Vor zwei oder drei Monaten meldete sich Michael Vogt aus Wien bei mir. Er hatte ein paar Fragen zur PL82-Endstufe und ich hoffe, ich konnte ihm gute Auskünfte geben. Es entspann sich ein lockerer Mailwechsel, parallel dazu entstand sein Aufbau der Endstufe. Nun meldete er sich bei mir mit einem Resümee und einigen Bildern seines Aufbaus. Ich bedanke mich ganz herzlich bei ihm, dass ich seinen Namen nennen und seine Zeilen und Bilder hier veröffentlichen darf!
Hallo Herr Münch,
anbei sende ich Ihnen wie versprochen meine Bilder des (vorerst fast) fertigen Amps.
Ich habe mich letztendlich doch für die 53:00 AÜs entschieden. Diese bringen ein klein wenig mehr Leistung, die ich gut gebrauchen kann.
Im Laufe der (Entwicklungs-)Zeit habe ich PRP-, ALLEN BRADLEY- und MILLS-Widerstände, sowie schnelle MUR-Dioden eingebaut. Die Jantzen Caps tausche ich vielleicht noch gegen JUPITER oder ähnliche paper/oil-Varianten. All das bringt eine deutlich feinere und ruhigere Zeichnung mit sich.
Jetzt müssen die neuen AÜs sich gut einspielen.
Ansonsten ist diese, Ihre Amp-Beschreibung/Anleitung und der Klang ausgezeichnet! Für meinen ersten Röhren-Nachbau bin ich sehr zufrieden. Bei Stimmen ist das Röhrenkonzept fast nicht zu übertreffen.
(…) habe ich im Sommer eine sehr gute GM70-Endstufe hören können. Die klingt zwar dichter und intensiver, aber lange nicht so fein zeichnend wie dieser Amp. Da würde ich nicht tauschen! Überhaupt habe ich bisher keinen besseren Amp auf meinen Lautsprechern gehört. Einschließlich große und schwere 😉 „Nelson Pass first watt“ oder „prima luna“-Varianten.
(…) in der Gesamtansicht ist unschwer die Aufteilung zu erkennen. Lediglich unten links ist von mir (weil gerade vorhanden) die Heizung separat mit 2 weiteren Trafos und Symmetrierung realisiert worden.
Ein Brumm ist in hochohmigen Kopfhörern hörbar…an den Haigner-Lautsprechern aber de facto gar nicht. Ich werde also vorerst nichts Grobes mehr verändern 🙂 bei 85-90% meiner gehörten Musik bin ich vollends zufrieden. Zisch- und „s“-Laute sind ein Vergnügen!
Trotzdem ist die Leistung, wenn man einmal Party- und nicht Zimmerlautstärke haben möchte, ein wenig zu gering. Merkbar ist dies vor allem bei hohen Sopranstimmen, die auch schon bei normaler Lautstärke zum Clipping neigen. Da, und beim druckvollen Bass, ist ein Watt bei mir leider doch zu wenig.
Ich werde mein nächstes Projekt auf eine 2A3SE-Lösung konzentrieren. Wenn ich lineare 2-3 Watt bekomme, reicht das voll und ganz.
