacht gesprochen die unterschiedlichen Zustände übereinanderlegen wie Folien im Projektor. Das klappt bei Maxwell generell nicht. Und, wie bereits gesagt, die Zustandsbeschreibungen widersprechen sich darüberhinaus – das eine schließt das andere aus. Geht also gar nicht. Die Miller-Kapazität ist ein Gespenst. Sie bei kalter Röhre zu messen ist ungefähr so intelligent wie die Messung von Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit beim Auto, wenn dessen Räder stillstehen und die Lügenelektronik nicht mal mehr das Abgas kontrolliert.

Sobald eine Aussage fortwährend wiederholt wird, verfestigt sie sich in vielen Köpfen zu einer „Wahrheit“. Die ist nicht unbedingt richtig, aber sie existiert in den Köpfen trotz alledem. Und die Miller-Kapazität wurde und wird ständig wiederholt: in Lehrbüchern und in Simulationsprogrammen. Es gibt sie nicht und sie widerspricht der Maxwellschen Elektrotechnik. Genau deshalb, so fürchte ich, wird sie das Schicksal vieler Gespenster teilen. Die schottischen Schlossgespenster leben in den Köpfen der Menschen fröhlich weiter, da hilft keine wissenschaftliche Widerlegung. Das Ungeheuer von Loch Ness hat sich genausowenig verflüchtigt wie die Miller-Kapazität sich verflüchtigen wird. Und wenn die Simulationsprogramme erstmal das Überleben garantieren – oh je. Das ist schon kurz vor dem ewigen Leben.

Eine kleine Gehässigkeit zum Schluss. Es soll sogar Menschen geben – ich gehöre dazu – die glauben, dass in Lehrbüchern auch falsche Sachen stehen. Das ist schon fast so krank wie die schottischen Gespenster. Halten wir fest: Autos sind Flugzeuge. Und was Röhren sind, darauf gibt Maxwell keine allgemeine Antwort. Aber schau ins Simulationsprogramm: da steht es.

Endlich mal was über Lautsprecher!

Altec 420A (hinten) und SABA Permadyn 19-200 5298 U 8 (vorn) - Foto © Michael Münch
Altec 420A (hinten) und SABA Permadyn 19-200 5298 U 8 (vorn) – Foto © Michael Münch

Gelegentlich erreichen den Audionisten Anfragen von Lesern, die mehr zum Thema Lautsprecher wissen wollen:

(…) so klasse die Röhrenendstufen klingen mögen, aber mir fehlen langsam die Beschreibungen der dazu passenden Lautsprecher, um den Kettengedanken zu komplettieren! (…)

(…) Da Du ja den Herren gut zu kennen scheinst, wäre es vielleicht auch mal Wert, ihn nach dem alternativen Lautsprecher Beyma zu fragen, zumal dies Konzept schon einige Jahre zurück liegt! Vielleicht haben sich da auch neue Erkenntnisse ergeben? (…) Allerdings interessiert mich auch Dein Cello Projekt!

(…) Es wäre auch klasse, wenn Sie mal das Geheimnis der Lautsprecher lüften würden.
Womit hören Sie und vor allem Ihre Söhne um mit den Kleinleistungsverstärkern entsprechend zu harmonieren ? Der Saba-Cello-Blog ist ja noch offen. Oder ist es nach wie vor die Siemens Box (…)

Erst neulich beantwortete ich eine solche Anfrage. Ich zitiere mal mich selbst:

(…) wir alle … hören mit Vorliebe mit den grünen Pappen. Das wird sicher auch noch eine Weile so bleiben. Dass ich aber nichts über meine SABA Celli schreibe (ergänzende Anmerkung heute: obwohl ich es im Blog mal angekündigt habe!), hat … Gründe: die haben in den Jahren, die ich sie habe – ich glaube, sie vor sieben oder acht Jahren für 500€ bei e..y erstanden zu haben – technisch gesehen mehrere Häutungen durchgemacht. Das einzige, was noch so ist wie damals, sind die hölzernen Korpi. Alles andere ist ausgetauscht worden gegen Besseres, es gab diverse Modifikationen in Sachen Dämpfung. Die verbessernden Änderungen habe allerdings nicht ich vorgenommen, sondern mein Mentor und Freund Segschneider. Was er da so im Einzelnen gemacht hat, ist allerdings nicht für die Veröffentlichung vorgesehen, jedenfalls derzeit nicht. Bitte erlauben Sie uns also in dieser Sache ein wenig Geheimniskrämerei.