MlG
Michael Vogt
Aus meiner Antwort:
Guten Morgen Herr Vogt,
vielen Dank für die eingehende Beschreibung und die Fotos Ihres gelungenen Aufbaus – da kann ich nur gratulieren! Ihr Gerät ist das fünfte oder sechste, von dem ich weiß, dass es sich auf den Beitrag im Audionisten beruft. Ich bin dann immer ein bisschen stolz, Hobbykollegen wie Sie ermutigt oder Anregungen gegeben zu haben – schön! (…)
Wie steht’s denn mit dem Brumm, wenn Sie die Eingänge kurzschliessen? Wenn ich mir Ihren Aufbau ansehe, könnte ich mir ein Trennblech zwischen der NT-Gleichrichter-Abteilung und den Siebketten-Platinen vorstellen – ähnlich, wie ich es bei der Trafo-Abteilung mit der Auskleidung mit Kupferfolie gemacht habe. Das kann, muss aber nichts bringen – bei mir war’s von Vorteil. Trial and error … (…)
Das mit den „Sopranstimmen-Clipping“ kenne ich auch. Die derzeit von mir an der PL82 betriebenen ALTEC Santanas sind mit 93dB nur geringfügig empfindlicher als Ihre Haigners – da ist man bei guter Zimmerlautstärke schon an der Aussteuerungsgrenze. Diese Paarung ist also nichts für den Dauereinsatz. Da muss ich auch noch mal nachlegen. (…)
Zur PL82 nach Audionist/Segschneider passt am allerbesten eine Konstruktion a la SABA Cello. Sollten Sie sich so etwas mal zulegen, werden Sie unerwünschte Restgeräusche auch in den Lautsprechern hören, insofern lohnt es sich durchaus, in Sachen Brumm noch mal Ursachenforschung zu betreiben.
Mit der Verwendung von Holzmaterialien im Verstärkerbau habe ich gute Erfahrungen gemacht. Beim Bau meiner PL82-Endstufe trieb ich das – für mich – auf eine vorläufige Spitze, indem ich das Prinzip des probeweisen Brettaufbaus in Richtung einer dreidimensionalen Holzwerft erweitert und das Ergebnis für endgültig erklärt habe.
Seit gut vier Jahren betreibe ich eine 5654/EL84-Endstufe, ähnlich dem unlängst beschriebenen Vollverstärker und mit gleicher Röhren-Bestückung – mit dem Unterschied, dass hier die Vorröhre – nunmehr ohne Potentiometer am Gitter und damit ohne Lautstärkeregelung – etwas anders beschaltet ist als im Vollverstärker.
Diese EL84-Endstufe hat mit der Zeit eine Reihe von Häutungen durchgemacht – bestimmt ist die jetzige Version schon eine Mk.VII oder VIII. Zwei, drei Mal wurde die Schaltung modifiziert, was immer auch Eingriffe in die Siebketten nach sich zog. Vier verschiedene Ausgangstrafo-Paare taten hier ihren Dienst, mit Kerngrößen von M65, SM65, M74 und SM74 (in dieser Reihenfolge). Die Umbauerei war jedes Mal eine aufwändige Angelegenheit.
Die einzelnen Komponenten des Verstärkers – Netztrafo, zwei Gleichrichter-/Siebketten-Platinen, das kleine Subchassis der Röhren mit ihrer unmittelbaren Peripherie sowie die Ausgangsübertrager – waren allesamt auf einer 3mm-Aluplatte montiert, die durch sechs M6-Abstandsbolzen in 2cm Abstand über dem Boden des ebenfalls metallischen Verstärker-Gehäuses angebracht war.
Das heißt, dass alle Baugruppen mittels Gewindeschrauben und Muttern befestigt waren. Wollte ich nun irgendetwas auswechseln, musste ich jedes Mal das komplette Gehäuse auseinander bauen, um an die unter der Montageplatte sitzenden Schraubenmuttern zu kommen. Sowas nervt ohne Ende …
Kompletter Neuaufbau
Ich nahm alles auseinander und baute komplett neu auf. Zunächst konstruierte ich das Röhrenmodul, das einerseits Stabilität gewährleisten, darüber hinaus aber auch einen abschirmenden Effekt haben sollte. Dies ist die mechanische Lösung:
Ein Alu-Lochblech und ein paar Aluprofile (die das Konstrukt recht steif und stabil machen) bilden eine Abschirmwanne.
Als neue Montageplatte fungiert ein Leimholzbrett aus Nadelholz. Das gibt’s im Baumarkt als Regalboden. Ich lasse es ich mir an Ort und Stelle so zuschneiden, dass es genau die Bodenfläche des Metallgehäuses ausfüllt. Hier bekommt man einen Eindruck davon, wie meine Endstufe nun aufgebaut ist:
Ich geb’s ja zu: die beiden Ausgangsübertrager sind bauartbedingt auch hier mit durchgehenden Schrauben samt Muttern montiert. Nach vielen Versuchen weiß ich allerdings, dass ich diese Komponenten nicht mehr auswechseln werde. Alle anderen Baugruppen sind mit Holzschrauben befestigt und können ohne großen Aufwand demontiert werden.
Ein weiterer Vorteil der Verwendung des Holzes liegt in seinen dämpfenden Eigenschaften. Klang das Metallgehäuse vorher beim Draufklopfen blechern, klingt es nun wesentlich gedämpft. Das kommt natürlich auch hörbar dem Klangbild zugute, das dieser hochauflösende Verstärker entwirft!
Seit längerem betreibe ich eine Phonovorstufe – ab jetzt kurz RIAA genannt – mit passiver Entzerrung und einer E88CC je Kanal als Röhre. Ebenso lange trage ich mich mit dem Gedanken, zum Vergleich eine RIAA mit aktiver Entzerrung, also mit frequenzabhängiger Gegenkopplung zu haben. Vor Jahren stolperte ich über ein von Tobias Hermann veröffentlichtes Konzept mit EF86 im Eingang und ECC81 als Treiber und Kathodenfolger-Ausgangsstufe. Genau das Teil habe ich schon mal nachgebaut, mit dem Ergebnis war ich aber einigermaßen unzufrieden. Das allerdings zu einer Zeit, als ich im Umgang mit solchen Schaltungen noch recht unerfahren war. Es kann demzufolge gut sein, dass ich damals fehlerhaft aufgebaut habe.
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Schon lange lag ich Segschneider mit meiner Vorstellung in den Ohren, demjenigen meiner beiden Söhne, der kein Vinylhörer ist, einen Vollverstärker bauen zu wollen. Der Sohn benötigt keinen (beröhrten) Phonovorverstärker, der auf zusätzliche Pegelanhebung durch eine LINE-Stufe angewiesen wäre und die sonst in Frage kommenden Signalquellen sind hochpegelig genug – wozu dann die LINE? Es liegt also nahe, lediglich eine Endstufe mit Quellenwahlschalter und Pegelsteller haben zu wollen.
Segschneider mochte sich mit meiner Idee nur widerwillig beschäftigen – er denkt eine Anlage immer in getrennten Komponenten und dann gehört die LINE für ihn einfach dazu. Außerdem ist ein Verstärker vom Schlage der in diesem Blog schon besprochenen PL82-Endstufe zwingend auf die LINE angewiesen, da man aus technischen Gründen nicht einfach ein Potentiometer als Pegelsteller an den Eingang hängen darf.
Segschneider erklärt, warum:
Der technische Grund ist einfach der: die Spannungsgegenkopplung an der Vorröhre, wie sie zum Beispiel im PL82-Endstufen-Entwurf ausführlicher erklärt ist, ist darauf ausgelegt, vom vorgeschalteten Gerät eine Quellimpedanz angeboten zu bekommen, die (a) unveränderlich ist und (b) recht klein, etwa 1,5 kΩ oder weniger. Ist die vorgeschaltete Quellimpedanz aber ein 100 kΩ-Poti, stimmt beides nicht mehr. Weder ist die Quellimpedanz dann klein (klein in Relation zu dem Gitterwiderstand von 100 kΩ!), noch ist sie konstant. Die Schaltung würde also nicht mehr so funktionieren, wie sie berechnet ist.
Entsprechend überrascht war ich, als mein Freund mir neulich doch einen Vorschlag für einen Vollverstärker vorlegte.