Warum veröffentlichen wir das nicht? Ganz einfach: meine SABA-Gehäuse sind die Kopie der Kopie der Kopie des idealen SABA-Cellos (wenn es das je gegeben hat) und somit – wie hunderte anderer Cello-Nachbauten auch – im Grunde genommen schon wieder Einzelstücke. Um die zu pimpen, braucht es ganz individuelle Maßnahmen, es kommt auf viel Erfahrung, Intuition und zielgerichtetes Probieren an. Der Vorgang ist somit nicht in ein veröffentlichbares Rezept zu packen. Liebe Leser, habt bitte Verständnis dafür, dass Segschneider und ich uns nicht auf solches Glatteis begeben wollen und uns auch die Zeit fehlt, anderen hier praktische Hilfestellung zu geben.

„Sag mal, Segschneider – irgendwas müssen wir den Lesern aber doch mit auf den Weg geben können?“

Eine persönliche Anmerkung von Segschneider in Sachen Lautsprecher

Die Frage, welcher – selbstverständlich höchstempfindliche! – Lautsprecher zu den Verstärkern passt, die im Audionisten so vorgestellt worden sind, und darüber hinaus die Frage, welche Lautsprecher der beteiligte Personenkreis hört, diese Frage ist uns schon mehrfach gestellt worden. Und warum wollen wir uns (derzeit) nicht mit Lautsprechern beschäftigen?

Einige Gründe hat Michael bereits genannt. Darüber hinaus ist nachzutragen, dass ich (zu über 90%) Klassikhörer bin, und ein Lautsprecher wie der meine nur zur Musikwiedergabe all dessen taugt, was mit natürlichen Instrumenten angestellt wird, sei es nun die Stimme von Diana Krall, die ich hier mal zu den Instrumenten der Natur zähle, oder sei es klassischer Jazz. Das ist, man muss das so deutlich sagen, eine massive Einschränkung. Alle Breitbänder haben bestimmte Begrenzungen, und ich empfehle jedem, der mit diesem Thema nicht voll vertraut ist, die exzellenten Anmerkungen von Bob Brines zu studieren. Da seine Seite brinesacoustic.com während der Arbeit an diesem Beitrag aus dem Netz genommen wurde, soll Bob Brines hier zitiert werden:

Bob Brines:
Who Should Use Single Driver Speakers?

Single driver speakers are not for everyone. I want to make this clear at this point, because the last thing I want to do is have a pair of speakers returned as „unsuitable“.

Single driver speakers are most suitable for the more intimate genre and at moderate volume levels. This includes solo voice, small group jazz and 18th century classical and chamber music. For these genre, single driver speakers are superb. You will hear nothing better. They also do classic rock pretty well as long as the volume is kept to reasonable levels. By reasonable, I mean ~80dB at the listening position. (…) Now, if you are into heavy metal or want Mahler symphonies at concert volume, I suggest that you look elsewhere. (…)

© Bob Brines

Bob Brines:
Why Single Driver Speakers?

Single driver speakers have a unique sound. That sound comes from a lack of a conventional crossover. In a two-way speaker, the acoustic phase of each driver rotates in opposite directions around the crossover point. While the combined phase may be correct at the crossover point, away from that point, the phase will be constantly changing. Why is this important? The human ear/brain is designed to locate sounds primarily by phase. We are very sensitive to phase in the 300-3000Hz range. Outside on this range, sound location becomes increasingly difficult, but within this range, if the phasing is messed up, the sound stage lacks precision and depth. A normal two-way speaker has the crossover point in the middle of 1500-2000Hz range, which is smack in the middle of the frequency band where humans are most sensitive to phase changes. By not having a crossover and the attendant phase problems, a single driver speaker sounds much more natural.

A good single driver speaker is more articulate and detailed in the bass and midrange than a multi-way speaker. Because the driver in a single driver speaker must work up to 10kHz and beyond, the cone is much lighter than the cone of a comparably sized driver in a multi-way speaker that is crossed out by 2kHz. Less cone mass means faster response to the electrical signal and better transient response. The lighter cones also promote higher efficiency. (…)

© Bob Brines

Breitbänder sind für Leisehörer, also für einen Personenkreis, der sich auf Spitzenpegel von 85 bis allermaximalst 90dB beschränken kann und daran Freude hat. Nebenbei bemerkt ist das auch das Schonendste für die Ohren, die bei andauernd höheren Pegeln zu leiden beginnen.

Was tun, wenn man diese Einschränkungen nicht akzeptieren möchte? Nun, dann beginnt eine – hoffentlich nicht allzu lange – Suche nach den seltenen Gerätschaften, die Höchstempfindlichkeit mit großen Chassis vereinen. Prototypisch sei der Altec 604 genannt, aber es gibt auch andere. An dieser Stelle soll auf einen Audionisten-Beitrag hingewiesen werden, der über Erfahrungen aus dem Vergleich Altec 604-8H-III vs. Altec 420A (Altec Santana) berichtet.

Altec-Schwestern: links die Altec Santana mit dem 420A-Chassis, rechts ein Altec 604-8H-III in einem DIY-Bassreflex-Gehäuse - Foto © Michael Münch
Altec-Schwestern: links die Altec Santana mit dem 420A-Chassis, rechts ein Altec 604-8H-III in einem DIY-Bassreflex-Gehäuse – Foto © Michael Münch

Recht verbreitet sind Konzepte, die einen 20er Breitbänder mit einem großen, meist 38er Chassis kombinieren und je nach verwendeten Chassis den Weichenpunkt so um die 300 Hz legen – weithin bekannt geworden in der Szene ist der Entwurf von Visaton. Nelson Pass, ein gestandener Breitbandfan, hat der amerikanischen Szene eine vergleichbare Lösung vorgestellt, welche die astronomisch teuren Feastrex Chassis einsetzt. Auch in Europa sind derartige Lösungen in letzter Zeit verbreitet worden, so z.B. von Troels Gravesen, so von Hans Kortenbach, so aber auch von der Selbstbauerszene, die sich nicht scheut, alte Radiochassis wie den Saba mit geeigneten Tieftönern zu vereinen. Entsprechende Projekte sind im Internet leicht zu finden.

Kommen wir zurück zur Frage, was man als Fullranger oder Breitbandchassis denn heutzutage wählen könnte. Wer meine oben erwähnten Vorlieben teilt, kann gerne zum Saba greifen, so wie ich das getan habe. Leider werden diese historischen Schallwandler so langsam seltener, das Angebot verengt sich. Aber als voll geeigneten Lautsprecher kann man einer breiteren Allgemeinheit solch ein Konzept kaum andienen. Nicht jeder ist Klassikhörer.

Schauen wir zuerst auf die Internetseiten eines Mannes, der sich dieser Thematik mit Leidenschaft und Hingabe verschrieben hat, Kevin Davis (glowinthedarkaudio.com). Der Schallwandler, der die höchste Empfehlung von ihm erhält, ist ebenfalls ein alter: Supravox 215 RTF 64 ohne Hochtonkegel. Er ist, Wunder über Wunder, heute noch erhältlich und, noch erstaunlicher, sogar zu einem überraschend akzeptablen Preis. Einziges Manko: es ist ein 8 Ohm Chassis, und es gibt von Supravox keinen passenden Hochtöner.