Die Schaltung
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Lassen wir zunächst Segschneider zu Wort kommen:
Es wurde bereits begründet, dass bei der Verwendung eines Potentiometers am Eingang eine Spannunsgegenkopplung von der Anode aufs Gitter der ersten Röhre nicht infrage kommt. Trotzdem ist es aber wichtig, eine möglichst stabile Verstärkung der ersten Röhre zur Verfügung zu haben, da der Entwurf eine Gegenkopplung verwendet, die natürlich von der Verstärkung der ersten Röhre mit abhängt und die zudem direkt auf die Kathode dieser ersten Röhre einkoppelt. Deshalb wurde hier eine Eingangsröhre ausgewählt, die 5654, die nach meiner – selbstverständlich subjektiven und begrenzten – Erfahrung recht stabil läuft, wenn man sie mit den Nennwerten betreibt – das sind 10 mA und 2 V an der Kathode. Der Kathodenwiderstand von 200 Ohm reicht gerade so hin, um die Gegenkopplung zu realisieren. Für die Endröhren wurde eine regelbare Festgitterspannung eingesetzt; sie erlaubt es, kleinere Ungleichheiten der beiden Endröhren (wie sie durch Exemplarstreuung oder Alterung auftreten können) auszugleichen. Die Festgitterspannung sollte so eingepegelt werden, dass durch beide Endröhren ein gleichhoher Strom – also 34 mA – fließt. Auch dies dient einem stabilen Betrieb des Verstärkers.
Die Netzteile
Die beiden identischen Netzteile des Vollverstärkers verwenden zwei gleiche Transformatoren alter Fertigung. Ich mag hier kein Fabrikat angeben, denn dann könnte es sein, dass ein Nachbauinteressent auf das Auftauchen des erhofften Trafopärchens endlos warten müsste.
Die richtige Vorgehensweise ist die: man schalte der Hochvolt-Sekundärwicklung eines vielleicht infrage kommenden Trafo-Testlings eine Gleichrichterbrücke und einen Ladeelko von 47µF/450V nach. Die am Ladeelko liegende Gleichspannung wird mit ca. 45mA belastet (Hochlastwiderstände verwenden). Ist der Trafo in der Lage, über einen Zeitraum von einer Stunde unter dieser Belastung etwa 325V Gleichspannung am Ladeelko zu liefern und dabei nicht so heiß zu werden, dass man ihn nicht mehr anfassen kann, kann man ihn und seinen identischen Zwilling einsetzen. Das können sehr viele Ausbau-Netztrafos aus der Röhrenradio-Ära.
Bei diesen Messungen ist ein Trenntrafo zu verwenden, siehe Gefahrenhinweis. Das weitere Vorgehen beim Entwurf des Netzteils ist hier beschrieben.
Siebketten
Dazu hier das Schaltbild meines Netzteils (für einen Kanal!):
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Bei Belastung mit 44mA stehen bei dem von mir gerechneten Netzteil +329V am Ladeelko an. Darauf folgt eine dreistufige RC-Siebkette mit einer Dämpfung (bei 100Hz Störsignal) von -110db. An deren Ende stehen bei 44mA Belastung +265V für die Versorgung der Endröhre zur Verfügung. An diesem Punkt setzt auch eine zweite, diesmal zweigliedrige RC-Siebkette an, die eventuelle Störsignale um weitere 70dB dämpft und an ihrem Ausgang bei 10mA Belastung noch +235V für die Versorgung der Vorröhre zur Verfügung stellt.
Die hohe Gesamtdämpfung von -180dB trägt wesentlich dazu bei, dass der hier gezeigte Aufbau in Bezug auf Störsignale absolut still ist. Angenehmer Nebeneffekt: die durch die zweite Siebkette entstehende hohe Entkopplung der Versorgungsspannungen von Vor- und Endröhre verhindert das berüchtigte Aufschaukeln der Endstufe (motorboating).
Es hilft nix: meine im Schaltplan des Netzteils angegebenen Bauteil-Werte stimmen zunächst mal nur für die Trafos, die ich verwende. Beim Einsatz anderer Trafos ist die Dimensionierung der Siebkette wahrscheinlich neu zu rechnen. Wie das geht, ist eingehend beschrieben in meinem Beitrag zu RC-gesiebten Netzteilen hier in diesem Blog.