Ich greife diese Empfehlung deswegen an erster Stelle auf, weil auch andere Sachkundige – die Autoren der Schrift „Höchst empfindlich“ nämlich – einen äußerst positiven Eindruck von diesem Chassis hatten, als sie vor gut zwanzig Jahren die Faktenlage zu ihrem Buch recherchierten. Damals war es freilich schwierig, den Supra überhaupt zu bekommen, wie die Autoren berichten, aber das hat sich glücklicherweise heutzutage gebessert.

Alternativ kämen, wenn man eher rockig-poppige Musik hört, der Tangband W8-1772 oder der Visaton B200 infrage. Fostex – Achtung, jetzt wird’s voll subjektiv – ist eine etwas andere Nummer, und wenn ich aus diesem Sortiment wählen wollte/sollte/müsste, würde ich den Fostex FE 168 Sigma nehmen. Er benötigt keinen zusätzlichen Hochtöner, sollte aber – wiederum voll subjektiv – im backloaded horn betrieben werden. Insofern ist er nicht ganz mit den beiden erstgenannten zu vergleichen. Denn Tangband und Visaton erlauben es dem Betreiber, dem Weg von Kevin Davis zu folgen und sie auf einer offenen Schallwand einzusetzen. Ich würde die Version mit den klappbaren Flügeln wählen, und als Hölzer Birke Multiplex, Pappel, Erle oder Ahorn empfehlen, die jeweils einen etwas unterschiedlichen Charakter des ganzen Lautsprechers ergeben, und dem Anwender damit eine kleine individuelle Anpassung erlauben.

offene Schallwand mit unsymmetrischen klappbaren Seitenflügeln

Wenn eine offene Schallwand sich in den Hörraum einfügt, oder wenn der Hörraum auf die Schallwand hin modifiziert werden kann, dann ist sie mit Sicherheit der Weg, der mit dem Einsatz geringster Mittel große musikalische Freude bereiten kann – diesbezüglich hat Kevin Davis unbedingt recht.

Kevin präsentiert auf seiner sehr informativen und gut fotografierten Website Glow In The Dark Audio eine von ihm für Versuche eingesetzte offene Schallwand, die er liebevoll „TELEFUNKEN Open Baffle“ nennt. Er war so freundlich, ein Foto davon zur Verfügung zu stellen:

"TELEFUNKEN Open Baffle" - Foto mit freundlicher Genehmigung von Kevin Davis, glowinthedarkaudio.com
„TELEFUNKEN Open Baffle“ – Foto mit freundlicher Genehmigung von Kevin Davis, Glow In The Dark Audio

Nach uns vorliegenden Informationen stammt das Konzept von SIEMENS. Hier eine mögliche Dimensionierung:

offene Schallwand nach SIEMENS
offene Schallwand nach SIEMENS

Nicht erwähnt habe ich die 20er Chassis von Phy-HP. Ich würde sie gerne einbeziehen – aber mit welchem Hochtöner? Die wohl eher aus markttechnischen Gründen (wollte man ein Alleinstellungsmerkmal?) gewählte Impedanz von 16 Ohm macht es unmöglich, sich aus vorhandenen alten Radiochassis zu bedienen, denn die haben alle 4 oder 5 Ohm. Am Markt zu erhalten wären Hörnchen (nein, nicht die vom Bäcker) oder magnetostatische Hochtöner, und von beiden bin ich kein Freund. Wer die Hürde des passenden (?) Hochtöners springen kann, findet freilich im Phy-HP ein zwar teures, aber kein schlechtes Chassis. Im Unterschied zum Tangband kann es leise Töne, den ausschwingenden Instrumentenklang, die subtile Frauenstimme recht gut wiedergeben.