Gittervorspannungs-Netzteil
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Die negativen Gittervorspannungen für die beiden Endröhren werden mit einem eigenen kleinen Netzteil erzeugt. Auf der Platine befindet sich eine einfache Siebkette mit RC-Gliedern, allerdings mit sehr hoher Dämpfung bezogen auf 100Hz. Die Stabilisierung erfolgt mit einer Zenerdiode, über Spindeltrimmer werden die beiden Ausgangsspannungen justiert.
Dieses Modul habe ich zwei Audiofreunden zu verdanken – vom einen kommt die Schaltung, der andere gab mir die Platine und den Trafo. Beiden sei herzlich gedankt!
Röhrenbestückung
Durch den Einsatz von Allerweltsröhren wie der 5654 und der EL84 eignet sich dieses Gerät hervorragend zum tube rolling. Segschneider und ich haben in dieser Richtung allerdings noch wenig unternommen – derzeit werkeln hier als SIEMENS gelabelte EL84 von VALVO – die 5654 sind blau gelabelt und ebenfalls von VALVO. Das funktioniert sehr zufriedenstellend, ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten. Der geneigte Nachbauer möge selbst entscheiden, wieviel Energie (und Geld) er in weitere Versuche stecken möchte.
Ausgangsübertrager
Der Schaltplan ist auf die Verwendung von gut erhältlichen Ausgangstrafos der Firma reinhöfer electronic ausgelegt, und zwar der Typen 53.61U (mit M65-Kern) oder 53.71U (mit M74-Kern). Diese Trafos stellen ein ehrliches Produkt mit sehr gutem Verhältnis von Preis und Leistung dar, mit dem das Hören bei Einsatz im beschriebenen Vollverstärker richtig Spaß macht.
Es sei aber nicht verschwiegen, dass Steigerungen möglich sind, wenn man deutlich tiefer in die Tasche greift. Die Autoren bevorzugen Ausgangsübertrager mit Schnittbandkernen, mit deren Größe man bei einem Verstärker mit zu erwartender Ausgangsleistung von unter einem Watt pro Kanal allerdings nicht zu übertreiben braucht – ein SM65- oder SM74-Kern reicht hier allemal aus.
Wichtig: bei Verwendung anderer als der hier genannten Übertrager ist darauf zu achten, wie hoch der Kupferwiderstand von deren Primärwicklung ist. 400Ω ist der hier geforderte Wert. Bei weniger als 400Ω ist ein Widerstand in Reihe zu schalten (siehe Schaltplan), ist er höher, muss die Versorgungsspannung der Endröhre um den Betrag erhöht werden, um den sich der Spannungsabfall am Ausgangstrafo erhöht.
Beispiel: bei einem Ruhestrom der Endröhre von 34mA fallen an 400Ω Kupferwiderstand der Primärwicklung 0,034A x 400Ω = 13,6V ab. Bei gleichem Ruhestrom und angenommenen Rcu von 600Ω wären es 0,034A x 600Ω = 20,4V. Die Versorgungsspannung der Endröhre müsste dann um den Unterschiedsbetrag von 6,8V erhöht werden. Das macht Eingriffe in die Siebketten von End- und Vorröhren erforderlich. Eventuell sind die Gittervorspannungen der Endröhren nachzujustieren.
Einsatz als Kopfhörerverstärker
Im Produktkatalog der Firma Reinhöfer finden sich Trafos, bei deren Einsatz man mit dem hier beschriebenen Vollverstärker sicherlich eine hervorragende Kopfhörerwiedergabe erzielen kann. Gemeint sind die Typen 53.61U50 und 63.61U80.
Aktualisierung 13.04.2017: Herr Beyer von der Firma Reinhöfer teilt mir soeben mit, dass der Primärwicklungs-Kupferwiderstand der Übertrager 53.61U50 und 63.61U80 bei Beschaltung auf 10kΩ Impedanz 400 bis 420Ω beträgt. Damit sind sie im hier beschriebenen Gerät ohne weitere Änderungen gegen die für Lautsprecherbetrieb bestimmten Typen austauschbar.
Ein unerwartetes Problem und dessen Lösung
Nachdem das Gerät fertig, getestet und für gut befunden war, wurde das Gehäuse mit der zugehörigen Haube aus Stahlblech geschlossen. Großer Schreck: nach dem Wiedereinschalten lautes mechanisches Brummen – das Gehäuse gab ein Dauergeräusch von sich wie ein laufender Kühlschrank. Die beiden Netztrafos versetzten das Stahlblech in Schwingungen. Eigentlich kein Wunder: die obere Fläche der Trafos und das obere Gehäuseblech haben nur ein paar mm Abstand.
Drei Maßnahmen im Verbund machten dem Problem ein Ende:
zunächst kleidete ich das Stahlblechgehäuse mit einer alubeschichteten gewebeartigen Wärmeschutzfolie aus der Autoindustrie aus (von einem Freund, der in der Branche arbeitet), seitdem klingt die Haube beim Draufklopfen nicht mehr blechern, sondern trocken-dumpf wie ein Stück Holz – Anteil am Erfolg: 20%.
danach legte ich die das Problem verursachenden (identischen) Netztrafos gegenphasig ans Netz, dadurch hoben sich die beiden magnetischen Wechselfelder zum großen Teil auf – Anteil am Erfolg: 50%! (Eine Idee, die mir im Wald beim Hundespaziergang gekommen ist).
schließlich klebte ich auf beide oberen Flächen der Trafos so viele Lagen der erwähnten Folie, dass bei Schließung des Gehäuses dieses stramm auf den Trafos aufliegt – Anteil am Erfolg: 30%. Ich nehme an, vor dieser Maßnahme war oberhalb der Trafos ein Schwingungsbauch und jetzt ist dort ein Schwingungsknoten entstanden.
Nun hört man schon in einem halben Meter Abstand nix mehr davon, nachdem es vorher den Hörgenuss ordentlich beeinträchtigte.
einen Pfeil hatte ich noch im Köcher: ich hätte einen der beiden Netztrafos gegenüber dem anderen auf der Hochachse um 90° verdrehen können. Gut möglich, dass auch das eine heilsame Wirkung gehabt hätte, allerdings scheute ich den damit verbundenen Umbau.
Fazit:
Der Verstärker verhält sich vom ersten Einschalten an elektrisch absolut still – das heißt: keinerlei Brumm, bei offenen Eingängen minimales Rauschen (Ohrkontakt mit der Pappe des Greencone), bei kurzgeschlossenen Eingängen: nichts …!
Das Klangbild ist nach oben hin sehr luftig-offen, mit ausgeglichenen Mitten und respektablen Tiefen. Hohe Räumlichkeit, dadurch Klangereignisse gut ortbar, breite Bühne. Alles in allem ein äußerst zufriedenstellendes Ergebnis. Wie sagt man so schön: „… da staunt der Laie, und der Fachmann (in diesem Fall Freund Segschneider) wundert sich!“
Abschließend einige Bilder vom Aufbau des Vollverstärkers:
… endlich ist es soweit. Die PL82 ist bis auf ein paar Kleinigkeiten fertig. Es hat etwas gedauert, der Broterwerb lässt wenig Spielraum. Das Ergebnis kann sich aber durchaus sehen und hören lassen. (…)
Besten Dank für die Ratschläge des guten Segschneider zu den Themen Netztrafo und Ausgangsübertrager. Zuletzt habe ich mich für die Firma Reinhöfer entschieden. Nicht nur wegen des attraktiven Preises, sondern auch wegen des netten Kontaktes mit Herrn Beyer (Fa. Reinhöfer) und dessen Rat:
Gleichrichterplatine, gefertigt nach der Tonertransfermethode. Nicht ganz so schön wie mit Fotolack. Muss man aber mal probiert haben:
Der Aufbau mit der Multiplex-Werft hat mir gut gefallen, ich habe diese allerdings etwas umkonstruiert. Der Gleichrichter ist nach links und die AÜ nach hinten gewichen. Außerdem liegen beide Kanäle nebeneinander. Im Untergeschoss ist die Siebung untergebracht. Die Zement-widerstände im Heizkreis sind zwischenzeitlich verschwunden.