Der Supravox 215 RTF 64 benötigt ebenfalls einen Hochtöner. Und bis zum Beweis des Gegenteils würde ich davon ausgehen, dass eine Kombination mit alten Radio-Hochtönern nicht nur möglich ist, sondern auch eine sinnvolle Lösung. Sinnvoll, weil gleich und gleich – Konuslautsprecher mit Papiermembran zu Konuslautsprecher mit Papiermembran – gesellt sich gern. Der RTF 64 hat eine Empfindlichkeit von 97db (!!). Man kann ihn deswegen mit so schnuckeligen kleinen Verstärkern wie beispielsweise dem Darling (nur 0,7 Watt) gut zusammenspannen. Ein Saba-Hochtöner hat, wenn wir den Messungen von Troels Gravesen folgen, im Bereich oberhalb 10 kHz eine Empfindlichkeit von über 100dB. Bei 5 Ohm Impedanz und einem passenden Vorwiderstand kann man diesen Hochtöner – und wahrscheinlich auch die einiger anderer Hersteller – durchaus mit einem 8 Ohm-Chassis zusammenbinden. Apropos WAF: Saba Hochtöner gibt es auch mit schwarzer Membran. Der Rest ist Feinabstimmung – mühselig, aber durchaus zu leisten.

Immer noch bleibt aber die Einschränkung bestehen, dass eine offene Schallwand nicht bei jedermann in den Hörraum passt, um vom WAF mal ganz zu schweigen. Diese letzte Hürde wäre wohl zu überwinden, aber jetzt springe ich voll ins kalte Wasser: das habe ich mit einem RTF 64 noch nie gemacht. Und es wird nicht einfach. Als Kombination bietet sich an, den Supra in ein Gehäuse vom Typ Cello zu stecken, das freilich modifiziert werden sollte.

... auffallend schlicht: die SABA Celli des Audionisten - Foto © Michael Münch
… auffallend schlicht: die SABA Celli des Audionisten – Foto © Michael Münch

Die genaue Grundform des Gehäuses findet der Interessierte bei Troels Gravesen (troelsgravesen.dk/greencones.htm). Einige deutsche Tischlereien fertigen vergleichbare Gehäuse an, auch individuell konfektionierte – Beispiel: Fa. „Holz und Musik“. Sogar ein wenig versierter Selbstbauer, der keine komplexen Holzarbeiten ausführen kann oder mag, könnte zu einem solchen Lautsprecher gelangen.

Was wäre meines Erachtens gegenüber der bei Troels Gravesen gezeigten Form zu ändern? Nun, ich würde – wäre es für mich – die Öffnungen auf der Rückseite schließen. Dann wird eine geringe Dämpfung im Inneren obligatorisch. Und die würde ich mir schon zutrauen. Aber, hier sprechen wir jetzt von größeren Entwicklungsarbeiten: spezielles Gehäuse, Dämpfung, passender Hochtöner, Feinabstimmung etc. Und das alles unbezahlt. Denn jetzt kommt das sprichwörtliche dicke Ende – reden wir von den Kosten. Gehäuse plus Schallwandler plus Hochtöner plus Dämpfungsmaterial plus Kleinteile – all das addiert sich rasch zu circa anderthalb Tausendern Sachkosten zusammen. Zuviel jedenfalls, um ein solches Projekt anzugehen, wenn man bereits einen Lautsprecher nach eigenen Wünschen in Bestform zuhause stehen hat. Sorry, aber so ist es nun mal. Und bei Michael ist es nicht anders. Deshalb widmen wir beide uns in der nächsten Zeit eher anderen Projekten.


Anhang

Folgendes erscheint noch erwähnenswert: die Bauform „SABA Cello“ ist nicht die einzige Möglichkeit, Breitbänder wie SABA Greencones und andere in resonierenden Gehäusen zu betreiben. Als Beispiel hierfür sei die „Butterfly“ von Niels von der Osten-Sacken genannt.

"Butterfly" - Foto mit freundlicher Genehmigung von Niels von der Osten-Sacken
„Butterfly“ – Foto mit freundlicher Genehmigung von Niels von der Osten-Sacken
"Butterfly" - Foto mit freundlicher Genehmigung von Niels von der Osten-Sacken
„Butterfly“ – Foto mit freundlicher Genehmigung von Niels von der Osten-Sacken
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