Keramik-Lötleisten gibt es noch:
Die Siebung in freier Verdrahtung:
Erstes Einschalten mit Regeltrafo (vorsichtshalber) und Saba Greencones. Prompt blieb ein Kanal durch kalte Lötstelle stumm. Letztendlich kam nach einer Stunde Suche doch noch Musik aus beiden:
Letztendlich an den Reso-LS mit Vorstufe. Hat lange gedauert, bis die Sache eingerastet ist. (Anmerkung des Audionisten: auf meine Nachfrage schrieb H.-J. Kohler: „…(mit) „EINRASTEN“ meinte ich einfach, dass alle neuen Bauteile, egal ob aktiv, oder passiv, erst nach gewisser Einspielzeit ihre Werte erreichen und dies ist durchaus hörbar.“)
Ganz ohne Gehäuse ist mir die Sache doch zu gefährlich. Der Rahmen für die Front ist noch in Arbeit:
Polklemmen von Jantzen-Audio und Cinch-Buchsen von Neutrik:
Resümee zum Bau
Dank Ihres Beitrages war der Aufbau relativ einfach. Zur Verdrahtung habe ich noch weitere Pläne erstellt. Zum Löten nach Schaltplan war ich doch etwas außer Übung.
Schwieriger hat sich die Beschaffung mancher Teile gestaltet. Es gibt wenige Lieferanten, die Teile, die sie anbieten, auch lagernd führen. Mehrere Nachlieferungen alleine von einer Firma aus Berlin waren notwendig, bis alles parat lag. Die Reinhöfer-Teile waren vor dem Rest da. Mehrere Röhren-Fabrikate konnten problemlos im Netz beschafft werden. Verschiedene Kondensatoren liegen zum Austesten bereit. Freu‘ mich schon drauf!
Klang:
Nach längerer Einspielzeit kamen dann die Vorzüge zum Vorschein. (Die Endstufe) rauscht so gut wie gar nicht. Bassfundament ist dank der Resos – zumindest für meinen Geschmack – genug vorhanden. Ortbarkeit der Instrumente, die Räumlichkeit und Tiefenstaffelung sind erstaunlich. Auch Feininformationen werden nicht verschwiegen. Kurz gesagt, eine musikalisch ganzheitliche Darbietung, die einfach nur begeistert und die Technik in den Hintergrund treten lässt.
Einziges Manko gegenüber meinen Lieblingsendstufen ist die relativ schmale Bühne. Vielleicht tut sich noch was beim Austesten weiterer Röhrenfabrikate und Kondensatoren?
Worauf ich wirklich gespannt bin, wie sich die EMS- LB12EX an der PL82 anhören. Ein wunderbarer Breitbänder, der auch mit wenig Leistung große Vorstellung macht.
Es hat Spaß gemacht.
Danke für den vorausgegangenen netten Kontakt.
Mit bestem Gruß!
Hans- Jörg Kohler
Aus meiner Antwort an Hans-Jörg Kohler:
Hallo Herr Kohler,
mit Ihrem Aufbaubericht haben Sie mir eine große Freude gemacht! Vielen Dank! So ganz verschämt hofft man ja doch, den ein oder anderen Leser dazu anzuregen, ein eigenes Projekt anzugehen. Ich weiß zwar, dass hier und dort emsig gewerkelt wird, aber Sie sind der Erste, der sich mit einem fertigen Verstärker meldet. Ich bin begeistert, dass Sie dabei Anregungen aus unserer Veröffentlichung aufgegriffen haben, aber durchaus auch eigene Wege gegangen sind – chapeau! Ich denke, dass auch Ihre Endstufe in der Lage ist, die Unterschiede zwischen Röhrenfabrikaten, aber auch verschiedenen Koppelkonden-satoren aufzuzeigen. Insofern ist sicher noch die eine oder andere Überraschung zu erwarten, auch in Bezug auf die Breite der Bühne!
…
Restsonntagsgrüße –
Michael Münch